Die Metallwarenerzeugung wird 2017 und voraussichtlich auch 2018 das Produktionsplus des Vorjahrs
von 3,3 Prozent übertreffen – Die Branche schließt 2016 mit 14,7 Milliarden Euro Umsatz und einem Umsatzwachstum
von 2,3 Prozent ab
Wien (unicredit group) - Österreichs Metallwarenindustrie hat im ersten Halbjahr 2017 an Schwung gewonnen
und wird bis Jahresende die Ergebnisse des Vorjahrs übertreffen. Die Branchenproduktion ist 2016 um 3,3 Prozent,
der Umsatz aufgrund leicht gesunkener Erzeugerpreise um rund 2 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro gestiegen. Wie
der aktuelle Branchenbericht der UniCredit Bank Austria Ökonomen zeigt, tragen in diesem Jahr die Auslandsumsätze
wieder etwas stärker als das Inlandsgeschäft zum Ergebnis der Branche bei. „2017 sollten die baunahen
Metallwarenerzeuger, deren Umsätze im Vorjahr stagnierten, die fehlende Inlandsnachfrage im Wirtschaftsbau
im Export ausgleichen können. Hingegen erwarten die Industriezulieferer der Branche eine anhaltend lebhafte
Nachfrage von der Fahrzeug- und der Elektroindustrie im In- und Ausland, die zusätzlich noch vom heimischen
Maschinenbau gestärkt wird“, analysiert UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf.
Konjunkturerholung 2017 setzt sich 2018 fort
Die Produktion ist von Jänner bis April 2017 mit 4 Prozent stark angestiegen, ebenso der Umsatz mit 7 Prozent.
Ergänzt wird das positive Konjunkturbild der Metallwarenerzeugung von dem überdurchschnittlich hohen
Beschäftigungswachstum von 2 Prozent im ersten Halbjahr und der sehr guten Auftragslage zur Jahresmitte. Österreichs
Metallwarenindustrie profitiert besonders von der kräftigen Auslandsnachfrage, die immerhin 55 Prozent zum
Branchenumsatz beiträgt. Bis April 2017 ist der Umsatz der Metallwarenerzeugung in den Auslandsmärkten
um knapp 8 Prozent nominell gestiegen, im Inland um 6 Prozent. Entsprechend den optimistischen Einschätzungen
der Unternehmen legte der Auslandsumsatz im zweiten Quartal weiter zu. Die Branche kann 2017 und 2018 in den wichtigen
Absatzmärkten Italien, Frankreich und vor allem in Polen, Tschechien und Ungarn mit einem höheren Wirtschaftswachstum
rechnen. In Deutschland, dem größten Exportmarkt, in dem ein Drittel der Metallwarenexporte abgesetzt
werden, sollten in beiden Jahren von der Bauwirtschaft stärkere Nachfrageimpulse kommen. Hingegen gewinnt
die deutsche Investitionsgüterkonjunktur voraussichtlich erst 2018 an Geschwindigkeit und bringt den heimischen
Metallwarenherstellern zusätzliche Exportaufträge.
In Summe begünstigt das freundliche Konjunkturklima die Metallwarennachfrage 2017 und 2018, sodass die Branche
im Jahresdurchschnitt zumindest mit einem Produktionswachstum von 4 Prozent rechnen kann, was dem langfristigen
Wachstumsniveau entspricht.
Exporterfolge beweisen die Konkurrenzstärke der Metallwarenerzeugung
Österreichs Metallwarenerzeugung wächst nicht nur rascher als die gesamte Industrie, sondern langfristig
auch deutlich schneller als der Großteil der EU-Konkurrenten. In den vergangenen zwanzig Jahren legte die
Produktionsleistung der Branche in Österreich um durchschnittlich 4 Prozent im Jahr zu, in der EU um durchschnittlich
knapp 1 Prozent. Österreich ist traditionell einer der am stärksten auf die Metallwarenerzeugung spezialisierten
Standorte Europas, mit einem Anteil der Branche an der Industriewertschöpfung von knapp 11 Prozent. Der EU-Schnitt
beträgt im Vergleich 10 Prozent.
Die gute Performance der Metallwarenerzeugung in Österreich kann damit erklärt werden, dass die Branche
einerseits von der hohen internationalen Konkurrenzfähigkeit einzelner großer Leitbetriebe profitiert,
die sich in qualitativ hochwertigen Nischen spezialisieren und eine stabile Marktposition aufbauen konnten. Andererseits
garantieren die engen Zulieferverflechtungen mit den industriellen Wachstumsspitzenreitern, vor allem der Fahrzeugindustrie
und dem Maschinenbau, eine hohe Nachfrage. Zum Teil erklären auch die spezifischen Eigenschaften der Produkte
die Wachstumserfolge der Branche: Metallwaren sind im Wirtschaftsprozess unverzichtbar, sehr oft nicht substituierbar
und oft ist ein Transport über längere Wegstrecken nicht rentabel. Zudem erschwert der hohe Dienstleistungsanteil
in einigen Sparten Konkurrenzimporte, beispielsweise bei den Bauschlossern.
Der Außenhandelsüberschuss mit Metallwaren ist seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre fast kontinuierlich
gestiegen, was die Wettbewerbsstärke der österreichischen Branche zeigt. Zum Exportplus von 1,7 Milliarden
Euro 2016 haben die Warengruppen Beschläge und sonstige Metallwaren 1,4 Milliarden Euro, Waffen und Munition
350 Millionen Euro und Stahl- und Alu-Bauelemente 150 Millionen Euro maßgeblich beigetragen. „Besonders bemerkenswert
sind die hohen Exportüberschüsse mit Metallbeschlägen und Stahl- und Alubauelementen angesichts
des hohen Kostenniveaus im Land und der Tatsache, dass diese Warengruppen stärker im Preis- als im Qualitätswettbewerb
stehen“, sagt Wolf. Ein Exportdefizit wird vor allem mit Warengruppen mit relativ niedrigen Produktwerten verbucht,
wie zum Beispiel Schrauben, Nägel und Haushaltsartikel, die in Summe ein Minus von 440 Millionen Euro verursachen.
Die Metallwarenerzeugung ist ein Herzstück der heimischen Industrie
Im internationalen Vergleich punktet die Metallerzeugung in Österreich nicht nur mit höheren Wachstumsraten.
Bei der Produktivität steht Österreich nach der Metallwarenerzeugung in der Schweiz und den Niederlanden
in Europa mit einer Wertschöpfung pro Beschäftigten von 71.000 Euro an dritter Stelle. Im EU-Schnitt
liegt der Indikator mit 46.000 Euro um rund ein Drittel unter dem österreichischen Wert.
Ihre Ausnahmeposition bestätigt Österreichs Metallwarenerzeugung letztendlich auch mit den überdurchschnittlich
stark wachsenden Beschäftigungszahlen. Die Branche ist mit rund 71.000 Beschäftigten 2016 nach dem Maschinenbau
nicht nur zweitgrößter industrieller Arbeitgeber Österreichs, sondern auch eine der dynamischsten
Industriebranchen. In den letzten zwanzig Jahren ist die Zahl der Arbeitsplätze in der Branche um durchschnittlich
1 Prozent im Jahr gestiegen, während in der Industrie jährlich 0,1 Prozent der Arbeitsplätze verloren
gingen. „Dass die Zahl der Beschäftigten in der Metallwarenerzeugung langfristig ebenso wie in den vergangenen
wachstumsschwachen Jahren kontinuierlich gestiegen ist, rundet das Bild einer nachhaltigen Branchenentwicklung
und eines sicheren Arbeitgebers noch ab“, betont Wolf.
|