Arbeitsgespräche am Weizmann-Institut, Besuch erfolgreicher „Start ups“ und Gedenken in
Yad Vashem – „Israel ist ein ganz großes Vorbild“
Tel Aviv/Jerusalem/St. Pölten (nlk) - Eine niederösterreichische Delegation mit Landeshauptfrau
Johanna Mikl-Leitner an der Spitze absolvierte von von 18. bis 20. September einen Arbeitsbesuch in Israel. Am
ersten Tag standen zunächst Arbeitsgespräche am berühmten Weizmann-Institut in Rechovot in der Nähe
von Tel Aviv sowie die Besichtigung einer Baustelle der Firma Doka und der Besuch einiger erfolgreicher Start up-Unternehmen
in Tel Aviv am Programm.
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betonte im Zuge der Gespräche am Weizmann-Institut: „Unsere Aufgabe ist
es, Niederösterreich in der digitalen Welt zu positionieren, und dazu braucht es Innovation und Forschung,
und Israel ist das Land, wo Forschung und Innovation zuhause sind. Wir werden auch weiterhin in diesen Bereich
investieren, und Israel ist hier ein ganz großes Vorbild.“ Das Weizmann-Institut arbeite bereits jetzt eng
mit dem IST Austria in Klosterneuburg zusammen, diese Zusammenarbeit wolle man „noch weiter vertiefen“, so die
Landeshauptfrau.
Am Weizmann-Institut wurde die niederösterreichische Delegation, der neben Landeshauptfrau Mikl-Leitner u.
a. auch Landtagspräsident Hans Penz, Landesrätin Petra Bohuslav und Klubobmann Klaus Schneeberger angehörten,
durch Prof. Haim Harari begrüßt. Danach folgte ein Arbeitsgespräch mit Prof. Elad Schneidman vom
Department of Neurobiology, der intensiv mit dem IST Austria in Klosterneuburg zusammenarbeitet. Ein Zusammentreffen
gab es auch mit den österreichischen Studenten Thomas Vogl vom Department of Computer Science and Applied
Mathematics (er stammt aus Graz und erforscht am Weizmann-Institut die Bakterien und Hefen am menschlichen Körper,
das sog. Mikrobiom) sowie Jonathan Bayerl vom Department of Molecular Genetics – er stammt aus Groß Gerungs
und ist seit zwei Jahren PhD-Student an der israelischen Spitzen-Einrichtung.
Das Weizmann-Institut ist eine der weltweit führenden multidisziplinären Forschungsinstitutionen. Es
arbeiten und studieren hier etwa 2.500 Wissenschaftler, Techniker und Forschungsstudenten an fünf Fakultäten
(Biologie, Biochemie, Chemie, Physik und Mathematik, Computerwissenschaften) mit 18 Abteilungen und 250 Forschungslabors.
Am Weizmann-Institut, das nach dem Chemiker und ersten Staatspräsidenten Israels, Chaim Weizmann, benannt
wurde, wurde 1954 einer der weltweit ersten elektronischen Computer entwickelt und gebaut, seit 1950 wird hier
Krebsforschung betrieben, bis heute ist das ein Hauptforschungsgebiet. Hier befindet sich auch das weltweit erste
Freiluft-Wissenschaftsmuseum „Clore Garden of Science“, das auch die niederösterreichische Delegation besuchte.
Haim Harari, der die niederösterreichische Delegation am Weizmann-Institut begrüßte, war von 1988
bis 2001 Präsident dieser Einrichtung. Unter seiner Leitung baute das Weizmann-Institut seine Stellung als
eine der weltweit führenden naturwissenschaftlichen Exzellenzeinrichtungen aus. Harari ist seit 2007 Vorsitzender
des Exekutivkomitees des Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg.
