UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator weist auf weiterhin kräftige Dynamik der österreichischen
Wirtschaft hin, trotz leichtem Rückgang auf 3,3 Punkte im August
Wien (unicredit) - Das Konjunkturhoch in Österreich hält an. „Der Aufschwung der heimischen Wirtschaft
setzt sich über den Sommer hinaus fort. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikatorerreichte im August
mit 3,3 Punkten den zweithöchsten Wert seit sechseinhalb Jahren“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom
Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Der erstmalige leichte Rückgang des Indikators im Monatsvergleich seit
eineinhalb Jahren dürfte jedoch darauf hinweisen, dass die österreichische Wirtschaft zu Herbstbeginn
den Konjunkturhöhepunkt erreicht hat. Das Wachstumstempo wird vorerst nicht mehr weiter zunehmen.“
Die Stimmung in der österreichischen Wirtschaft ist weiter hervorragend, pendelt sich aber in einzelnen Bereichen
etwas ein. Der einheitliche Aufwärtstrend der einzelnen Komponenten des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators
der vergangenen Monate setzt sich derzeit nicht mehr überall fort. „Während sich am Bau die Stimmung
zu Herbstbeginn nochmals ein wenig verbessert hat, nahm der Optimismus im Dienstleistungssektor spürbar ab.
Auch in der heimischen Industrie werden die Geschäftsaussichten nicht mehr ganz so positiv wie im Sommer eingeschätzt.
Aber weiterhin ist die Konjunkturstimmung in Österreich überdurchschnittlich gut“, meint Bruckbauer.
Rückenwind aus dem Ausland und solide Inlandsnachfrage
Die österreichische Wirtschaft profitiert weiterhin vom konjunkturellen Rückenwind aus dem Ausland. Das
mit dem österreichischen Außenhandelsanteilen gewichtete globale Industrievertrauen ist im August auf
den höchsten Wert seit über 6 Jahren gestiegen. Dafür sorgt vor allem der stabile Aufschwung in
Europa, der auf einem immer breiteren Fundament steht. Sowohl die großen Kernländer, wie Deutschland,
Frankreich und Italien, als auch die Wachstumsmärkte Mittel- und Osteuropas sorgen für positive Impulse
für die heimische Exportwirtschaft. Insbesondere in einigen österreichischen Nachbarländern, wie
z.B. in Tschechien und der Slowakei, unterstützt die kräftige Konjunktur auch die Nachfrage nach Produkten
„Made in Austria“. Darüber hinaus zieht die heimische Industrie weiterhin Vorteile aus dem anhaltenden Schwung
in den USA sowie dem Aufwind in vielen Emerging Markets, wenngleich dieser nicht mehr an Stärke gewinnen dürfte.
„Die Unterstützung durch die internationale Konjunktur für die österreichische Wirtschaft erweist
sich als nachhaltig und wird in den kommenden Monaten voraussichtlich stark bleiben. Allerdings wird sie kaum mehr
weiter zunehmen. Zum einen gehen wir aufgrund der vorliegenden Daten von einer Stabilisierung des Welthandelswachstums
bei rund 5 Prozent im Jahresvergleich aus. Zum anderen belastet die Stärke des Euros die heimischen Exporteure,
wenn auch die diesbezüglichen Folgen überschaubar bleiben werden“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom
Walter Pudschedl. Die Exporte, die im ersten Halbjahr das Wirtschaftswachstum in Österreich unterstützt
haben, werden trotz neuer geopolitischer Risiken, etwa der Nordkoreakrise, auch in den kommenden Monaten einen
zumindest stabilen Beitrag zum BIP-Anstieg leisten können.
Entscheidend für die Konjunkturdynamik der kommenden Monate wird jedoch vor allem die weitere Entwicklung
der Binnennachfrage sein, die im ersten Halbjahr 2017 mit rund 90 Prozent den maßgeblichen Anteil am starken
Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent im Jahresvergleich in Österreich hatte. Aufgrund der hohen Exportorientierung
der heimischen Wirtschaft besteht zwischen Exportdynamik und Investitionswachstum ein starker Zusammenhang, der
angesichts der guten Exportkonjunktur auch in den kommenden Monaten eine schwungvolle Investitionstätigkeit
erwarten lässt.
Der Aufwind bei den Bauinvestitionen sollte sich angesichts der guten Auftragslage weitgehend fortsetzen und auch
der positive Trend der Ausrüstungsinvestitionen wird voraussichtlich kaum vermindert anhalten. Der private
Konsum dürfte jedoch etwas an Tempo verlieren. Die Impulse durch die Steuerreform des Jahres 2016 laufen aus.
Die gute Beschäftigungsentwicklung wird angesichts einer im europäischen Vergleich hohen Inflation von
durchschnittlich fast 2 Prozent im Jahresvergleich voraussichtlich nicht ausreichende Einkommenszuwächse ermöglichen,
um dies vollständig zu kompensieren.
Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator signalisiert, dass die österreichische Wirtschaft zu Beginn
des Herbsts die stärkste Wachstumsphase des laufenden Konjunkturzyklus erreicht hat. „Das Wachstumstempo wird
in den kommenden Monaten hoch bleiben. Von der Auslandsnachfrage sind jedoch keine weiteren zusätzlichen Impulse
mehr zu erwarten und so wird die Inlandsnachfrage, insbesondere der private Konsum, eine geringfügigen Abflachung
der Wachstumsdynamik verursachen. Nach dem stärksten BIP-Anstieg seit sechs Jahren von rund 2 ½ Prozent
im Jahr 2017 wird in der Folge das Wirtschaftswachstum 2018 voraussichtlich hinter dem diesjährigen Wert zurückbleiben“,
erwartet Pudschedl.
Arbeitsmarkt profitiert von Konjunkturerholung nachhaltig, aber Rückgang der Arbeitslosigkeit verhalten
Zu Herbstbeginn ist die saisonbereinigte Arbeitslosenquote auf 8,5 Prozent gesunken, nach durchschnittlich 9,1
Prozent im Jahr 2016. Maßgeblich zum beschleunigten Rückgang beigetragen hat der starke Beschäftigungsanstieg
von durchschnittlich 1,8 Prozent im Jahresvergleich. Seit Jahresbeginn sind saisonbereinigt bereits rund 60.000
neue Jobs in Österreich entstanden. „Der Rückgang der Arbeitslosenquote in Österreich hat im Vergleich
zum restlichen Europa zeitverzögert begonnen und ist angesichts der Stärke der Konjunkturerholung bisher
auch relativ gering. Dies liegt am anhaltend starken Anstieg des Arbeitskräfteangebots. Bei einem seit Jahresbeginn
unverändertem Arbeitskräfteangebot würde die Arbeitslosenquote mit nur knapp über 7 Prozent
um 1,5 Prozentpunkte unter dem tatsächlichen aktuellen Wert liegen“, meint Bruckbauer.
Im Jahresdurchschnitt 2017 erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria eine durchschnittliche Arbeitslosenquote
von 8,6 Prozent. Angesichts der anhaltend schwungvollen Konjunkturerholung ist für 2018 nunmehr eine weitere
Entspannung am Arbeitsmarkt zu erwarten. Der Rückgang der Arbeitslosenquote wird sich jedoch auf 8,4 Prozent
verlangsamen. Mit der leichten Abflachung der Konjunktur wird das Beschäftigungswachstum etwas geringer als
2017 ausfallen und den anhaltenden Zustrom an zusätzlichen Arbeitskräften weniger stark aufwiegen können.
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