Microsoft Arbeitsgruppe im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach 2017
Alpbach/Wien (grayling) - Die Jobs der Zukunft werden sich maßgeblich von den heutigen unterscheiden:
hin zu höher qualifizierten Tätigkeiten, während Routine-Aufgaben automatisiert sein werden. Alleine
in Österreich soll 2035 ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts von „Maschinenkollegen“ erarbeitet werden. Ganze
137 Milliarden US Dollar soll die künstliche Intelligenz (KI) dann erwirtschaften – anstelle von Menschen.
Damit Österreich für die Zukunft gerüstet ist und damit alle von künstlicher Intelligenz profitieren,
braucht es mehr digitale Talente und transparente ethische Grundsätze.
Zu diesem Ergebnis kam die Microsoft Arbeitsgruppe im Rahmen der Wirtschaftsgespräche in Alpbach. Unter dem
Titel „Der Maschinenkollege – Freund oder Feind?“ diskutierten Jörg Leichtfried (Bundesminister für Verkehr,
Innovation und Technologie), Christoph Klein (Direktor der Arbeiterkammer Wien), Michael Zettel (Country Managing
Director, Accenture Österreich) und Dorothee Ritz (General Manager Microsoft Österreich) unter der Leitung
von Puls4-Info-Chefin Corinna Milborn über den Einzug von Robotik und künstlicher Intelligenz in den
Lebens- und Arbeitsalltag. Kann künstliche Intelligenz die Menschen sinnvoll unterstützen? Oder fühlen
sich Menschen vermehrt ersetzt und bedroht?
Mensch und Maschine: gemeinsam ein unschlagbares Team
Die Angst, Roboter könnten Menschen die Jobs wegnehmen, beherrscht derzeit den medialen Diskurs. „Diese
Sorgen müssen wir ernst nehmen. Aber noch mehr müssen wir die Chancen aufzeigen – für die Gesellschaft,
für Unternehmen und auch für den Einzelnen. Künstliche Intelligenz hat viele Gesichter: Nur mit
den vielfach prognostizierten Science-Fiction Endzeitszenarien haben diese wenig zu tun“, sagt Dorothee Ritz, General
Manager bei Microsoft Österreich. Die Geschichte habe nicht nur einmal gezeigt, dass sich große technologische
Umbrüche auch auf die Arbeitswelt auswirken – ob Dampfmaschine oder der PC. „Wir bei Microsoft sind überzeugt,
dass Menschen und Maschinen ganz unterschiedliche Talente mitbringen. Menschen sind kreativ und innovativ, emotional
und empathisch. Computer sind unübertroffen in der Fertigkeit, in riesigen Datenmengen rasend schnell Muster
zu erkennen. Mensch und Maschine können gemeinsam ein unschlagbares Team sein.“ Michael Zettel, Managing Director
bei Accenture Österreich ergänzt: „Humor ist ein perfektes Beispiel dafür, dass der Mensch der Maschine
überlegen ist.“
Roboter-Rat: Strategien für den Umgang mit künstlicher Intelligenz
Bedenken adressieren und aktiv aufklären sind auch für Jörg Leichtfried, Bundesminister für
Verkehr, Innovation und Technologie, der Schlüssel zum langfristig erfolgreichen und akzeptierten Einsatz
künstlicher Intelligenz: „Roboter übernehmen immer mehr Aufgaben in unserer Arbeitswelt, etwa um Autos
zusammenzubauen, Lagerbestände zu kontrollieren oder Lasten zu tragen. Die Österreicherinnen und Österreicher
knüpfen daran viele Erwartungen, aber auch Sorgen. Das nehmen wir ernst. Darum haben wir den Roboter-Rat ins
Leben gerufen. Wir erarbeiten einen Plan, wo und wie Roboter in unserem Leben einen Platz haben. Der Mensch muss
dabei immer im Mittelpunkt stehen. Wir werden dafür sorgen, dass die Österreicherinnen und Österreicher
von Robotern profitieren, etwa indem wir die Entwicklung nützen, um mehr Arbeitsplätze nach Österreich
zu holen.“
Künstliche Intelligenz dient dem Menschen
Für Microsoft ist der Maschinenkollege zweifelsfrei Freund. Man will KI demokratisieren und belegt das
mit einigen Beispielen zur Inklusion: „Wir haben eine App die Sehbehinderten erklärt, was die Smartphone Kamera
fokussiert – und zwar punktgenau mit Alter und Emotion des Gegenübers. Oder ein intelligenter Handschuh, der
Zeichensprache interpretieren kann und über einen Lautsprecher wiedergibt. Das gibt den Menschen eine bislang
unbekannte Freiheit“, so Ritz.
