Eine Kooperation der Universität für angewandte Kunst Wien und des MAK
Wien (mak) - Anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Universität für angewandte Kunst
Wien taucht die Großausstellung „Ästhetik der Veränderung. 150 Jahre Universität für
angewandte Kunst Wien“ (15. Dezember 2017 – 15. April 2018) in den Kosmos einer der traditionsreichsten und gleichzeitig
visionärsten kulturellen Hochschulen Österreichs ein. In zwei Ausstellungsteilen nähert sich die
Jubiläumsschau, eine Kooperation der Universität für angewandte Kunst Wien und des MAK, der historisch
gewachsenen Position der Angewandten als führendes Kompetenzzentrum für künstlerische und wissenschaftliche
Bildung und Forschung: Rund 400 Exponate eröffnen in der unteren MAK-Ausstellungshalle Einblicke in die unzähligen
Highlights ihrer 150-jährigen Geschichte. Spekulativ und mitunter provokant skizzieren zeitgenössische
Positionen in der oberen MAK-Ausstellungshalle die Zukunft von Kunst und Bildung vor dem Hintergrund gesellschaftlicher
und technologischer Umbrüche.
Multiperspektivische Annäherung an 150 Jahre "Die Angewandte"
Am 21. September 1867 legte Kaiser Franz Joseph in einem formlosen Schreiben den Grundstein für eine neue,
an das ehemalige k. k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie (heute MAK) angeschlossene Lehrinstitution.
Bereits am 1. Oktober 1868 wurde der Unterricht an der damaligen k. k. Kunstgewerbeschule aufgenommen, zunächst
noch in einem Hoftrakt des Palais Brenner in der Währinger Straße. 1877 wechselte die Schule in das
von Heinrich von Ferstel neu errichtete Haus am Stubenring, direkt neben dem Museum. Im Jahr 2018 wird die Angewandte
zusätzlich zwei große, neu adaptierte Gebäude in unmittelbarer Nähe der Ringstraße beziehen.
Tausende Biografien aus Kunst, Architektur und Design sind mittlerweile durch Lehre oder Studium mit der Angewandten
verbunden. Die AbsolventInnen bilden eine Mischung aus Stars der Kunst-, Architektur- und Designgeschichte – von
Gustav Klimt über Oskar Kokoschka bis Maria Lassnig, von Josef Frank über Margarete Schütte-Lihotzky
bis Hans Hollein – und Namen, die einer größeren Öffentlichkeit bisher unbekannt waren. Viele der
hervorgegangenen KünstlerInnen wurden bisher kaum beleuchtet, da sie entweder keine marktorientierte künstlerische
Karriere aufnahmen oder in die Lehre bzw. eine andere Funktion wechselten.
Über 400 Exponate aus der universitätseigenen Sammlung und der Sammlung des MAK sowie Leihgaben ermöglichen
im Ausstellungsteil in der unteren MAK-Ausstellungshalle, der von Elisabeth Schmuttermeier (Kustodin MAK-Sammlung
Metall und Wiener-Werkstätte-Archiv) und Patrick Werkner (Kunsthistoriker; Univ.-Prof., Universität für
angewandte Kunst Wien) kuratiert wird, eine multiperspektivische Sicht auf den enormen Output der Angewandten.
Die Kunst- und Designsammlung der Universität mit ihrem klaren Mission Statement der Dokumentation der Arbeiten
von Lehrenden und AbsolventInnen bringt einen breiten Querschnitt von 300 Objekten ein. Das MAK ergänzt die
Auswahl durch zahlreiche Werke von ProfessorInnen und AbsolventInnen, die bis Mitte der 1930er Jahre in die MAK-Sammlung
aufgenommen wurden.
Mit einem visionären Ausstellungsdesign lassen BWM Architekten, insbesondere Johann Moser und Sanja Utech,
eine Art Enzyklopädie der Angewandten entstehen. Eine alphabetische Reihung der Objekte und Themen ermöglicht
es den AusstellungsbesucherInnen, selbst inhaltliche Verknüpfungen vorzunehmen.