Im Anschluss an den Besuch des Weizmann-Institutes wurde eine Baustelle der niederösterreichischen Firma DOKA
in Tel Aviv besichtigt. Der Geschäftsführer von DOKA Israel, Avi Koren, führte die niederösterreichische
Delegation über das Gelände der Baustelle „Tozeret HaAretz“. Dieses Projekt umfasst einen Turm von 68.000
Quadratmetern mit 29 Etagen und einem Investitionsvolumen von umgerechnet 205 Millionen Euro. In der zweiten Etappe
soll ein zusätzlicher Turm mit bis zu 70 Etagen und einer Gesamtfläche von 200.000 Quadratmetern gebaut
werden. In diesem Projekt wird die neueste Technologie von Doka Schalungssysteme angewendet. Das Unternehmen BST,
das das Projekt realisiert, ist einer der größten Konzerne in Israel.
Danach folgten Besuche in der start-up Szene Israels. Zunächst informierten die Experten von „Start up Nation
Central“ über diesen Sektor – so hat Israel mit rund 5.000 start ups und „tech companies“ die höchste
Dichte an start ups in der Welt. Danach ging es zu „Da Pulse“, einer digitalen Plattform für den Aufbau und
die gemeinsame Nutzung von Geschäftsprozessen für jede Team- oder Projektgröße. Die Gründung
von „Da Pulse“ erfolgte im Jahr 2012, mittlerweile beschäftigt das Unternehmen 80 Mitarbeiter.
Am zweiten Tag des Israel-Aufenthaltes, standen u.a. die Besichtigung des High Tech Park „Gav Yam“ in Be’er Scheva
sowie ein Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem sowie des österreichischen Hospizes in Jerusalem am Programm.
In der Holocaust-Gedenkstätte nahm Landeshauptfrau Mikl-Leitner nach einem Rundgang durch das Museum eine
Kranzniederlegung vor.
Be’er Scheva ist eine Großstadt im Süden Israels und zählt rund 204.000 Einwohner. Hier ist auch
die Ben-Gurion-Universität, eine der bekanntesten Universitäten des Landes, angesiedelt. Ein städtischer
Schwerpunkt ist die Weiterentwicklung der Universität mit anliegenden universitätsnahen Industriebetrieben
mit Fokus auf Biotechnologie. Ishay Avital, der International Relations Manager von Be’er Scheva, informierte die
niederösterreichische Delegation über die Entwicklung der Stadt von einer armen Region in der Wüste
hin zu einer erfolgreichen „Cyber-City“, in der Unternehmen wie die Deutsche Telekom, IBM oder Lockheed Martin
angesiedelt sind.
Nach der Präsentation der Region ging es weiter zum Gav Yam High Tech Park in Be’er Sheva. Der High Tech Park
hat sich als führendes Forschungs- und Entwicklungszentrum Israels etabliert, erklärte der dortige Generaldirektor
Roy Zvebner. Sehr informativ war für die niederösterreichische Delegation auch die Besichtigung des Co
Working Space „Wework“ im Gav Yam High Tech Park. „Wework“ wurde 2010 in New York gegründet und verfügt
über 164 Standorte in 53 Städten auf der ganzen Welt. Die WeWork Coworking-Räume bieten den Nutzern
Arbeitsplätze für 1 bis 100 Personen und vor allem die allermodernste Infrastruktur.
Ganz im Zeichen des Gedenkens stand im Anschluss der Besuch der niederösterreichischen Delegation in Yad Vashem.
Yad Vashem ist die zentrale israelische Gedenkstätte für die während der Shoah ermordeten mehr als
sechs Millionen Juden. Es befindet sich auf dem „Berg der Erinnerung“, einer Hügelkette westlich von Jerusalem.
Yad Vashem wurde 1957 errichtet, jährlich besuchen über zwei Millionen Menschen diese Gedenkstätte.
