Konkrete Maßnahmen der Wirtschaftskammern in allen Bundesländern zünden den
Digitalisierungsturbo für Österreichs KMU
Wien (pwk) - Die digitale Revolution ist in alle Branchen, Industriebereiche und Unternehmenskategorien
vorgedrungen. Alfred Harl, Obmann des Fachverbandes Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie
(UBIT) und Initiator der Studie Status der digitalen Transformation österreichischer KMU (Durchgeführt
von Arthur D. Little Austria und dem KMU-Institutsvorstand der Wirtschaftsuniversität Wien, unterstützt
von der Wirtschaftskammer Österreich WKW und WKNÖ und Hutchison Drei Austria) führt aus: „Gemeinsam
mit Arthur D. Little wurde ein Digitalisierungsindex erstellt, der einen Einblick in den Status der Digitalisierung
in Österreich gibt. Darüber werden klare Hilfestellungen sowie Beratungen und Guidelines entwickelt,
um die digitale Transformation von Österreichs KMU zu unterstützen und um dazu beizutragen, den digitalen
Gap national und im Vergleich mit den führenden Ländern Europas zu schließen.“ Unterschiedliche
europaweite Studien bestätigen, dass es häufig eine Diskrepanz zwischen dem digitalen Verhalten der Nutzer
und der Digitalisierung der Unternehmen gibt. „Digitalisierung ist ein strategischer Imperativ für Unternehmen
und macht eine rasche Transformation nötig“, stellt Sophia Pipke, Management Consultant bei Arthur D. Little,
fest. Alexander Keßler vom Institut für KMU-Management der Wirtschaftsuniversität Wien ergänzt:
„Unsere Befunde des Instituts für KMU-Management zeigen, dass die Digitalisierung für den Großteil
der KMU präsent und unaufhaltsam voranschreitend ist. Gleichzeitig wird die digitale Transformation aber auch
als diffus empfunden und vor allem im großbetrieblichen Bereich bzw. im Bereich von spezialisierten KMU angesiedelt.“
Arthur D. Little präsentiert die Top-10-Erkenntnisse
Um ein umfassendes Bild vom Digitalisierungsstand der KMU zu erhalten, wurden fünf inhaltliche Themenfelder
abgefragt: Treiber und Herausforderungen der Digitalisierung, Rolle der digitalen Transformation bei Produkten
und Services, Umfang der Digitalisierung im Betrieb und in den Tätigkeiten, Nutzung digitaler Kanäle
zur Kundengewinnung und Kundenmanagement sowie der Stellenwert der digitalen Transformation in Kultur und am Arbeitsplatz.
Anhand dieser Parameter wurde ein Digitalisierungsindex erarbeitet, der die Unternehmen den Kategorien „Digitaler
Neuling“, „Digital bewusst“, „Digital orientiert“ und „Digitaler Champion“ zuordnet. „Der Großteil der befragten
KMU über alle Branchen und Bundesländer hinweg befindet sich im Bereich ‚Digitaler Neuling‘ oder ‚Digital
bewusst‘. Für den nachhaltigen Erfolg ist es essenziell, dass sich die KMU weiter digital transformieren,
um tatsächlich von der Digitalisierung profitieren zu können“, sagt Sophia Pipke. „Wir fühlen uns
bestätigt, wenn wir die Zahlen der Studie sehen. Die Branche ‚Information und Consulting‘ ist im Index am
weitesten fortgeschritten, vor allem in den Sparten ‚Gewerbe‘ und ‚Handwerk‘ gibt es Aufholbedarf“, ergänzt
Alfred Harl. Besonders großen Aufholbedarf gibt es in den Bereichen Arbeitsplatz und Kultur, Treiber und
Herausforderungen sowie Produkte und Services. „Die niedrigen Werte bei Treiber und Herausforderungen zeigen uns,
dass sich viele KMU der Herausforderungen und Treiber der Digitalisierung gar nicht bewusst sind. Ebenso herausfordernd
ist es, die Aufgaben, Produkte und Services digital darzustellen und den Arbeitsplatz und die Kultur an digitale
Veränderungen anzupassen. Dabei gibt es inzwischen einfache, kostengünstige Möglichkeiten und Tools,
die dabei unterstützen können“, fasst Sophia Pipke zusammen. Oft stellen fehlendes Know-how und fehlende
Informationen zur Digitalisierung die größten Herausforderungen für die KMU dar.