Eine Synthese von Historie und Gegenwart bildet das Zentrum der Präsentation: „Genealogien“ der Unterrichtsfächer
aus 150 Jahren zeigen die enorme Differenzierung des Lehrangebots von den Anfängen bis heute auf. Gleichzeitig
präsentieren sich auf Einladung von Rektor Gerald Bast alle Abteilungen der Angewandten in einem kurzen Video.
Hörstationen, Videos, Webstationen und ein großzügiger Büchertisch, der Einblicke in die umfangreiche
publizistische Tätigkeit der Angewandten ermöglicht, komplettieren den Blick auf die vitale, mit politischen
und gesellschaftlichen Entwicklungen aufs Engste verzahnte Geschichte der Angewandten.
Szenarien für die Zukunft
Im zweiten Teil der Schau „Ästhetik der Veränderung. 150 Jahre Universität für angewandte Kunst
Wien“ skizzieren Peter Weibel (Vorstand ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe; emer. o.
Univ.-Prof., Universität für angewandte Kunst Wien) und Gerald Bast (Rektor, Universität für
angewandte Kunst Wien) als Kuratorenteam Thesen für die Zukunft und eine mögliche Neuorientierung von
Bildung, Kunst und Gesellschaft.
„Technologische Innovation, geopolitische Umwälzungen, wissenschaftlicher Fortschritt verändern unsere
Welt in noch nie dagewesener Geschwindigkeit. Die Gegenwart ist geprägt von Ungewissheit, Diskontinuität
und Mehrdeutigkeit. Es fällt schwer, Schritt zu halten, sowohl auf individueller als auch auf struktureller
Ebene. Mehr denn je ist es wichtig, die Implikationen dieser Transformationsprozesse zu thematisieren und zu hinterfragen.
Gerade Universitäten kommt in dieser Diskussion eine wichtige Rolle zu und somit ist ein Jubiläum ein
guter Anlass, nicht nur einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, sondern auch in die Zukunft: Was erwarten wir
von Universitäten der Zukunft? Welche Ansprüche stellen wir an Bildungsstätten der Zukunft? Wie
gehen wir mit Wissen um? Was bedeuten die oben genannten Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft für
die Zukunft der Kultur? Wird sie marginalisiert oder kommt ihr eine neue Funktion zu? Was bedeutet das nicht zuletzt
für die Felder, in denen unsere AbsolventInnen arbeiten?“, umreißt Gerald Bast die künftigen Herausforderungen,
die im zeitgenössischen Teil der Ausstellung thematisiert werden.
Drei aktuelle Trends – Social Turn, Technological Turn und Cultural Turn – bilden den Rahmen für das Setting
der Ausstellung in der oberen MAK-Ausstellungshalle. Zeitgenössische, künstlerische Positionen und aktuelle
Forschung untersuchen, wie sich diese drei Themenkomplexe auf Bildung, Kunst und Gesellschaft auswirken.
Zu sehen sind künstlerische Annäherungen, Visualisierungen von Ergebnissen aus der Migrations- und Demografieforschung
in Kooperation mit dem Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital (IIASA, VID/ÖAW, WU), Visualisierungen
der Gen-Schere und ihrer Konsequenzen in Kooperation mit Renée Schroeder, Forscherin und Universitätsprofessorin
am Department für Biochemie der Max F. Perutz Laboratories, neue und bereits bestehende Arbeiten von Peter
Weibel sowie Positionen von Studierenden und AbsolventInnen und Werke zeitgenössischer KünstlerInnen.
Im Ausstellungsdesign von checkpointmedia spielt vor allem Lichtinszenierung eine große Rolle. Virgil Widrich
und Stefan Unger versetzen die unterschiedlichen künstlerischen Positionen wie auch die wissenschaftlichen
Forschungsprojekte in sinnlich erfahrbare Momente.
Unter dem Motto „Wir können die Zukunft nicht vorhersagen, aber wir müssen sie mitgestalten“ soll ein
Diskurs ins Rollen gebracht werden, der die Ästhetik der Veränderung auch in Zukunft vorantreibt.
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