Produktion, Auftragseingänge und Beschäftigung legten im ersten Halbjahr 2017 zu.
Nachhaltige Absicherung des Industriestandorts Gebot der Stunde.
Wien (fmti) - Die Metalltechnische Industrie blickt auf ein positives erstes Halbjahr zurück. Der Produktionswert
in den ersten sechs Monaten liegt, hochgeschätzt auf Basis der Realzahlen Jänner-Mai, im ersten Halbjahr
bei rund 18,3 Milliarden EUR, das ist ein Plus von rund 4,8 % (preisbereinigt 2,8 %) im Vergleich zur Vorjahrsperiode.
Die Auftragseingänge liegen laut Schätzung mit rund 17,6 Mrd. Euro um 14,2 % (preisbereinigt 12,2 %)
höher als im ersten Halbjahr 2016. Die Anzahl der Beschäftigten stieg um fast 1,4 % auf über 130.500.
Getrieben wird der Produktionsanstieg fast ausschließlich durch die Exporte, die um rund 12 % zugelegt haben.
Der Exportanteil der Branche erreicht damit knapp 80 %. Der kontinuierlich steigende Euro-Kurs verteuert allerdings
die Produkte und kann die ausgezeichnete Exportbilanz in den nächsten Monaten noch gefährden. Der aktuelle
WIFO-Konjunkturtest für die letzten drei Monate zeigt für die Metalltechnische Industrie ein gebremstes
Produktionswachstum, der Konjunkturhöhepunkt dürfte damit überschritten sein. Die mittelfristigen
Erwartungen sind - mit nachlassender Dynamik - noch positiv.
Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, sieht darin eine Chance, die es zu nützen
gilt: „Wir wissen nicht, wie nachhaltig dieser Aufschwung ist. Daher müssen wir jetzt die richtigen Schritte
setzen, um unsere Industrie auch in den kommenden Jahren wettbewerbsfähig zu halten. Die positiven Zahlen
geben uns nach einer langen Durststrecke endlich die Gelegenheit für mehr Investitionen in die Zukunft, um
auch die Arbeitsplätze abzusichern.“
Forderungsliste für kommende Regierung
Wie auch immer die anstehenden Nationalratswahlen ausgehen werden und welche Regierungskoalition kommen wird,
die Absicherung des Industriestandortes ist ein Gebot der Stunde. Die Metalltechnische Industrie sieht den dringendsten
Handlungsbedarf in folgenden Politikfeldern:
- Mehr Flexibilität für Betriebe und Mitarbeiter
bei den Arbeitszeitregelungen, der Fokus dabei liegt auf administrativen Erleichterungen.
- Die Lohnstückkosten sind in Österreich an der
Obergrenze und ein klarer Wettbewerbsnachteil, eine deutliche Senkung der Lohnnebenkosten ist daher dringend notwendig.
- Ebenso wichtig: die Themen Entbürokratisierung und
Entkriminalisierung, etwa durch Änderungen im Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz.
- Bildung & Ausbildung sowie Forschung & Entwicklung:
Hier sind deutlich mehr Investitionen in Schulen und Hochschulen nötig, ebenso wie die Weiterführung
der Forschungsförderung und Unterstützung von Industrie 4.0 Projekten.
- Schließlich braucht es ein klares Bekenntnis zur Europäischen
Union und Freihandelsabkommen als Voraussetzung für die exportorientierte Industrie.
KV-Verhandlungen brauchen neue Wege und Win-win-Situationen
Hinsichtlich der kommenden KV-Verhandlungen für die Metalltechnische Industrie, die am 20. September mit Wirtschaftsgesprächen
starten, sieht Knill neue Wege gefordert. „Das Scheitern der Sozialpartner beim Thema flexible Arbeitszeiten hat
verdeutlicht, dass wir einen neuen Stil und neue Herangehensweisen brauchen. Wir müssen wegkommen von den
jahrzehntealten Ritualen, nächtelangen Verhandlungen und politischen Inszenierungen.“ Der Kollektivvertrag
muss die wesentlichen Fragen der Gegenwart behandeln, dazu gehören die bessere Planbarkeit, weniger Bürokratie,
das Eingehen auf neue Berufsbilder und Arbeitsmodelle. „Sozialpartner-Gespräche müssen beiden Seiten
etwas bringen“, so Knill abschließend.
Über die Metalltechnische Industrie
Die Metalltechnische Industrie ist Österreichs stärkste Branche. Über 1.200 Unternehmen aus
den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei bilden das Rückgrat
der heimischen Industrie. Die exportorientierte Branche ist mittelständisch strukturiert, besteht zu mehr
als 85 % aus Familienbetrieben und ist für ein Viertel aller österreichischen Exporte verantwortlich.
Zahlreiche Betriebe sind Weltmarktführer und „Hidden Champions“. Die Metalltechnische Industrie beschäftigt
direkt rund 130.000 Menschen und sichert damit indirekt an die 250.000 Arbeitsplätze in Österreich. Sie
erwirtschaftete 2016 einen Produktionswert von 35,5 Milliarden Euro. Der Fachverband Metalltechnische Industrie,
ein Zusammenschluss der ehemaligen Fachverbände Maschinen- und Metallwarenindustrie sowie Gießereiindustrie,
zählt zu den größten Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden Österreichs und ist eine eigenständige
Organisation im Rahmen der Wirtschaftskammer Österreich.
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