Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom
Juli 2017
Wien (oenb) - Die positive Entwicklung der Kreditnachfrage hat sich im zweiten Quartal 2017 fortgesetzt.
Dies folgt aus den Ergebnissen der vierteljährlichen Umfrage über das Kreditgeschäft vom Juli 2017,
in der die Kreditmanagerinnen und Kreditmanager führender Banken nach ihren Einschätzungen zur Kreditentwicklung,
zur Refinanzierungssituation der Banken sowie zu den Auswirkungen von Bankenregulierung und EZB-Geldpolitik gefragt
wurden.
Die erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung schlägt sich auch in einer weiter steigenden Kreditnachfrage nieder.
Seit drei Quartalen zieht die Nachfrage nach Unternehmenskrediten merklich an. Für das dritte Quartal 2017
erwarten die Banken eine Fortsetzung dieser Entwicklung. Seit 2007 gab es diesbezüglich keine vergleichbare
Belebung. Auch im Kreditgeschäft mit privaten Haushalten registrierten die Umfrageteilnehmer im ersten Halbjahr
eine leicht steigende Kreditnachfrage.
Angebotsseitig haben die Banken im zweiten Quartal 2017 ihre Margen (Aufschläge auf Referenzzinssätze)
für durchschnittlich risikobehaftete Unternehmenskredite weiter reduziert und damit einen seit dem zweiten
Quartal 2016 bestehenden und für die Kreditnehmer günstigen Trend verlängert, der vor allem mit
einer verschärften Wettbewerbssituation am Kreditmarkt begründet wird. Die Wettbewerbssituation war auch
Grund für eine leichte Reduktion der Margen für Wohnbaukredite an private Haushalte im zweiten Quartal
2017. Abgesehen davon blieb das Kreditvergabeverhalten der Banken im zweiten Quartal 2017 sowohl gegenüber
Unternehmen als auch gegenüber privaten Haushalten weitgehend unverändert.
Beim Zugang der Banken zu Refinanzierungsquellen sind in den Umfrageergebnissen seit Mitte 2016 Verbesserungen
zu erkennen – im zweiten Quartal 2017 vor allem bei der Refinanzierung über Anleihen. Regulatorische Aktivitäten
führten auch im ersten Halbjahr 2017 zu einer Stärkung der Eigenkapitalpositionen der Banken. Das Kreditvergabeverhalten
der Banken wurde durch diese Regulatorien in den letzten beiden Halbjahren kaum beeinflusst.
Im März 2017 wurde vom Eurosystem das planmäßig letzte der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte
durchgeführt. Diese Geschäfte wurden seit ihrer Einführung im September 2014 von den Banken gut
angenommen. Bei der letzten Gelegenheit im März dieses Jahres war das Interesse besonders groß. Die
Auswirkungen der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte wurden und werden von den Umfrageteilnehmern
von Beginn an durchwegs positiv gesehen – mit vorteilhaften Auswirkungen auf die finanzielle Situation der Banken.
Die abgerufenen Mittel wurden hauptsächlich für die Kreditvergabe, was dem erklärten Ziel dieser
Geschäfte entspricht, und zur Substitution von Mitteln aus anderen Refinanzierungsgeschäften verwendet.
Abschließend können die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte des Eurosystems
aus österreichischer Sicht als Erfolg bezeichnet werden. Es bleibt aber anzumerken, dass die allgemeine Wirksamkeit
der geldpolitischen Maßnahmen des Eurosystems, die auf den Euroraum im Gesamten abzielen, nicht anhand der
hier präsentierten nationalen Effekte besprochen werden kann.
Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen gemeinsam
mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft
im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der Banken, das Kreditnachfrageverhalten
von Unternehmen und privaten Haushalten, sowie sonstige die Geldpolitik betreffende Themen zu verbessern. Dabei
werden rund 140 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus
Österreich.
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