Anschober: Der Blick in den Wissensschatz der Vergangenheit ermöglicht die Prognose unserer
Zukunft – „Oberösterreich steht vor einer sehr schwierigen Zukunft, wenn der globale Klimaschutz nicht umgesetzt
wird“
Kremsmünster/Linz (lk) - Seit 255 Jahren werden im Stift Kremsmünster mehrmals täglich die
Wetterdaten aufgezeichnet. Die Daten dieser zu den ältesten Wetterstationen Europas zählenden Einrichtung
sind ein Wissensschatz für die Klimaforschung und die Prognosen für die Klimaentwicklung der nächsten
Jahre. Die Prognosen der Universität für Bodenkultur Wien für Oberösterreich zeigen, dass ohne
massive Erfolge beim globalen Klimaschutz die Zahl der Hitzetage in unserem Bundesland bis Ende dieses Jahrhunderts
dramatisch steigen werden.
Die erste Eintragung im Klimatagebuch der Sternwarte Kremsmünster datiert am 28. Dezember 1762, die Wetterwarte
wurde als Teil des „Mathematischen Turms“ im Benediktinerstift vor 255 Jahren eingerichtet. Eingetragen werden
seit Beginn Temperatur, Barometerstand und allgemeiner Wetterverlauf. Durch die lange Aufzeichnungsperiode sind
in Kremsmünster sogar weltweit kaum direkt gemessene Daten der kleinen Eiszeit in der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts verfügbar. Heute ist die Wetterstation in der Sternwarte des Stifts Kremsmünster
prominenter Teil des Klimaerlebnisweges im Zuge der Landesgartenschau.
Wetterlage und Klimaprognosen in OÖ
Die Wetterlage in den vergangenen Jahren gibt schon einen Einblick auf die künftig zu erwartenden Wetterkapriolen,
ausgelöst durch den Klimawandel: die Zahl der Naturkatastrophen, der Unwetter und lokalen Starkregenfälle
steigt auch in Oberösterreich massiv an, Hitzewellen und immer höhere Temperaturen bringen auch aktuell
schon verheerende Auswirkungen auf Gesundheit und Landwirtschaft.
Im oö. Zentralraum war der Juni 2017 um mehr als 3,5 Grad Celsius zu warm im langjährigen Durchschnitt,
ebenso in mittleren Lagen wie z.B. am Feuerkogel (1600m), auf der für das Dachstein-Gletscherprojekt installierten
Wetterstation bei der Simonyhütte (2250m) wurde der wärmste Juni der vergangenen zehn Jahre gemessen.
LR Anschober: „Wenn wir jetzt nichts tun, drohen uns gegen Ende des Jahrhunderts bis zu 100 Hitzetage jährlich
– so lautet das Ergebnis einer Studie der Universität für Bodenkultur im Auftrag meines Klimaschutzressorts.
Schon aktuell bemerken wir die Konsequenzen für Gesundheit und Landwirtschaft von glühend heißen
Tagen und nur geringer nächtlicher Abkühlung.“
Die vorgelegte BOKU-Studie zeigt, dass massive Klimaveränderungen, höhere Temperaturen und viel mehr
Hitzetage nicht mehr zu stoppen sind – auch bei den kühlsten, positivsten Szenarien, wenn wir die CO2-Emissionen
massiv senken, wird es zu einem Temperatur-Anstieg in OÖ kommen. Werden jetzt aber keine Maßnahmen gegen
den fortschreitenden Klimawandel gesetzt und wird weiterhin mit Öl, Kohle und Gas Energie erzeugt, treten
die extremen Szenarien auf: Ende des 21. Jahrhunderts hätten wir dann um 6,5 Grad Celsius höhere Mitteltemperaturen
in OÖ, in Linz bei 16 Grad Celsius – wie heute etwa in Südspanien. Die Hitzetage mit über 30°Celsius
könnten sich von aktuell 10 auf rund 100 Tage in Linz verzehnfachen, Trockenperioden könnten im Extremfall
bis 25% zunehmen.
LR Anschober: „Wir entscheiden mit den Maßnahmen zum Klimaschutz heute ganz wesentlich über das Ausmaß
der Klimakrise und damit über die Lebensqualität der nächsten Generationen!“
Weltklimavertrag von Paris – Bundesregierung am Zug!
Für Österreich bedeutet der Weltklimavertrag von Paris, dass endlich auch im eigenen Land wieder aktiver
Klimaschutz erforderlich ist: Österreich übernimmt mit dem Weltklimavertrag die Verpflichtung, die Emissionen
bis 2030 um 36 Prozent zu verringern. Österreich ist heute weit von diesem Klimaziel entfernt - eine Einsparung
von 8 Millionen Tonnen CO2 wird erforderlich sein.
Bleibt es bei der aktuellen Stagnation und kommt es vor den Nationalratswahlen zu keinem Beschluss der österreichischen
Klimastrategie zur Umsetzung des Weltklimavertrages, dann droht Österreich neuerlich ein Verlust von einem
Jahr. Denn erst nach Koalitionsverhandlungen und Regierungsbildung würde in diesem Fall die Arbeit an der
Klimastrategie auf der politischen Ebene fortgesetzt werden können.
Die Klimastrategie wäre aber erst der Ausgangspunkt für das konkrete Maßnahmenpaket zur Umsetzung
der Strategie.
Bei der letzten Konferenz der Umweltreferent/innen aller Bundesländer wurde einstimmig an die Bundesregierung
für einen Neubeginn der Klimapolitik Österreichs und die Verabschiedung einer Integrierten Klima- und
Energiestrategie noch vor den Nationalratswahlen appelliert.
„Es wird weiter wärmer – das Schlimmste zu verhindern ist noch möglich, aber nur wenn jetzt weltweit
gehandelt wird und der Weltklimavertrag von Paris erfüllt wird – als die letzte Chance für weltweiten
gemeinsamen Klimaschutz. Dies entscheidet über zig Millionen Klimaflüchtlinge, die Lebensqualität
in unserem Land – und über die Zukunftschancen unserer Welt“, so Landesrat Anschober abschließend.
Oberösterreich als Vorbild
Oberösterreich hat in den letzten 12 Jahren gezeigt, dass Klimaschutz möglich ist. In Oberösterreich
sind die Reduktionen bei den Treibhausgasemissionen im Bereich der Gebäude mit -46,1% (Ö: -39,8%) sowie
im Sektor Energie (Oö.: -53,3%; Ö.: -27,5%) höher als im Bundesschnitt. Im Verkehrsbereich sind
die Emissionszunahmen im Inlandsverkehr geringer (Oö.: +35,6%; Ö.: + 52,3%).
Hauptverantwortlich dafür, neben den politischen Rahmenbedingungen der letzten beiden Legislaturperioden,
ist eine breite Klimaschutzbewegung - mittlerweile sind 296 Gemeinden, 193 Schulen, über 600 Betriebe im Klimabündnis
OÖ für den Klimaschutz aktiv und zusätzlich die 13 Klima- und Energiemodellregionen (KEMs) aktiv
in der Region tätig.
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