Forum 2: Digitale Verwaltung braucht den Menschen

 

erstellt am
27. 07. 17
13:00 MEZ

Kremsmünster/Wien (gemeindebund) - Wird das Gemeindeamt überhaupt noch gebraucht, wenn alle wichtigen Verwaltungakte automatisiert werden? Diese zentrale Fragen diskutierten die Teilnehmer des Forums 2 mit E-Governance-Experten Peter Parycek und Kremsmünsters Amtsleiter Reinhard Haider.

Peter Parycek, Leiter des Departements für E-Governance in Wirtschaft und Verwaltung an der Donau-Uni Krems, prognostiziert die Automatisierung zahlreicher Verwaltungsabläufe. Die kommunale Verwaltung und Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern wird zunehmend digital. Das stellt die Kommunen vor neue Herausforderungen. Im Forum II der Kommunalen Sommergespräche 2017 mit dem Thema „Digitale Verwaltung braucht den Menschen“ wurde dabei deutlich, dass automatisierte Verwaltung bereits stattfindet und sich die Entwicklung in diese Richtung noch beschleunigen wird.

Verwaltungsabläufe schon in fünf Jahren automatisierter
Univ. Prof. Dr. Peter Parycek, Leiter des Departements für E-Governance in Wirtschaft und Verwaltung an der Donau-Uni Krems, prognostiziert, dass in den kommenden fünf Jahren einfache Verwaltungsverfahren zum größten Teil automatisiert werden könnten.

Parycek verweist in diesem Zusammenhang auf die bereits existierende „Antragslose Familienbeihilfe“, bei der die Daten der betreffenden Familienmitglieder aus dem Zentralen Personenstandsregister elektronisch an die IT-Systeme der Finanzverwaltung übermittelt und mit bestehenden Informationen abgeglichen werden. In 58 Prozent aller Fälle seien die Daten vollständig vorhanden, so Parycek, und das Geld werde automatisch auf die Bank überweisen.

Komplexere Verwaltung etwa in Zusammenhang mit Bauverfahren würden freilich auch künftig analog behandelt werden, so Parycek.

Funktionale Analphabeten als besondere Herausforderung
Eine besondere Herausforderung sieht Parycek in den sogenannten „funktionalen Analphabeten“. Diese Personengruppe umfasst hierzulande rund 17 Prozent. Es handelt sich dabei um Personen, die aufgrund mangelnder Sprach- und technischer Alltagskenntnisse weder in der Lage sind normale Papier-Formulare auszufüllen, geschweige denn moderne Kommunikationsgeräte zu benützen.

Weitgehend einig waren sich die Teilnehmer des Forums II, dass durch die Automatisierung der einfachen Verwaltungsaufgaben Ressourcen frei werden. Sofern diese nicht wegrationalisiert werden, könnten diese für mehr soziale Aufgaben – Stichwort Kinderbetreuung – verwendet werden.

Kremsmünster mit Webshop und App
Neben der Verwaltung wird auch die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern zunehmend digitalisiert ablaufen. Ein Beispiel dafür ist die oberösterreichische Gemeinde Kremsmünster. Die trat schon im Jahr 1996 erstmals mit einer Gemeinde-Homepage im Internet auf.

Seither wurde das digitale Kommunikationsangebot umfassend erweitert, wie Amtsleiter Mag. Reinhard Haider auf dem Forum II betonte. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt naturgemäß auf Information und Service und reicht von einem Web-Shop bis zu einer Wetterinfo-App.

Haider empfiehlt bei der Kommunikation via Social Media freilich höchste Professionalität. Gemeinden bräuchten eine Social Media-Strategie und sollten sich genau überlegen welche Zielgruppe sie mit welchen Inhalten erreichen wollen. Dies erfordere auch entsprechendes Knowhow in den Kommunen, weshalb Haider Personalentwicklung in den Gemeinden als wichtiges Zukunftsthema sieht.

Wo bleibt der Mensch?
Zusammenfassend stellten die Teilnehmer des Forum II fest, dass sich die Gemeinden in der Verwaltung und Kommunikation in Richtung „Kommune 4.0“ entwickeln werden.

Dennoch werde der Mensch dabei als Schnittstelle weiterhin eine zentrale Rolle spielen. Die Anforderungen an die Beschäftigten in den Kommunen würden freilich steigen. Die Zukunft gehöre den „Amtsmanagern“.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://gemeindebund.at

 

 

 

 

 

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