Ausbau der Kinderbetreuung als Gegenmaßnahme – Frauen erhalten durchschnittlich über
40 Prozent weniger Pension als Männer
Wien (bmgf) - „Altersarmut betrifft vor allem Frauen: Im Schnitt bekommen Frauen österreichweit nur
57% der Pension, die Männer erhalten“, so Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner anlässlich des Equal Pension
Days, der am 27.07. in Österreich zum dritten Mal begangen wird. Es ist jener Tag, an dem Männer bereits
so viel Pension erhalten haben, wie Frauen erst bis Jahresende beziehen werden. „Im Vergleich zum letzten Jahr
hat sich hier an den Höhen kaum etwas verbessert. In Kärnten, Salzburg und Tirol hat sich die Lücke
sogar noch ein wenig weiter geöffnet. Das ist ein alarmierender Trend“, sagt die Ministerin.
In der Pension zeichnet sich ab, dass es noch immer große Unterschiede und Ungleichheiten zwischen männlichen
und weiblichen Erwerbsleben gibt. So können Männer laut Zahlen des Österreichischen Städtebunds
mit jährlich durchschnittlich 25.901 EUR Pension rechnen – Frauen lediglich mit 14.796 EUR. Das sind im Jahr
rund 10.000 EUR Unterschied zwischen einer durchschnittlichen Frauen- und einer durchschnittlichen Männerpension.
„Diese Zahlen sollten uns alle betroffen machen“, sagt Rendi-Wagner. Die Bundesregierung habe mit der Einführung
der Ausgleichszulage Plus in der Höhe von 1.000 Euro einen wichtigen Schritt gemacht, um Altersarmut zu vermeiden.
„Für gerechte Pensionen für Frauen müssen wir aber viel früher ansetzen: In erster Linie müssen
wir uns den Arbeitsmarkt anschauen. Die Lohnschere wirkt sich nämlich massiv auf die spätere Alterspension
aus.“
Obwohl Österreich in den letzten Jahren bereits Verbesserungen umgesetzt hat, zählt es nach wie vor zu
den Ländern mit einem großen geschlechtsspezifischen Einkommensunterschied. Erschwerend kommt hinzu,
dass Gehaltsstrukturen in der Privatwirtschaft nicht transparent sind. „Einkommensberichte und Gehaltsangaben in
Stelleninseraten sind sinnvoll und wichtig – aber alleine nicht wirksam genug. Wir brauchen mehr Lohntransparenz
in den Unternehmen“, so Rendi-Wagner. „Wenn Frauen wissen würden, was ihre männlichen Kollegen verdienen,
würden sie auch anders gestärkt in Lohnverhandlungen hineingehen.“ Vorbild für die Lohntransparenz
ist etwa der Öffentliche Dienst, wo es klare und transparente Einstufungen beim Einkommen gibt.
Auch die Tatsache, dass sich Frauen immer noch hauptsächlich um die Kinderbetreuung kümmern und dafür
oft Abstriche in Beruf und Karriere hinnehmen, wird später in der Pension sichtbar. „Im Erwerbsleben einer
Frau gibt es in der Regel mehrere Einschnitte – lange Kindererziehungszeiten, Elternteilzeit und andere Unterbrechungen
kommen bei Frauen tendenziell häufiger vor als bei Männern“, führt Rendi-Wagner aus.
„Daher ist einerseits der Ausbau der Kinderbetreuung eine absolute Priorität. Frauen dürfen nicht durch
einen Mangel an Kinderbetreuungsplätzen in eine Situation gezwungen werden, die sie später eventuell
mit Altersarmut bezahlen müssen“, betont Rendi-Wagner. Andererseits müsse der Anreiz für Väter
erhöht werden, sich gleichteilig um die Kindererziehung zu kümmern. „Hier ist der Rechtsanspruch auf
den Papamonat ein wichtiger Schritt“, erinnert die Ministerin an ihre Forderung.
„Es ist außerdem immens wichtig, Frauen darüber zu informieren, wie sich ihr Berufsweg und die Strukturen
des Arbeitsmarkts auf ihre späteren Pensionsbezug auswirken können“, so Rendi-Wagner und verweist auf
die Informations-Broschüre
des Frauenministeriums.
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