Wissenschaftsminister und Robert Jan Smits skizzieren Herausforderungen für Europa und
Österreich - Spin-off-Fellowship und ERC-Anreize
Brüssel/Alpbach/Wien (bmwfw) - „Wenn wir mit 3,14 Prozent die zweithöchste Forschungsquote in
der EU haben, aber im European Innovation Scoreboard auf Rang 7 liegen, sind Input und Output nicht stimmig. Um
Innovationsführer zu werden, brauchen wir deshalb mehr Effizienz, mehr Offenheit und Internationalität
und mehr Mut für Neues. Wir leben teilweise in der Durchschnittsfalle und dieses Denken bringt uns nicht voran.
Das Innovationsrennen wird am Anfang entschieden, nicht am Ende“, so Wissenschaftsminister Harald Mahrer am 24.
August im Rahmen eines Pressegesprächs mit dem EU-Generaldirektor für Forschung und Innovation, Robert
Jan Smits.
„Österreich entwickelt sich grundsätzlich positiv: Die österreichischen Anteile in Horizont 2020
sind gestiegen, Forscher in Österreich konnten seit Beginn des Programms bereits rund 750 Millionen Euro einwerben.
Bei den Grants des Europäischen Forschungsrates ist Österreich den Top 3-Ländern dicht auf den Fersen.
Ein besonderes Augenmerk sollte künftig auf dem Bereich Digitalisierung und der Modernisierung der Universitäten
liegen“, ergänzt Robert Jan Smits, Generaldirektor für Forschung und Innovation der Europäischen
Union.
Mehr Effizienz statt Gießkanne
„Um Spitzenleistungen gezielter zu fördern, muss künftig stärker auf eine kompetitive Vergabe
von Forschungsmitteln und auf Exzellenz gesetzt werden. Wir müssen uns an den internationalen Spitzenreitern
orientieren und das Steuergeld kompetitiv einsetzen, anstatt es mit der Gießkanne zu verteilen. Entscheidend
ist nicht die Anzahl der Fördereinrichtungen oder der Institutionen, sondern dass die Vergaben effizient und
schneller erfolgen. Wir müssen Doppelgleisigkeiten bereinigen und den Impact erhöhen“, so Mahrer, der
sich auch erneut für eine Implementierung der Studienplatzfinanzierung und Zugangsregelungen an den Universitäten
ausspricht: „Wir wollen die Zahl der Absolventen steigern, die Rahmenbedingungen für Forschung und Lehrer
verbessern und strategische Weiterentwicklungen in Stärkefeldern ermöglichen. Zugleich müssen wir
Anreize setzen, um für internationale Spitzenforscher attraktiv zu sein.“ Im Zuge der nächsten Leistungsvereinbarungen
mit den Universitäten soll es daher einen finanziellen Anreiz für eingeworbene ERC-Grants geben. Um die
Transformation von wissenschaftlichen Erkenntnissen in wirtschaftliche Anwendungen zu erleichtern, wird noch im
Herbst der erste Call für ein spezielles Spin-off Fellowship-Programm gestartet. Das Gesamtvolumen für
das Programm beträgt 15 Millionen Euro. Nachholbedarf sieht der Minister auch im Bereich der Scale-up-Finanzierung,
wo es neue Modelle braucht, um die starke Abhängigkeit von banklastigen Finanzierungen zu reduzieren.
Nachholbedarf sehen Mahrer und Smits bei der digitalen Infrastruktur. „Wir bewegen uns hier im letzten Viertel
von Europa und haben eindeutig zu lange zugeschaut. Wenn Deutschland in den nächsten Jahren 100 Milliarden
in den Breitband- und Glasfaserausbau investiert, werden wir mit einer mediokren Breitbandmilliarde nicht weitkommen.
Hier müssen wir unsere Anstrengungen erhöhen, auch um die soziale Teilhabe in der Gesellschaft sicher
zu stellen“, so Mahrer. Digitalisierung, Open Innovation und Open Access werden aus Sicht des Wissenschaftsministeriums
auch wichtige Themen für die EU-Ratspräsidentschaft Österreichs 2018. Zudem fallen mit den BREXIT-Verhandlungen,
sowie dem Budgetrahmen für die Europäische Union wichtige Vorarbeiten in die Präsidentschaft. „Wir
brauchen in Europa ein klares Bekenntnis für den Stellenwert von Wissenschaft, Forschung und Innovation. Hier
wird es zusätzliche Mittel brauchen, ansonsten droht der Innovations- und Wirtschaftsstandort ins Hintertreffen
zu geraten“, so Mahrer.
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