KMU identifizieren Potenziale in der Digitalisierung
Zwei Drittel der Befragten sehen in der digitalen Transformation eine Chance zur Gewinnung von Neukunden und
die Hälfte der Befragten hofft auf Kostenersparnis. Auf der anderen Seite befürchtet ein Großteil
der KMU einen Beschäftigungsrückgang durch die Digitalisierung. Auffallend ist aber, dass vor allem die
Branchen mit einem niedrigen Wert im Digitalisierungsindex meist einen Rückgang erwarten, während Branchen
im vorderen Indexbereich häufiger einen Anstieg der Beschäftigung vermuten. Bei einem Großteil
der KMU besteht Bedarf zur Information, Beratung und Unterstützung bei der digitalen Transformation sowie
der Wunsch nach leistungsstarkem Internet und besseren rechtlichen Rahmenbedingungen. „Vor allem die Kleinstunternehmen
und Kleinunternehmen zeigen einen besonders großen Entwicklungsbedarf, insbesondere im B2C-Bereich sind die
Unternehmen mit der digitalen Transformation noch nicht weit fortgeschritten“, stellt Sophia Pipke fest. Eine wesentliche
Erkenntnis ist, dass KMU mehr in digitale Kommunikationskanäle investieren und innovative Lösungen nutzen
müssen, um den Umsatz durch digitale Kanäle zu steigern und Kunden zu erreichen. Dabei ist die gezielte
Unterstützung der KMU notwendig, um neue Geschäfts- und Arbeitsmodelle im Zeitalter der Digitalisierung
voranzubringen. Digitale Transformation ist aber kein Endziel, sondern eine Fähigkeit und ein Weg, um Geschäftsziele
zu erreichen.
Wirtschaftskammern Wien und Niederösterreich treiben Digitalisierung voran
Wir erleben gerade eine Revolution. Die Digitalisierung wird die Arbeitswelt in den kommenden Jahren bis 2030
völlig verändern“, meint Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, und ergänzt: „Wir
müssen unsere Gesellschaft und Wirtschaft fit für diese Zukunft machen, sonst verliert Wien an Relevanz
im internationalen Standortwettbewerb. Deshalb braucht es mehr Praxisbezug in Schule und Ausbildung sowie einen
Ausbau der digitalen Infrastruktur mit flächendeckendem Breitband. Als Interessenvertretung werden wir die
Unternehmen mit entsprechendem Service-, Ausbildungs- und Beratungsangebot in die digitale Zukunft begleiten.“
Zusätzlich ist das Vertrauen in den Umgang mit Daten eine wichtige Basis für den Erfolg und den Fortschritt
der Digitalisierung. Die DSVG, Datenschutzgrundverordnung, die ab Mai 2018 in Kraft tritt, stellt die Unternehmen
vor große Herausforderungen.
„Bemerkenswert ist, dass für Unternehmen, die sich bereits stärker mit der Digitalisierung beschäftigt
haben, diese stark mit zusätzlichen Chancen, sowohl wirtschaftlich als auch bei der Beschäftigung, verbunden
ist. Dagegen zeigen Unternehmen, die sich mit der Digitalisierung bisher nur wenig auseinandergesetzt haben, Unsicherheit
und Skepsis. Hier müssen wir ansetzen“, so Sonja Zwazl, die Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich
(WKNÖ). Wissenstransfer, Beratung, das Aufzeigen von Trends und konkrete Unterstützung bei der Umsetzung
von Digitalisierungsprojekten seien hier gleichermaßen gefordert. „Mit der Initiative ‚denk digital‘, die
als Dachmarke für sämtliche
Digitalisierungsaktivitäten der Wirtschaftskammer Niederösterreich fungiert, stellen wir bewusst die
innere Einstellung, die positive Denkweise zur Digitalisierung ins Zentrum“, erklärt Sonja Zwazl, Präsidentin
der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Als Leuchtturmprojekt in Niederösterreich kann der an der von
der WKNÖ betriebenen New Design University startende neue akademische Lehrgang „Digitale Unternehmens-transformation“
angesehen werden. Dieser wendet sich gerade auch an KMU– Unternehmerinnen und Unternehmer, die Geschäftsführung
