Flüchtlingsintegration bilanzieren – Regelintegration wieder thematisieren
Wien (bmeia) - Am 23. August präsentierte Bundesminister Sebastian Kurz gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr.
Heinz Faßmann, dem Vorsitzenden des Expertenrats für Integration, sowie mit Dr. Stephan Marik-Lebeck
von Statistik Austria den Integrationsbericht 2017. Der diesjährige Integrationsbericht widmet sich neben
einer Bilanz der Flüchtlingsintegration auch „traditionellen“ ZuwanderInnengruppen (Drittstaatsangehörigen
ohne Fluchthintergrund sowie EU-BürgerInnen).
Zuwanderung im Vergleich zum Vorjahr gesunken, bleibt aber überdurchschnittlich hoch
Im Vergleich zum Rekordjahr 2015 ist die Zuwanderung nach Österreich im Vorjahr deutlich gesunken. Dies liegt
vor allem an dem deutlichen Rückgang (mehr als Halbierung) der Asylantragszahlen. Dennoch bleibt die Netto-Zuwanderung
nach Österreich im langfristigen Vergleich mit derzeit +64.600 Personen überdurchschnittlich hoch, wie
Univ.-Prof. Dr. Heinz Faßmann erklärte.
Bilanz der Flüchtlingsintegration: starke Strukturen und rechtliche Regelungen geschaffen
Österreich hat in der Flüchtlingskrise sehr rasch reagiert. Bereits im November 2015, zum Höhepunkt
der Fluchtmigration nach Europa, haben Mitglieder des Expertenrats gemeinsam mit dem BMEIA den 50 Punkte-Plan zur
Integration von Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten vorgelegt, der seither umgesetzt wird. Österreich
ist im Bereich der Flüchtlingsintegration nun sehr gut aufgestellt, da in den vergangenen beiden Jahren bundesweite,
tragfähige Strukturen geschaffen werden konnten. Vor allem das Integrationsgesetz, das erstmals klare rechtliche
Standards hinsichtlich der Integrationsarbeit setzt, ist für Bundesminister Kurz ein Meilenstein der Integrationsarbeit
in Österreich: "Erstmals wird Integation als ein Zusammenspiel von Fördern und Fordern definiert.
Dass Flüchtlinge und Drittstaatsangehörige nun eine Integrationserklärung unterzeichnen müssen,
die sie zum Abschluss von Werte- und Orientierungskursen sowie Deutschkursen verpflichtet und bei Nicht-Teilnahme
Sanktionen vorsieht, war ein sehr wichtiger Schritt", so Kurz.
So gibt es jetzt ein gesetzlich verankertes, flächendeckendes und verpflichtendes Angebot an Deutschkursen
bis hin zum A2-Sprachniveau. Im Rahmen der Werte- und Orientierungskurse konnten seit 2015 rund 30.000 Personen
österreichweit erreicht werden, und aufgrund der starken Nachfrage überdies weitere Vertiefungskurse
(z.B. zu Arbeit, Frauen, Gesundheit, etc.) etabliert werden. Der Expertenrat empfiehlt im Integrationsbericht diese
positive Dynamik zu nutzen und weiterhin den Weg von Einzelnmaßnahmen zu konsoldierten Angeboten zu beschreiten.
Integrationserfolg hängt von Anzahl der zu Integrierenden ab: Reform des europäischen Asylsystems
notwendig
Auch wenn sich die Anzahl der Asylanträge in Österreich im letzten Jahr auf rund 42.000 halbiert hat,
so liegt Österreich noch immer im europäischen Spitzenfeld, wenn man die Asylanträge proportional
zur Bevölkerungsgröße betrachtet. Aus diesem Grund bedarf es dringend einer Reform des europäischen
Asylsystems, denn die Flüchtlingskrise hat das derzeit bestehende Dublin-System de facto außer Kraft
gesetzt und die Hauptlast innerhalb der europäischen Union sehr ungleich auf nur einige wenige Länder
verteilt.
Integrationserfolg hängt auch von Profil der ZuwanderInnen ab: Bildungsbereich und Arbeitsmarkt weiterhin
im Fokus der Flüchtlingsintegration
Der unkontrollierte Zuzug einer so großen Anzahl an Flüchtlingen stellt auch langfrisitg eine große
Herausforderung für die österreichische Integrationsarbeit dar. Der Integrationserfolg hängt nämlich
nicht nur von der Anzahl, sondern auch maßgeblich vom Profil der zu Integrierenden ab. Der Bildungsstand
der Flüchtlinge ist sehr heterogen, wobei AfghanInnen als größte Gruppe die niedrigsten formalen
Qualifikationen aufweisen. Umso wichtiger bleiben Integrationsmaßnahmen im Bildungs- und Arbeitsmarktbereich.
Der Expertenrat spicht sich im Integrationsbericht daher u.a. für ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr
für Kinder mit Deutschförderbedarf, Sprachförderkurse am Nachmittag und in den Sommerferien sowie
die Einführung eines Unterrichtsfachs Politische Bildung aus.
Über den Integrationsbericht, das Statistische Jahrbuch sowie die Integrationsdatenbank
Im jährlich erscheinenden Integrationsbericht resümiert der Expertenrat für Integration stets die
Integrationsarbeit des vergangenen Jahres und beleuchtet aktuelle Fragen und Herausforderungen in diesem Themenfeld.
Ergänzt werden diese Ausführungen durch das ebenfalls jährlich publizierte Statistische Jahrbuch
„migration & integration“, welches anhand von 25 Indikatoren eine wichtige Datengrundlage hierzu liefert. Die
Onlinedatenbank "Integrationsprojekte in Österreich“ des BMEIA wird ebenso regelmäßig aktualisiert
und beinhaltet aktuell 2044 Beispiele integrationsrelevanter Initiativen, die von den 37 Mitgliedern des Integrationsbeirats
eingemeldet wurden bzw. über die europäischen und nationalen Integrationsförderungen des BMEIA
unterstützt werden.
|