Wien (rk) - Die Ehefrau des österreichischen Architekten Johann Georg Gsteu übergab dessen Nachlass
im Jahr 2015 an das Wiener Stadt-und Landesarchiv. Die darin enthaltenen Unterlagen wurden erschlossen und verzeichnet
und sind nun online zugänglich.
Auffällige Bauwerke im Wiener Stadtbild
Gsteu prägte das Wiener Stadtbild vor allem durch den Nordsteg und die U6-Stationen von Tscherttegasse
bis Siebenhirten. Aber auch seine Wohnhäuser in der Aderklaaer Straße, Matthäusgasse und Weiglgasse
sowie zahlreiche Kindergärten und Zweckbauten setzen markante Zeichen in der Wiener Architektur. Als das architektonische
Hauptwerk von Johann Gsteu gilt die Oberbaumgartner Pfarrkirche in Wien.
Markant an Gsteus Bauwerken sind die technisch innovativen Designkonzepte, etwa die Trapezbleche aus Aluminium
der U6-Stationen, die Eternitdruckrohre als Erker beim Wohnhaus Weiglgasse oder das hydraulische Dach beim Müllzentrum
auf dem Meidlinger Markt.
Ein Tiroler in Wien und Kassel
Johann Georg Gsteu wurde 1927 in Hall in Tirol geboren. Nach Absolvierung der Bildhauerfachschule in Hallstatt
und seinem Kriegsdienst besuchte er die Höhere Technische Lehranstalt für Hochbau in Salzburg. Seine
Klassenkollegen waren Friedrich Achleitner, Wilhelm Holzbauer, Friedrich Kurrent und Hans Puchhammer. Nach der
Matura begann Gsteu 1950 (gemeinsam mit Friedrich Achleitner, Wilhelm Holzbauer und Friedrich Kurrent) ein Architekturstudium
bei Clemens Holzmeister an der Wiener Akademie der bildenden Künste, das er 1953 abschloss. Seither war er
als freischaffender Architekt, seit 2008 auch als Bildhauer für Stahlprofil-Plastiken tätig. Von 1980
bis 1992 unterrichtete er zusätzlich Architektur und Design als Professor an der Gesamthochschule Kassel.
Außerhalb Wiens sind in Österreich die Bildhauerunterkunft für das Bildhauersymposion in St. Margarethen,
das Pfarrzentrum Hohenems und die Pfarrkirche Steyr-Ennsleiten (gemeinsam mit dem Architektenkollektiv „arbeitsgruppe
4“) hervorzuheben.
Eine der zentralen Figuren österreichischer Architektur
Schul- und Studienfreund Friedrich Achleitner charakterisiert in Gsteus Monographie „Architektur sichtbar und spürbar
machen“ ihn und sein Werk: „Johann Georg Gsteu gehört zu den zentralen Figuren der Architektur der Zweiten
Republik. Er begleitete die Entwicklung der Architektur im Lande mit originären, substantiellen, ja impulsgebenden
Bauten, die nicht nur eine unverwechselbare Handschrift zeigen, sondern auch eine beharrliche Anwaltschaft in Sachen
Architektur verkörpert.“
Gsteu wurden mehrere Ehrungen zuteil, darunter das Goldene Ehrenzeichen des Landes Wien und das österreichische
Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.
Der Architekt verstarb am 20. August 2013 in Wien. Am 26. Juli wäre er 90 Jahre alt geworden.
Überblick über Gsteus Nachlass
Der Nachlass von Johann Gsteu wurde 2015 dem Wiener Stadt- und Landesarchiv übergeben und erschlossen. Einen
Überblick über die darin enthaltenen Projekte findet man im Wiener Archivinformationssystem (WAIS): http://bit.ly/2ttMOqR
|