30. Juli: UN-Tag zur Bekämpfung des Menschenhandels
Innsbruck (lk) - „Menschenhandel, Zwangsprostitution und moderne Sklaverei sind nicht nur Phänomene
in Entwicklungsländern, sie existieren auch ganz real bei uns in Österreich“, betont LRin Christine Baur
anlässlich des am 30.07. stattgefundenen jährlichen Welttags gegen den Menschenhandel. In ihre Ressortzuständigkeit
fällt die Abteilung Staatsbürgerschaft, in der die Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels
in Tirol koordiniert werden. Gerade erst im Juli wurde in Innsbruck von der Exekutive ein Menschenhändlerring
zerschlagen.
Die Europäische Kommission legte 2016 erstmals einen ausführlichen Bericht über die Entwicklungen
des Menschenhandels vor. Demnach wurden in den Jahren 2013 und 2014 insgesamt 15.846 Opfer registriert. 67 Prozent
der ermittelten Betroffenen wurden sexuell ausgebeutet, 21 Prozent sind Opfer von Arbeitsausbeutung. Insgesamt
sind 60 Prozent der Opfer Frauen, 19 Prozent Männer, 16 Prozent Mädchen und fünf Prozent Buben.
Die Kommission geht jedoch davon aus, dass die tatsächliche Zahl weitaus höher als die registrierten
rund 15.800 Opfer liegt. Zudem sei zu befürchten, so die Europäische Kommission, dass MenschenhändlerInnen
die aktuellen Fluchtbewegungen ausnutzen. Dies gelte vor allem für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
Sensibilisierung ausbauen
„Auch für Expertinnen und Experten ist es oft sehr schwer, die Opfer von Menschenhandel und moderner Sklaverei
zu erkennen“, weiß LRin Baur. Die TäterInnen betreiben großen Aufwand, um Ausbeutungssituationen
zu tarnen und arbeiten oft mit perfider Beeinflussung, Drohungen und Gewalt, welche die Opfer dazu bringen, zu
schweigen oder gar zu lächeln. Hinter der Fassade sind diese Menschen aber traumatisiert – oft wurden viele
Opfer schon in ihrer Heimat misshandelt, sind meist völlig ahnungslos über ihre Rechte und können
sich aufgrund fehlender Sprachkenntnisse nicht mitteilen. Für Außenstehende ist es meist schwierig,
mit den Betroffenen in Kontakt zu treten.
„Im Herbst wird eine Schulung für Landesbedienstete durchgeführt, um die Sensibilisierung für dieses
Thema auszubauen und den damit befassten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Rüstzeug für die Identifizierung
von Opfern des Menschenhandels mitzugeben“, kündigt LRin Baur an. Zwei Expertinnen in der Bekämpfung
von Frauen- und Kinderhandel werden wertvolle Anleitungen geben, auf welche Anzeichen bei möglichen Betroffenen
zu achten ist. Eine große Schwierigkeit im Erkennen der Opfer ist allerdings, dass ihnen oft selbst nicht
bewusst ist, dass sie ausgebeutet werden. Gründe dafür sind mangelnde Informiertheit bzw. die Täuschungen
der AusbeuterInnen, oder sie wollen nicht wahrhaben, dass sie Opfer von Menschenhandel sind. Diese Problematik
zeigt sich sehr ausgeprägt im Bereich der Arbeitsausbeutung und besonders bei männlichen Betroffenen.
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