Häuser für Kinder in Südtirol
Terenten/Wien (feld72) - Die Sanierung der Grundschule in Terenten in Südtirol von feld72 wurde kürzlich
fertiggestellt. Gemeinsam mit dem 2010 ebenso von feld72 errichteten Kindergarten bildet sie ein zeitgemäßes
Bildungsensemble, das eine entscheidende Maßnahme zur Konzeption einer zukunftsfähigen Dorfstruktur
setzt. Ausgehend vom Altbestand aus den 1970er Jahren verwandelte feld72 die Schule in eine "Wahrnehmungsmaschine",
die zum Entdecken, Experimentieren und Forschen animiert und ein aktives Lernumfeld bietet.
Häuser für Kinder
Die Idee zum Bildungsensemble Terenten entsprang 2005 einer Studie, bei der die Bevölkerung mit einbezogen
wurde, ein ganzheitliches Konzept für das Dorf zu entwickeln. Ausgehend vom Altbestand aus den 1970er Jahren,
in dem die Schule und der Kindergarten zusammen untergebracht waren, entstand über die Jahre ein Konzept,
das beiden Einrichtungen mehr Raum und Interaktion ermöglicht und gleichzeitig die bestehende Dorfbibliothek
mit integriert. Das Bildungsensemble öffnet sich zum Dorf und umgekehrt - es wird Teil des Alltagskontextes.
Voraussetzung für die Umsetzung des progressiven und zeitgenössischen Konzepts, bildete die beispielhafte
Bildungsautonomie Südtirols und die engagierten im Projekt involvierten PädagogInnen. Prämisse war
es, ein aktivierendes Lernumfeld zu schaffen, das zum Entdecken, Experimentieren und Forschen animiert. Als Wahrnehmungsmaschine
bildet das neue Schulgebäude nicht nur eine adäquate Hülle für zeitgemäßes Lehren
und Lernen, sondern stellt selbst ein Lehrmittel dar. Indem es den Raum für seine NutzerInnen in all seinen
Dimensionen erlebbar macht, liefert es einen wichtigen Beitrag zur baukulturellen Bildung.
Aktivierung bestehender Ressourcen
In zwei Bauphasen unterteilt, wurde 2010 der Neubau des Kindergartens mit dazugehörigem Außenraum fertiggestellt.
2017 folgte die Überarbeitung des bestehenden Schulgebäudes. Mit der Aktivierung des Altbaus wurde ein
ressourcenschonender Bauprozess gewählt. Trotz minimaler Baueingriffe wurde ein Gebäude geschaffen, das
nicht nur baulich, sondern auch für neue pädagogische Ansätze Türen öffnet und durch die
räumliche Nähe mit dem Kindergarten Synergien nutzt. Das Ensemble schafft durch Freiräume, Zugänge
und Verbindungen einen neuen Mehrwert für Terenten. Durch die Integration der Dorfbibliothek verankern sich
schulische und soziale Aktivitäten im Dorf.
Grundschule
Die architektonische Strategie des Nebeneinanders klar erkennbarer Volumen, die miteinander verbunden ein größeres
Ganzes bilden, wurde auch hier angewandt: Bei gleichbleibender Kontur des Altbestandes wurde die Form der Schule
auf einfache und klare Volumen reduziert und ebenso wie der Kindergarten in Baukörper gegliedert. Der raue
Putz der Außenfassade tritt dabei in ein haptisches Spiel mit der Sichtbetonfassade des Kindergartens.
Durch das abfallende Gelände entstehen um das Bestandsgebäude der Schule Platzsituationen auf unterschiedlichen
Niveaus. Im Westen wird die Schule mit der angrenzenden Turnhalle und dem Musikpavillon verbunden. Im Osten bildet
der an die Aula der Schule angeschlossene Pausen- und Freibereich die Schnittstelle zum Kindergarten und forciert
die Zusammenarbeit von Kindergarten und Schule. Neue Durchgänge entlang der Schule ermöglichen einen
direkten Zugang von der Fußgängerzone zum dahinterliegenden Spielplatz.
Das Untergeschoss der Grundschule öffnet sich durch die abfallende Topographie zum Spielplatz hin und enthält
neben der Mensa auch eine öffentliche Bibliothek. In verschiedene kleinräumliche Situationen unterteilt,
umfasst diese auf einem einfachen Konzept basierend neben den Medienbereichen auch Lesenischen. Die beiden darüber
liegenden Stockwerke sind durch einen großzügigen Luftraum mit der Aula verbunden. Die ehemalige Erschließung
wird zu einer Lernlandschaft aktiviert, um welche sich Klassenzimmer, Ausweichräume, Zentralgarderobe, Lehrerzimmer
und Nassräume gruppieren. Großzügige Verglasung nach außen sowie zwischen Aula und Klassenräumen
sorgen für spannende Sichtbeziehungen und Durchblicke auf das umgebende Gebirge. Jedem Klassenzimmer ist eine
Fensternische zugeordnet, die ausreichend Stauraum bietet und in der Aula als Sitzbank dient. Die neuen Öffnungen
verwandeln die vorherige kleinteilige Raumstruktur in ein großes Ganzes. Somit entstehen unterschiedliche
Orte des Lernens auch außerhalb des Klassenzimmers.
Die größte bauliche Veränderung erfolgte durch die Transformation des Dachgeschosses in eine großflächige
zusammenhängende Fläche - den Open Space-, der als vielfältig und multifunktional nutzbarer Raum
den forschenden Aspekt des pädagogischen Konzeptes unterstützt. Mit verschiebbarem Mobiliar als Raumteiler,
Basteltischen, Werkbänken und einer Kochnische kann der Raum immer neu „erfunden“ werden.
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