ÖIF-Diskussion: Schriftsteller Bruckner und Nahostexpertin Kneissl diskutierten im Leopold
Museum über Herausforderungen in der Integration und die Rolle des Islam in unserer westlichen Gesellschaft
Wien (öif) - Am 12. September war der französische Essayist und Philosoph Pascal Bruckner in Wien
und diskutierte im Auditorium des Leopold Museum mit Nahostexpertin Karin Kneissl über den Begriff „Islamophobie“
als Werkzeug gegen Islamkritik, die Akzeptanz westlicher Werte als Voraussetzung für Integration und den Einfluss
des politischen Islam auf das Zusammenleben.
Bruckner: „Fundamentalistischer Islam darf nicht Islam der Mehrheit werden“
Pascal Bruckner befasst sich in seinem aktuellen Buch „Un racisme imaginaire – La Querelle de l’islamophobie“
mit dem Konzept der „Islamophobie“. Für ihn verhindere der Vorwurf der Islamophobie jede berechtigte Kritik
an der Religion und mache eine Reform des Islam durch gemäßigte Muslim/innen beinahe unmöglich.
Das betonte er auch im Rahmen der Veranstaltung: „Viele Flüchtlinge und Zuwander/innen bleiben zu stark in
Tradition, Kultur und Art der Religionsausübung ihrer Herkunftsländer verhaftet. Sie sind oft geradezu
Gefangene ihrer Herkunftskultur.“ Bruckner fordert von ihnen eine stärkere Emanzipation: „Damit ein friedliches
Zusammenleben in einer von vielen Religionen geprägten Gesellschaft gelingen kann, müssen Flüchtlinge
aktiv auf die Mehrheitsgesellschaft zugehen, statt sich in ihrer Kultur und Religion abzuschotten“, so der Philosoph.
Denn diese Abschottung würde in jedem Fall extremistischen und fundamentalistischen Strömungen des Islam
Vorschub leisten – etwas, vor dem gemäßigte Muslim/innen bereits seit Langem warnen: „In unserer westlichen
Gesellschaft dürfen wir nicht zulassen, dass der fundamentalistische Islam der Islam der Mehrheit der Muslim/innen
wird“, so Bruckner.
„Werte der Aufklärung sind nicht verhandelbar“
Dafür müsse der Staat, genauso wie gesellschaftliche und kirchliche Organisationen, aber auch stärker
für die säkulare Rechts- und Werteordnung der westlichen Gesellschaften eintreten, so Bruckner. „Wir
müssen die Werte der westlichen Gesellschaften, die Werte der Aufklärung, selbstbewusster verteidigen
und Flüchtlingen und Zuwander/innen klarmachen, dass Werte wie Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Gleichberechtigung
von Mann und Frau nicht verhandelbar sind. Ohne die Akzeptanz dieser Werte kann Integration nicht gelingen.“
Nahostexpertin Karin Kneissl betonte im Gespräch mit Bruckner und den Gästen im vollbesetzten Auditorium
des Leopold Museum, dass gerade für die Integration von weiblichen Flüchtlingen eine Basis von gemeinsamen
demokratischen Werten entscheidend sei. „Flüchtlinge und Zuwander/innen müssen begreifen, dass Rollenbilder
basierend auf patriarchalischen Regeln in Europa keinen Platz haben. Die Vermittlung dieser Werte ist auch ein
zentraler Teil in den Werte- und Orientierungskursen.“ In den verpflichtenden Werte- und Orientierungskursen des
Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) werden Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten grundlegende
Werthaltungen der österreichischen Gesellschaft wie Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit
vermittelt.
Weitere ÖIF-Veranstaltungen zu Integration, Islam und Zusammenhalt
Der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) widmet sich im Herbst 2017 mit zahlreichen Veranstaltungen
aktuellen Themen der Integrationsdebatte: Namhafte Expert/innen wie Mouhanad Khorchide, Hamed Abdel-Samad oder
Seyran Ates diskutieren über Herausforderungen der Integration muslimischer Flüchtlinge, über die
Entwicklung eines Islam europäischer Prägung, die Integration von Frauen mit Migrationshintergrund und
darüber, wie ein friedliches Zusammenleben in Zukunft gesichert werden kann.
Die nächste Veranstaltung der Reihe findet am 19.09. zum Thema „Musliminnen in Österreich: Zwischen Tradition
und Moderne“ mit Expertinnen wie Rechtsanwältin Seyran Ates, Politikwissenschafterin Nina Scholz und IGGÖ-Frauensprecherin
Carla Amina Baghajati statt. Weitere Infos finden Sie unter www.integrationsfonds.at/veranstaltungen.
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