Die Entwicklung echter künstlicher Intelligenz steckt noch in den Kinderschuhen. „Daher haben wir jetzt noch
alle Möglichkeiten, uns auf ethische Standards zu einigen und die Rahmenbedingungen für die künftige
Entwicklung festzulegen“, ist sich Ritz sicher. Microsoft stellt über verschiedene Richtlinien und Ethik-Programme
– unter anderem gemeinsam mit anderen Technologie-Unternehmen wie IBM, Google, Amazon und Facebook – sicher, dass
KI den Menschen unterstützt und sich niemand durch den Maschinenkollegen ersetzt fühlt.
Digitalisierung und KI als Wachstumsmotor für Österreich
Welche Chancen die Digitalisierung und der Einsatz neuer Technologien wie künstliche Intelligenz für
den Wirtschaftsstandort bieten, zeigt eine aktuelle Accenture Studie. Demnach ist ein jährlicher Anstieg des
BIP bis 2035 von 1,4 auf 3 Prozent möglich. Für Accenture-Managing Director Michael Zettel sind Österreichs
Unternehmen in dieser Hinsicht zu stark vom Profit getrieben. Wenn man jedem Risiko aus dem Weg geht, fehlt der
Mut für neue Geschäftsmodelle. Daher sieht er für Österreich drei konkrete Handlungsempfehlungen:
„Top-Manager müssen zuerst eine Innovationsagenda aufsetzen und neue Geschäftsmodelle erkunden. Dann
gilt es Maschinen zu verstehen und richtig einzusetzen – dazu muss ein kulturelles und funktionales Klima geschaffen
werden. Zuletzt geht es um das Lernen und das Entwickeln von Soft Kills. KI kann die Innovationsgeschwindigkeit
in Unternehmen dramatisch erhöhen. Die Weiterbildung wird damit zu einem alltäglichen Bestandteil des
Arbeitsprozesses werden.“ Wer dies befolgt, habe große Chancen, seine Produktivität zu steigern. Accenture
rechnet mit einem Anstieg um 30 Prozent. Damit ist klar, dass sich die Art der Arbeit verändert, mit weniger
Arbeitsplätzen rechnet man jedoch nicht. „Es ist unwahrscheinlich, dass die Beschäftigungszahl geringer
wird“, so Zettel.
Aktuelle Studien des BMVIT belegen ebenso, dass Digitalisierung in der Vergangenheit mehr Jobs geschaffen als
vernichtet hat. „Wir sorgen dafür, dass das auch in Zukunft so sein wird“, so Leichtfried.
Digitalisierung, von der alle profitieren
Für die Arbeiterkammer rückt die Belegschaft in den Mittelpunkt der digitalen Transformation. „Die
Digitalisierung muss im Sinne der Beschäftigten gestaltet werden, damit nicht nur eine kleine Elite, sondern
alle von den neuen Möglichkeiten profitieren. Dabei geht es vor allem um Verteilungsfragen, Arbeitsbedingungen
und Bildungschancen“, erklärt Arbeiterkammer Wien-Direktor Christoph Klein. Für die AK ist es wichtig,
dass der Wandel gestaltbar ist – und zwar so, dass auch die Beschäftigten davon profitieren. Vor allem die
Polarisierung auf dem Arbeitsmarkt und die Erosion des Arbeitnehmerbegriffs durch neue Arbeitsformen wie Crowd-Work
und die Zunahme von Scheinselbstständigkeit bergen Gefahren für das soziale Gefüge in sich.
Bildung als Schlüssel für erfolgreiche Digitalisierung und ein wirtschaftlich starkes Österreich
Freude an Technologie, Mut und Innovationsgeist sowie ein Talent für Networking werden als Qualifikation für
die Jobs der Zukunft unerlässlich sein. „Menschliche Eigenschaften werden wichtiger: Neugier, Kreativität
und Erfindergeist – Dinge, die Maschinen nicht lernen können und Dinge, die das Schulsystem stärker fördern
muss“, fasst Dorothee Ritz zusammen. Weil Bildung immer wichtiger wird, möchte die Arbeiterkammer den Zugang
zu Aus- und Weiterbildung erleichtern und hat dafür ein Modell erarbeitet: „Mit einem Qualifizierungsgeld,
wäre es möglich, die Weiterbildungschancen gerechter zu verteilen“, sagt Christoph Klein. Und auch Michael
Zettel sieht Bildung als entscheidenden Faktor: „Lebenslanges Lernen war bislang ein Nice-to-have. Jetzt ist es
ein Must-have! Das Konzept, als Uni-Abgänger mit 25 ‚ausgelernt’ zu haben, ist vollkommen überholt. Bildung
wird uns künftig unser Leben lang begleiten.“
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