WKÖ: Bonus-Malus-Modell für Ältere abgewendet - Betriebe zeigen Verantwortung
- gesetzliche Beschäftigungsziele übertroffen
Wien (pwk) - Jetzt ist es fix: Das per Regierungsvorlage angepeilte Bonus-Malus-Modell für die Beschäftigung
Älterer kommt nicht. Die Betriebe haben so viele Stellen für ältere Arbeitnehmer geschaffen, dass
ihnen eine „Älteren-Quote“ und damit Strafzahlungen erspart bleiben. Die per Stichtag 30. Juni 2017 fixierten
Beschäftigungsziele – nämlich für 55 – 59-jährige Männer 73,6%, für 60 - 64-jährige
Männer 33,1% sowie für 55 - 59-jährige Frauen 60,1% - wurden von Österreichs Betrieben nicht
nur erfüllt, sondern sogar übertroffen.
Anna Maria Hochhauser, Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich, zeigt sich erfreut: „Das Erreichen
der – ohnehin schon hoch gesteckten – Beschäftigungsziele ist eine tolle Leistung der heimischen Wirtschaft.
Damit zeigen unsere Betriebe klar: sie kommen ihrer Verantwortung als Arbeitgeber in besonderer Weise nach, und
sie wissen das Know-How der Älteren zu schätzen. Wir haben uns als Wirtschaftskammer sehr dafür
eingesetzt, dass unseren Betrieben keine Strafzahlungen aufgezwungen werden – und dies ist auch gelungen“.
Beschäftigung auf Rekordniveau
Derzeit sind in Österreich so viele ältere Arbeitnehmer beschäftigt wie nie zuvor. Seit 2013
gibt es einen Zuwachs von 322.132 (Jahresdurchschnitt 2013) bis 2016 auf 422.039 Personen 55+. Bis Juni 2017 gab
es eine weitere Steigerung auf 465.340 Personen. Dies ist eine Steigerung (bis Juni 2017) um 42% seit 2013. In
keiner anderen Altersgruppe ist der Beschäftigungszuwachs so hoch wie bei den Älteren.
Konkret wären rund 9.200 Betriebe betroffen gewesen, denen im Schnitt ein Pönale von mindestens 6.000
Euro pro Jahr gedroht hätte. In Summe konnte eine Belastung von 60 Mio. Euro für Österreichs Unternehmen
abgewendet werden.
Gemeinsam mit anderen Erleichterungen, welche die Wirtschaftskammer im Zuge der Diskussion um das Bonus-Malus-Modell
ausverhandeln konnte – Stichwort Verlängerung der Mittel aus der Beschäftigungsinitiative 50+ mit einer
Aufstockung des Budgets für die Eingliederungsbeihilfe – „ein wichtiger Erfolg im Sinne des heimischen Arbeits-
und Wirtschaftsstandortes“, unterstreicht Hochhauser.
Eingliederungsbeihilfe und Kombilohn verstärkt einsetzen
„Dabei ist es aber unabdingbar, dass wir die positive Entwicklung weiter vorantreiben und gerade die strukturelle
Arbeitslosigkeit bekämpfen“, ergänzt Hochhauser. Die WKÖ legt daher ein Bündel von Maßnahmen
vor, die verhindern sollen, dass sich Arbeitslosigkeit vor allem bei älteren Langzeitarbeitslosen verfestigt:
Die WKÖ fordert, dass die Mittel für Eingliederungsbeihilfen an über 50-jährige Arbeitslose
bereits am Beginn ihrer Arbeitslosigkeit (und nicht erst nach 6 Monaten) gewährt werden.
Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik in der WKÖ, führt aus: „Generell muss
der Fokus der Arbeitsmarktpolitik auf Anreizmodellen und zielgerichteten Instrumenten liegen. Die Erfahrung zeigt:
Die Eingliederungsbeihilfe nützt am besten, ist nachhaltig und kostet im Vergleich am wenigsten. Wir freuen
uns daher, dass in diesem Bereich mehr Mittel eingesetzt werden und hoffen auf eine effiziente Nutzung“.
Zudem muss der Kombilohn gerade auch für Ältere stärker beworben und eingesetzt werden, unterstreicht
Gleitsmann.
Wichtige Beschäftigungsimpulse für Ältere könnten auch vom Unternehmensgründungsprogramm
des AMS kommen – denn gerade Ältere haben nicht nur das Knowhow, sondern auch Kontakte und Netzwerke, die
sie nützen können, um in der Selbständigkeit neue Perspektiven zu finden.
Aktion 20.000 für Betriebe öffnen
Die Beschäftigungsaktion 20.000 begrüßt die WKÖ grundsätzlich – „doch hier muss der
Fokus darauf liegen, nachhaltige Stellen zu schaffen, und das ist überwiegend auf betrieblicher Ebene möglich“,
kritisieren Hochhauser und Gleitsmann, dass eine entsprechende Verordnung des Sozialministers Privatunternehmen
explizit von der Aktion ausschließt.
Hochhauser: „Wenn es ein übergeordnetes öffentliches Ziel sein soll, gerade die Personengruppe der Älteren
verstärkt in Beschäftigung zu bringen, ist nicht nachzuvollziehen, dass ein dafür unerlässlicher
Bereich – nämlich die Jobs in der Privatwirtschaft – ausgeblendet wird.“
Es sei unbestritten, dass es ältere Personen, wenn sie einmal arbeitslos geworden sind, länger auf Jobsuche
bleiben, unterstreicht Gleitsmann. „Gerade deshalb müssen wir hier dringend nachhaltige Lösungen finden.
Gleichzeitig muss man aber auch mit dem Mythos aufräumen, dass unsere Betriebe Älteren weniger oder kaum
Jobs geben – das Gegenteil ist der Fall, wie die heute vorgelegten Zahlen zeigen“.
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