Niedersächsischer Literaturpreis 2017 ging an Franzobel und Julia Wolf erhalten Nicolas-Born-Preise
Hannover/Wien (mwk.niedersachsen) - Die Nicolas-Born-Preise 2017 gehen an Franzobel und Julia Wolf. Die
Literaturpreise mit einer Gesamtdotierung von 30.000 Euro werden auf Empfehlung der Nicolas-Born-Jury vergeben.
Die Niedersächsische Kulturministerin, Gabriele Heinen-Kljajic, hat die Preise am 14. September im Sprengel
Museum Hannover verliehen. Auch in diesem Jahr hat NDR Kultur die Veranstaltung als Kulturpartner begleitet.
„Die Nicolas-Born-Preise sind die wichtigsten literarischen Auszeichnungen des Landes Niedersachsen. Sie ehren
in diesem Jahr einen Autor und eine Autorin, die verschiedene literarische Genres bedienen und dabei jeweils einen
ganz eigenen sprachlichen Ton entwickeln", sagt die Niedersächsische Kulturministerin Gabriele Heinen-Kljajic.
„Auch Nicolas Born zeichnete sich durch ein äußerst vielfältiges literarisches Schaffen aus. Insofern
sind die beiden Schriftsteller würdige Träger der nach ihm benannten Preise."
Der Wiener Schriftsteller Franzobel erhält den mit 20.000 Euro dotierten Hauptpreis
„Franzobel ist trotz Auszeichnung mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis 1995 und dem Arthur-Schnitzler-Preis 2002 ein
noch viel zu wenig geehrter Schriftsteller deutscher Sprache. Wucht und Virtuosität wohnen seiner Schaffensvielfalt
inne, die Prosa, Drama und Lyrik ebenso umfasst wie Krimis oder Kinderbücher. All das würdigt der Nicolas-Born-Preis",
so die Nicolas-Born-Jury. „Im Roman ‚Das Floß der Medusa' hält sich Franzobel weitgehend an die historisch
verbrieften Fakten einer Schiffskatastrophe, die im Jahr 1816 dazu führt, dass eine Gruppe von ursprünglich
150 Menschen zwei Wochen lang auf dem Meer vor der Westküste Afrikas schutzlos den Elementen ausgesetzt bleibt.
Seiner Erzählkunst ist es zu danken, dass aus der grauenerregenden Geschichte eine Parabel auf menschliche
Schwäche und Gewaltbereitschaft wird. Nicht belehrend, sondern behutsam aufzeigend lässt er unter anderem
auch daran denken, dass damals schiffbrüchige Europäer in Afrika auf Hilfe und Fürsorge hofften."
Der Nicolas-Born-Debütpreis geht an die in Leipzig lebende Autorin Julia Wolf, die Prosa und Szenisches
für Theater, Radio und Film schreibt. Sie erhält ein Preisgeld von 10.000 Euro.
„In dem Roman ‚Walter Nowak bleibt liegen', dem zweiten Teil ihrer Amerika-Trilogie, gibt die 1980 in Groß-Gerau
geborene Schriftstellerin einem Rentner aus der hessischen Provinz eine unverwechselbare Stimme", kommentiert
die Nicolas-Born-Jury ihren Vorschlag. „Dem inneren Monolog des verletzt in seinem Badezimmer liegenden Walter
Nowak gewinnt sie wortgewaltige und zarte, komische und unversöhnliche Töne ab. Die literarischen Kraulzüge
dieser Geschichte, die ihren Anfang im Schwimmbad nimmt, zeugen von Julia Wolfs großem sprachlichen Talent.
Ihr Roman kreist um eine verzockte Wende und die Konsequenzen eines Lebens unter falschen Vorzeichen. Dabei gelingt
es ihr meisterhaft, aus der höchst eigenwilligen, schrulligen Binnenperspektive ein bundesrepublikanisches
Sittenstück zu entwerfen."
Der Nicolas-Born-Preis des Landes Niedersachsen zu Ehren des Schriftstellers Nicolas Born würdigt das Oeuvre
herausragender deutschsprachiger Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Mit dem Nicolas-Born-Debütpreis wird
ein herausragendes schriftstellerisches Werk eines deutschsprachigen Autors bzw. einer deutschsprachigen Autorin
ausgezeichnet, der bzw. die noch am Anfang seiner bzw. ihrer literarischen Karriere steht.
Der Jury zur Vergabe der Nicolas-Born-Preise 2017 gehören neben Lukas Bärfuss (Born-Preisträger
2015) und Daniela Krien (Born-Debütpreiträgerin 2015) auch Sandra Kegel (FAZ), Prof. Dr. Alexander Košenina
(Leibniz Universität Hannover) und Ulrike Sárkány (NDR Kultur) an.
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