Nach einem Rundgang durch das Museum nahm Landeshauptfrau Mikl-Leitner im Rahmen eines kurzen Gedenkaktes eine
Kranzniederlegung vor. Die Landeshauptfrau betonte im Anschluss an den Besuch in Yad Vashem die Bedeutung derartiger
Gedenkstätten: „Es geht darum, die Erinnerungskultur hochzuhalten und an die nächsten Generationen weiterzugeben,
ganz im Sinne eines ,Nie wieder‘“. Gerade die Erinnerungsarbeit zeige, dass Friede, Freiheit und Demokratie keine
Selbstverständlichkeit seien, so die Landeshauptfrau: „Wir müssen alles unternehmen, um diese Werte zu
erhalten.“
„Israel stellt im Sinne der Erinnerungskultur ganz zu Recht die Vergangenheit in den Mittelpunkt. Israel stellt
aber auch die Zukunft in den Mittelpunkt, denn es ist wichtig, in Innovation und Technologie zu investieren“, fasste
Mikl-Leitner den zweiten Tag in Israel zusammen: „Be’er Sheva ist ein gutes Beispiel dafür, dass man hier
in Israel die ländlichen Regionen entwickeln will, denn diese Stadt soll mithilfe der Digitalisierung zu einem
Cyber-Sicherheitszentrum werden.“ Dies sei auch für Niederösterreich eine Bestätigung, „auf dem
richtigen Weg zu sein“, verwies sie in diesem Zusammenhang auf die Planungen für das „Haus der Digitalisierung“.
Mikl-Leitner: „Wir haben uns in Israel viele Ideen geholt, die in die Entwicklung des Hauses der Digitalisierung
einfließen werden.“
Beendet wurde der zweite Tag in Israel mit einem Rundgang durch die Jerusalemer Altstadt. Nach der Besichtigung
von Sehenswürdigkeiten wie der Grabeskirche und der Klagemauer wurde die niederösterreichische Delegation
von Rektor Markus Stephan Bugnayr im österreichischen Hospiz in Jerusalem begrüßt.
Am 20.September, dem letzten Tag des Israel-Aufenthaltes der niederösterreichischen Delegation, wurde noch
das Bauhaus Center in Tel Aviv besichtigt. Das Bauhaus Center wurde im Jahr 2000 eröffnet und beschäftigt
sich mit der Erfassung und Dokumentierung der Weißen Stadt. Als Weiße Stadt wird eine Sammlung von
über 4.000 Gebäuden in Tel Aviv bezeichnet, die überwiegend im Bauhaus- und Internationalen Stil
errichtet wurden. Seit 2003 gehört die Weiße Stadt von Tel Aviv zum UNESCO-Welterbe. Landeshauptfrau
Johanna Mikl-Leitner bot den Gründern des Bauhaus Centers Micha und Shlomit Gross eine Zusammenarbeit mit
der Donau Universität Krems an. „Die Expertinnen und Experten der Donau Universität beschäftigen
sich intensiv mit dem Bauhaus-Stil“, sprach sie eine Einladung zum Erfahrungsaustausch aus.
Aufgrund dieser Reise habe man sich entschlossen, im Zusammenhang mit dem Haus der Digitalisierung auch „Satelliten
in den Regionen“ einzurichten, fasste die Landeshauptfrau ein Ergebnis des Arbeitsaufenthaltes in Israel zusammen.
Wie diese „Satelliten“ in den Regionen gestaltet werden können, wolle man noch heuer präsentieren, das
Konzept für das Haus der Digitalisierung soll bis Ende des Jahres fertig sein. Vor allem Kinder seien „neugierig
und wissbegierig“, das habe u. a. auch das Forschungsfest im Palais Niederösterreich gezeigt, sprach sie einen
weiteren Schwerpunkt an: „Ein Teil des Hauses der Digitalisierung wird den Schülerinnen und Schülern
gewidmet sein.“ Das Weizmann-Institut, das seine hervorragende Infrastruktur für den Physikunterricht von
Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stellt, verfolge hier „ein spannendes Konzept“.
Landesrätin Bohuslav betonte die Bedeutung der Achse Wirtschaft-Wissenschaft- Ausbildung. Gerade das Weizmann-Institut
arbeite auch sehr intensiv daran, „die Wissenschaft zu den Menschen zu bringen“, und das wolle man daher auch in
Niederösterreich vertiefen, indem man „das, was in der Wissenschaft passiert, noch mehr für die Kinder
öffnen“ werde.
Der Aufenthalt habe auch gezeigt, dass das IST Austria ein wichtiges Leuchtturmprojekt für Niederösterreich
sei, so Mikl-Leitner und Bohuslav unisono. „In der internationalen Wissenschaftscommunity sind wir dadurch sehr
bekannt“, meinte die Landeshauptfrau, und die Landesrätin ergänzte: „In dieser Achse liegt eine tolle
Zukunft.“
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