"Buchskelett" als Mahnmal zum Gedenken
 an die Bücherverbrennung

 

erstellt am
01. 09. 17
13:00 MEZ

Siegerprojekt liegt dem Stadtsenat zur Entscheidung vor
Salzburg (stadt) - Der international ausgeschriebene Wettbewerbs zur Errichtung eines Mahnmals am Residenzplatz zum Gedenken an die Bücherverbrennung des Jahres 1938 ist abgeschlossen. Die Jury wählte als Sieger-Projekt den Entwurf „Buchskelett“ von Fatemeh Naderi und Florian Ziller aus. Eine Beauftragung erfolgt nach Zustimmung durch den Stadtsenat.

Mit GR-Beschluss vom 8.7.2015 zur Neugestaltung des Residenzplatzes ist die Abteilung Kultur, Bildung und Wissen beauftragt worden, eine Ausschreibung für ein in den Boden eingelassenes Mahnmal auszuloben. Der Standort wurde in Abstimmung mit Historikern, Kunstbeirat, Bundesdenkmalamt und der Baubehörde vorgeschlagen. Vorgabe war dabei, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Nutzungen des Residenzplatzes ein pietätvolles Erinnern zu ermöglichen.

Der Wettbewerb wurde im Dezember 2016 gestartet. Mit Abgabefrist 17.2.2017 lagen 107 Wettbewerbsarbeiten aus Frankreich, Bulgarien, Kroatien, Niederlande, Schweiz, Deutschland und Österreich vor. Als Jury fungierte der Kunstbeirat der Stadt Salzburg unter dem Vorsitz von Dr. Werner Thuswaldner. Die Abwicklung des Verfahrens erfolgte in zwei Stufen nach folgenden Auswahlkriterien:

  • Künstlerische Qualität des Mahnmals (beurteilt auf Grundlage des eingereichten Vorentwurfes und der Beschreibung)
  • Verdeutlichung und inhaltlicher Bezug zum Akt der Bücherverbrennung
  • Künstlerische Umsetzung des Themas Bücherverbrennung
  • Technische Umsetzbarkeit
  • Künstlerische Innovation und Wirkung in Bezug auf den spezifischen Raum
  • Plausibilität der Einhaltung der Kostenvorgabe


Im ersten Vergabeschritt sind aus den 107 Wettbewerbsarbeiten 20, aus diesen wiederum entsprechend den Vorgaben der Ausschreibung sechs Gewinnerprojekte und zwei Nachrücker ausgewählt worden.

Im zweiten Verfahrensschritt haben die sechs GewinnerInnen ihre Arbeiten in einem ganztägigen Hearing dem Kunstbeirat und zugeladenen ExperteInnen (Historiker, Bundesdenkmalamt, Architekten der Residenzplatzgestaltung, Bauabteilung und IKT) präsentiert. Die Kandidaten wurden in der Folge beauftragt, ihre Arbeiten und Konzepte in spezifischen Punkten zu modifizierten bzw. weiter auszuarbeiten und erneut vorzulegen. In einer abschließenden Jurysitzung wählte der Kunstbeirat aus den sechs GewinnerInnen das Konzept von Fatemeh Naderi und Florian Ziller als Siegerprojekt aus.

Siegerprojekt – Buchskelett
„Das Mahnmal soll ernüchternd und ikonisch an den barbarischen Akt der Bücherverbrennung erinnern. Schwarz auf Weiß illustriert im Raum liegt die schwarze Buchskulpur auf weißem Hintergrund – wie Bild und Text auf Papier. Der übrig gebliebene Buchrahmen symbolisiert die Erinnerung daran“, so die Grundkonzeption und Projektidee von Fatemeh Naderi und Florian Ziller.

Dr. Werner Thuswaldner, Vorsitzender des Kunstbeirates resümiert den Entscheidungsprozess: "Der Kunstbeirat der Stadt Salzburg hat sich in seiner langjährigen Tätigkeit noch nie zuvor so eingehend und zeitlich aufwändig mit einem Projekt beschäftigt wie im vorliegenden Fall. Er ließ sich davon leiten, dass es ein „Mahnmal“ sein sollte, das in der Lage ist, Denkanstöße zur Erinnerung an das historische Ereignis überzeugend zu vermitteln. Der Kunstbeirat ist nach sorgfältigen Überlegungen und teils auch kontrovers geführten Diskussionen schließlich zur Überzeugung gelangt, dass dies mit dem Siegerprojekt, einem reduzierten, gleichwohl starken Zeichen eines „Buchskeletts“, gelingen kann."

Die Begründung der Jury
„Die Jury hat überzeugt, dass hier ein einfaches, gleichwohl eindringliches, zur Reflexion aufrufendes Symbol im „Nirgendsraum“ gesetzt wird. Der Inhalt des Buchs, von dem ein Skelett übriggeblieben ist, ist vernichtet, gleichsam „ausgebrannt“ worden. Der Hinweis auf den barbarischen historischen Akt wird auch einem Publikum, das zunächst nur zu geringer Aufmerksamkeit bereit ist, vermittelt, Zeitlosigkeit ist impliziert, also auch die dringende Warnung vor der Gefahr einer Wiederholung! Das minimalistische Buchskelett als Mahnmal ist bedeutungsoffen, beansprucht Gültigkeit im Hinblick auf die Vergangenheit, aber auch für die Gegenwart und die Zukunft. Sehr sorgfältig wird auf die Detail-Ausführung der vorgeschlagenen Metallkonstruktion, die gestreute Lichtführung und die Formulierung des Texts zu achten sein.“

Die Kosten für die Errichtung der Buchskulptur umfassen rund 74.000,-- Euro, die Errichtung des erforderlichen Fundaments wird von der Bauabteilung der Stadt Salzburg übernommen.

Sollte der Stadtsenat dem Vorschlag zur Realisierung zustimmen, wird im Oktober mit den Bauarbeiten gestartet.

Die feierliche Enthüllung des Mahnmals ist für 30.4.2018 mit einem Festakt vorgesehen. Die Arbeiten der sechs GewinnerInnen werden parallel dazu ausgestellt.

Mit diesem Projekt leistet die Stadt Salzburg einen weiteren wichtigen Beitrag im Rahmen der Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus und schafft ein bleibendes Element der Salzburger Erinnerungskultur.

 

 

 

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