Studie zeigt Finanzierungsschwierigkeiten bei EPU. Social City Wien und Erste Bank haben neues
Finanzierungsinstrument für EPU entwickelt.
Wien (rk) - Bei einer Pressekonferenz im Co-Working Space der Initiative Social City Wien in Wien Brigittenau,
sprachen Wiener Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner, Social-City-Wien-Initiatorin Tanja Wehsely und der Leiter
des Social Banking der Erste Bank, Günter Benischek, am 18. September über die Situation von Ein-Personen-Unternehmen
und stellten ein neues Finanzierungsinstrument vor.
Ein-Personen-Unternehmen in Wien: Weiblich, migrantisch und hoch qualifiziert
Die Magistratsabteilung 23 (Wirtschaft, Arbeit und Statistik) der Stadt Wien hat bei der KMU Forschung Austria
eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit der Situation von Ein-Personen-Unternehmen befasst hat und folgende
Kern-Ergebnisse liefert.
In Wien gibt es etwa 47.600 EPU, was etwa zwei Drittel aller Selbstständigen in Wien ausmacht. Die mit Abstand
meisten EPU in Wien sind mit 26 Prozent in der Branche „Freiberufliche, technische und wissenschaftliche Dienstleistungen“
zu finden (zB Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Unternehmensberatung, Werbung). Gefolgt vom
Bereich „Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“ mit 16 Prozent (zB Information und Kommunikation, Grundstücks-
und Wohnungswesen, Finanz und Versicherungsleistungen).
Knapp 46 Prozent der UnternehmerInnen sind Frauen. Damit ist der Frauenanteil höher als jener der ArbeitgeberInnenbetriebe
in Wien (26%). Mehr als ein Drittel der EPU hat Migrationshintergrund. Bei EPU wird ebenso ein Gender Pay Gap schlagend:
Während weibliche EPU über ein Netto-Medianeinkommen von 13.923 Euro im Jahr verfügen, sind es bei
Männern 17.889 jährlich.
„Wien ist die Stadt der kreativen Köpfe, die sich mit ihren Ideen in unserer Stadt verwirklichen können.
Das ist oft mit Schwierigkeiten verbunden – nicht zuletzt aufgrund der Einkommenssituation. Weibliche EPU verdienen
pro Monat rund 1.100 Euro. In die Selbstständigkeit zu gehen, darf nicht bedeuten, in eine finanziell prekäre
Situation zu schlittern. Initiativen, die EPU bei ihrer unternehmerischen Tätigkeit oder bei Finanzierungsfragen
unterstützen, helfen vor allem auch Frauen in Wien. Neben Vereinfachungen Erleichterungen bei der Verwaltung
und dem maßgeschneiderten Unterstützungs- und Förderungsangebot der Wirtschaftsagentur, die wir
von unserer Seite beitragen, freut es mich, dass die Social City Wien mit der Ersten Bank dieses Problems annehmen.
Denn so leben wir das in Wien, wo Politik, Gesellschaft und Wirtschaft gemeinsam Verantwortung übernehmen.“,
so Renate Brauner, Finanz- und Wirtschaftsstadträtin.
Zugang zu Finanzierung für EPU besonders schwierig – Social City Wien und Erste Bank entwickeln neues
Finanzierungsinstrument
Die ExpertInnen der KMU Forschung Austria thematisieren in ihrer Studie auch ein zentrales Problemfeld für
EPU: Der Zugang zu Finanzierung. Dieser ist für KMU generell und für EPU im Speziellen schwierig. So
haben EPU einen erschwerten Zugang zu Bankkrediten, vor allem wegen den Anfordernissen an Sicherheiten. Alternativen
zum klassischen Bankkredit sind derzeit rar.
Mit „imfino SME services“ steht KMU (Klein- und Mittelbetrieben) in Österreich eine neue Dienstleistung zur
Verfügung, die Klein- und Kleinstunternehmen Zugang zu kurzfristigen Zwischenfinanzierungen ermöglichen
soll. Aufgrund von Regulierungen und fehlenden Besicherungsmöglichkeiten können diese Unternehmen nicht
mehr über sogenannte normale Kreditlinien laufen. „imfino“ und Erste Bank haben daher ein maßgeschneidertes
Produkt entwickelt, das über einen online-Marktplatz EPU (Ein-Personen-Unternehmen) und KMU dabei hilft, Liquiditätsengpässe
zu überbrücken.
„Bisher gab es für Kleinstunternehmen kein vernünftiges Modell, um deren Finanzierungsbedarf abzudecken.
Es werden immer mehr EPU gegründet, aber Banken haben Probleme mit der Besicherung von Kreditlinien, da oft
Sicherheiten wie zB Grundstücke oder Immobilien fehlen. Gerade im Bereich der Kleinstunternehmen sind Finanzierungsangebote
aber nicht nur in Österreich, sondern auch international, sehr gefragt und notwendig, was mit Imfino SME services
gelingen könnte.“, so Günter Benischek, Leiter Social Banking der Erste Bank und Kooperationspartner
von imfino.
„Die Social City Wien als privater Social Innovation Hub, an der Schnittstelle zur öffentlichen Hand, beschäftigt
sich seit geraumer Zeit mit den Problemen von EPU/KMU. Das Büro am Brigittenauer Sachsenplatz ist Zentrum
für Mikrounternehmen und eine Art Think Tank für soziale und gesellschaftliche Innovation. Zum Beispiel
werden mit dem Projekt #ZeigDich in Kooperation mit Social City und Digilight, seit 2 Jahren junge Unternehmen
sichtbar gemacht. Logisch weitergedacht haben wir aus diesem Engagement neue Formate entwickelt. „imfino SME services“
startet im November in die Testphase. Ich wünsche den KooperationspartnerInnen, dass es gelingen möge,
so die Realwirtschaft in Wien zu unterstützen.“, so Tanja Wehsely, Social City Wien Initiatorin.
Über externe PartnerInnen werden die Firmendaten auf dem Marktplatz geprüft, um einen Finanzierungsrahmen
festlegen zu können. Geldmittel können dann innerhalb des gewährten Rahmens individuell über
ein Treuhandkonto abgerufen werden. Zukünftig ist auch ein Marktplatz zur Vertriebsunterstützung der
NutzerInnen angedacht.
Verzinsung: Es besteht keine direkte Verzinsung. Das Unternehmen hat ein Treuhandkonto bei der Erste Bank. Pro
Transaktion fallen 1,5% Transaktionsgebühr an.
Laufzeit: Derzeit ist die Laufzeit 45 Tage
Finanzierungsrahmen: Der Rahmen wird individuell festgelegt und mit einer Kreditversicherung abgesichert. Im
Schnitt wird mit 4.000 Euro pro KundIn gerechnet.
Praxisbeispiel Ein Ein-Personen-Unternehmen benötigt zur Abdeckung dringender Forderungen 3.500,- EUR und
eröffnet ein Treuhandkonto bei der Erste Bank. Die Bonität wird von der Kreditversicherung erhoben. Die
Kreditversicherung meldet 4.000 Euro Rahmen. Das Unternehmen kann innerhalb der Laufzeit von 45 Tagen bis zu 4.000
Euro abrufen. Rückzahlung spätestens am 45. Tag
Über imfino „imfino“ (Impact Finance Organization) ist ein Spin Off der „Social City Wien – Plattform für
gesellschaftliche Innovation und Impact“, mit Fokus auf wirkungsorientierte Investitionen. Ziel ist, nachhaltige
Strukturen für den wachsenden Impact Investing Markt zu entwickeln, um soziale und ökologische Problemstellungen
zu lösen.
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