Wien (wifo) - Die sehr hohe Beschäftigungsdynamik verstärkte sich im Sommer weiter. Gleichzeitig blieben
die Konjunkturindikatoren auf sehr hohem Niveau, verbesserten sich aber nicht mehr; das höchste Wachstumstempo
dürfte erreicht sein. Angesichts dieser ausgezeichneten Konjunkturlage ist die Arbeitslosenquote mit saisonbereinigt
8,5% noch recht hoch.
Seit Anfang 2017 sind der stärkste Beschäftigungsaufbau und der deutlichste Rückgang der Arbeitslosigkeit
seit 2008, dem Konjunkturhöhepunkt vor Ausbruch der weltweiten Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise, zu verzeichnen.
In den ersten sieben Monaten 2017 stieg die Zahl der unselbständig aktiv Beschäftigten (Beschäftigung
ohne Präsenzdienst und Elternkarenz) im Vergleich zum Vorjahr um 66.700; im Sommer verstärkte sich die
Beschäftigungsdynamik weiter. Die Zahl der Arbeitslosen sank von Jänner bis August im Vorjahresvergleich
um 12.800, jene der offenen Stellen betrug im August knapp 62.000. Angesichts dieser äußerst günstigen
Konjunkturlage ist die Arbeitslosenquote (August saisonbereinigt gut 8,5%) noch recht hoch (einschließlich
Personen in Schulungen 10,2%). Die Zahl älterer Arbeitsloser steigt - auch demographisch bedingt - weiter,
jene der betroffenen Jugendlichen geht hingegen zurück. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit unter den ausländischen
Arbeitskräften in Österreich setzte verspätet ein, verstärkte sich aber zuletzt. Der Zustrom
osteuropäischer Arbeitskräfte hält unvermindert an.
Die kräftige Konjunktur setzt sich in den Sommermonaten fort. Die Indikatoren der Unternehmensumfragen befinden
sich weiter auf Höchstständen, sie gaben im August aber etwas nach - die Einschätzungen für
die kommenden Monate etwas mehr als die Beurteilungen der aktuellen Lage. Dies deutet darauf hin, dass das höchste
Tempo des Wirtschaftswachstums erreicht ist. Dazu passt das internationale Konjunkturbild: Die Welthandelsimpulse
aus den Schwellenländern, insbesondere aus China, wurden heuer schwächer, die Dynamik verlagerte sich
zunehmend auf den Euro-Raum. Hier begünstigt vor allem die starke Konjunktur in den ostmitteleuropäischen
Ländern den Handel und die Investitionen; aber auch in den USA wächst die Wirtschaft nach wie vor dynamisch.
Im Tourismus verlief die erste Hälfte der Sommersaison erfolgreich, vor allem kamen mehr Gäste aus Osteuropa,
aber auch aus Deutschland und den USA. Vor diesem Hintergrund zogen die Preise tourismusnaher Dienstleistungen
wie Bewirtungs-, Freizeit- und Kulturdienstleistungen weiter überdurchschnittlich an. Der zweite Preistreiber
blieben im Juli die Wohnungsmieten, während sich Treibstoffe im Vergleich zum Vorjahr kaum mehr verteuerten.
|