und IT-Beauftragte – und stößt genau in die Herausforderungen und Bedürfnisse hinein, die die vorliegende
Studie aufgezeigt hat. Zwazl: „Wir müssen für unsere Unternehmen Wegbegleiter bei der Digitalisierung
sein. Denn diese Entwicklung ist unaufhaltsam.“
Marschroute für Österreichs Wirtschaft
„Drei trägt als größter alternativer Telekommunikations-Anbieter in Österreich maßgebliche
Verantwortung für die Digitalisierung Österreichs. Durch den bevorstehenden Merger mit Tele2 übernehmen
wir sowohl was unsere Angebote und Lösungen als auch die Anbindung heimischer KMU an das Breitband-Internet
betrifft eine Schlüsselrolle. Unter Berücksichtigung der Tele2-Akquisition hat Drei in Summe in den vergangenen
fünf Jahren rund 2 Mrd. Euro in die Digitalisierung Österreichs investiert“, so Jan Trionow, CEO von
HHutchinson Drei Austria. Der erste und wichtigste Schritt in der digitalen Transformation ist die Anbindung. Mit
der Errichtung des landesweiten LTE-Netzes hat Hutchinson Drei Austria als erster heimischer Betreiber im August
2015 die digitale Versorgungslücke zwischen Stadt und Land geschlossen. Dort, wo Drei LTE abietet, hat sich
die Datennutzung bei KMU schlagartig verdoppelt. Ein weiteres Indiz, dass es auch am Land eine starke Nachfrage
nach Breitband-Internet gibt.
Im Hinblick auf das Regierungsziel, Österreich zum 5G-Vorreiter zu machen, betont Trionow: „Österreich
war bei 3G Vorreiter in der Telekommunikation, ist in den vergangenen Jahren aber zurückgefallen. Wir benötigen
deshalb einen nationalen Schulterschluss, damit wir Österreich gemeinsam wieder zu einem internationalen,
digitalen Champion machen können. Mit 5G stehen wir vor dem nächsten großen Innovationsschritt.
Wir hoffen, dass die künftige Bundesregierung bei der Vergabe von 5G-Lizenzen ähnlich verantwortungsbewusst
und transparent agieren wird wie einst bei 3G.“
Es wird deutlich, dass Österreich eine ambitionierte und gemeinsame Innovations-, IKT-, Standort- und Bildungspolitik
benötigt. Es braucht endlich einen Innovations- bzw. IKT-Verantwortlichen mit Rechten und Pflichten und hoher
Transparenz für die Bürger, der die Digitalisierung in Österreich vorantreibt. Genauso wichtig ist
die Bewusstseinsbildung der österreichischen Wirtschaft. Die Fachkräfteausbildung in Österreich
gilt es, ebenso zu forcieren – Stichwort: Ausbildungsplätze für Informatik an den Universitäten
sowie Fachhochschulen und Ausbildung schon an den Schulen. Hier fehlt der Masterplan seitens der Politik. Ab Herbst
2017 wird es umfassende landesweite Veranstaltungen und Digitalisierungs- sowie Beratungsförderungen geben,
damit das Bewusstsein der KMU gestärkt wird und brennende Fragen beantwortet werden können: Was ist Digitalisierung?
Bin ich betroffen? Wo kann ich ansetzen? „Schlussendlich muss jedes Unternehmen seinen eigenen individuellen Transformationsansatz
finden, Beratung und Tools können dabei unterstützen. Für eine effiziente und effektive digitale
Transformation muss sich ein Unternehmen seiner digitalen Fähigkeiten und Kompetenzen bewusst sein und diese
effektiv und effizient nutzen“, schließt Alfred Harl.
Über den Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT)
Mit mehr als 66.000 Mitgliedern gehört der Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT zu den
größten und dynamischsten Fachverbänden der Wirtschaftskammer Österreich. Er nimmt die Interessen
der Unternehmerinnen und Unternehmer aus den Bereichen Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie
wahr. Ziel ist es, berufsrelevante Rahmenbedingungen zu optimieren und dem Markt die Leistungen der Berufsgruppen
zu kommunizieren. Mitglieder können umfangreiche Beratungs- und Serviceleistungen in Anspruch nehmen.
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