Junge Visionäre entwerfen Zukunftsbilder von Europa
Wien/Alpbach (alpbach) - Die Anliegen und Visionen von jungen EuropäerInnen stehen im Mittelpunkt der
Politischen Gespräche, die am Nachmittag des 27.08. prominent eröffnet wurden. „Das Rennen um eine gute
Zukunft für die kommenden Generationen hat eine entscheidende Phase betreten. Das Europäische Forum Alpbach
möchte dazu beitragen, dieses Rennen zu gewinnen“, leitet Franz Fischler, Präsident des Europäischen
Forums Alpbach, die Gespräche ein.
Als Novum kommen gleich zu Beginn junge europäische Stimmen zu Wort: darunter der Ausnahme-Unternehmer Bejay
Mulenga (UK), Katharina Brandl, Mitgründerin von Business Riot, einer erfolgreichen Arbeitsmarkt- und Kreativkonferenz
für Frauen in Wien sowie die geflüchtete Transgender- und Menschenrechtsaktivistin Farah Abdi. Katharina
Gnath, die das Programm „Europe’s Future“ der Bertelsmann Stiftung mitgestaltet, trägt ebenso zur Debatte
bei wie András Fekete-Gyor, Vorsitzender einer neuen ungarischen Bewegung, der über politisches Engagement
und den Kampf gegen Politikverdruss spricht.
Ziel der insgesamt 40 verschiedenen Diskussionen und Breakout Sessions ist es, „gemeinsam eine signifikante Wirkung
auf die öffentliche Debatte in Europa auszuüben“, sagt Fischler. „Es ist nicht notwendig, Demokratie
und Menschenrechte neu zu erfinden. Stattdessen müssen wir diese leben und uns gegen jene auflehnen, welche
diese Rechte untergraben.“
Gedenken an die Flüchtlingstragödie von Parndorf
Die Politischen Gespräche wurden von einer Inszenierung von Peter Wagner und dem Theaterverein Burgenland
eingeleitet. Mit der Performance „atem; aus; atmen" gedenken die KünstlerInnen des grausamen Todes von
71 Flüchtlingen in Parndorf, der sich am Eröffnungstag zum zweiten Mal jährt.
Historiker Blom: Warum haben sie nichts dagegen getan?
„Das Versprechen, dass unsere Kinder es einmal besser haben würden, scheint gebrochen”, kommentiert Philipp
Blom im Zuge seiner Eröffnungsrede. „Die Zukunft könnte ein großes Problem für uns werden.
Darum wollen wir in Europa, dass die Gegenwart nie aufhört.“ In 50 Jahren werde eine junge Historikerin über
unsere Zeit fragen: „Warum haben sie den Klimawandel nicht als nationalen und transnationalen Notfall behandelt?
Warum haben sie nicht erkannt, was die Automatisierung mit ihrer Arbeit und Gesellschaft anrichten wird.“ Als Historiker
der Gegenwart appelliert Blom an die Solidarität der EuropäerInnen.
Van der Bellen: Europa als einzigartige Zivilisationsleistung
Eröffnungssprecher Alexander Van der Bellen zeichnet die Zukunft Europas betont optimistisch: „Ich bin
überzeugt, dass das Vereinte Europa, das wir kennen, eine einzigartige Zivilisationsleistung ist, hergestellt
durch pure Einsicht. Einsicht in die Entwicklung Europas in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.“ Europa
dürfe nun „nicht in die alte Kleinstaaterei zurückfallen“. „Wenn wir dort versagen, dann sehe ich für
alles andere auch schwarz“, so Van der Bellen. Insgesamt sei er jedoch „guter Dinge.“ Hoffnung gebe ihm etwa der
Wahlsieg Emmanuel Macrons in Frankreich.
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