Eröffnung der umfassenden Kolig-Retrospektive, 50 Jahre nach letzter Einzelschau in Wien
Wien (leopold museum) - Das Leopold Museum eröffnete am Abend des 21. September die erste umfassende
Retrospektive zum Werk von Anton Kolig (1886-1950) in Wien seit mehr als 50 Jahren. Leopold Museum-Direktor Hans-Peter
Wipplinger, Kurator Franz Smola und Sammlerin Elisabeth Leopold präsentierten hunderten Eröffnungsgästen
die opulente Schau.
Leopold Museum: kongenialer Ort für Kolig-Ausstellung
Für Direktor Wipplinger „ist das Leopold Museum für diese Ausstellung zweifellos der kongenialste
Ort, verfügt es doch über den umfangreichsten Bestand an Gemälden Koligs, die in einer öffentlichen
Institution vereint sind.“ Die Ausstellung präsentiert die wichtigsten Arbeiten von Anton Kolig und zeigt
einen repräsentativen Querschnitt durch das gesamte Schaffen des Künstlers, von den frühen Arbeiten
bis zum Spätwerk.
Porträts, Allegorien, Jünglingsakte
Nach einem fast zweijährigen Studienaufenthalt in Frankreich, den Kolig noch vor dem Ersten Weltkrieg
absolvierte, folgten Erfahrungen als Kriegsmaler und Porträtist. Franz Smola: „Das Porträt stellte für
Anton Kolig ein Genre dar, das ihn während seines gesamten Schaffens kontinuierlich begleitete und von ihm
stets eine außerordentlich hohe Wertschätzung erfuhr. Besonders in den frühen 1920er-Jahren erhielt
Kolig wiederholt Aufträge von bedeutenden Vertretern der Wiener Gesellschaft, etwa aus dem Bereich der Oper
und der Aristokratie, worauf er unumwunden stolz war.“ In der Folge schuf Kolig auch Darstellungen des männlichen
Aktes, und zwar sowohl in Form allegorischer Kompositionen als auch in Form von Modellstudien. Vor allem im zeichnerischen
Werk spielte das Aktmotiv für Kolig zeitlebens eine herausragende Rolle.
Der 1886 im mährischen Neutitschein (Nový Jicín) geborene Künstler besuchte in Wien zunächst
die Kunstgewerbeschule, wie damals zur gleichen Zeit übrigens auch Oskar Kokoschka. Dann wechselte Kolig an
die Akademie der bildenden Künste, wo er die aus Nötsch in Kärnten stammenden Studienkollegen Sebastian
Isepp und Franz Wiegele kennenlernte. 1911 heiratete Kolig Wiegeles Schwester Katherina, dem Paar wurden fünf
Kinder geschenkt. In Nötsch fand Kolig seinen Lebensmittelpunkt. Die Tätigkeit von Wiegele, Isepp und
Kolig in Nötsch, zu denen später auch noch Gerhart Frankl stieß, sollte später als „Nötscher
Kreis“ in die österreichische Kunstgeschichte eingehen.
Bereits während des Studiums an der Akademie wurde Anton Kolig Mitglied der von Egon Schiele 1909 gegründeten
Neukunstgruppe und zählte zur frühen Avantgarde in Österreich vor 1914. Dass Kolig zu den innovativsten
Künstlerpersönlichkeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Österreich zählt, unterstreicht
Ausstellungskurator Franz Smola: „Kolig schuf ein vielschichtiges Werk, das auf dem Gebiet der Ölmalerei,
Zeichnung und Wandmalerei gleichermaßen Meilensteine setzte. Sein großes schöpferisches Talent
erschließt sich letztendlich auch dadurch, dass er in nahezu allen motivischen Gattungen innovative künstlerische
Aussagen zu treffen imstande war.“
Anton Koligs Karriere umfasste neben Personalen und Ausstellungsbeteiligungen in Österreich und im Ausland
(Deutschland, Italien/Biennale Venedig, Niederlande, Schweiz, USA) eine langjährige Professur an der Württembergischen
Kunstakademie in Stuttgart und mehrere öffentliche Aufträge, u.a. Gemälde für das Krematorium
in Wien, Wandmosaiken für das Salzburger Festspielhaus und Wandfresken für das Landhaus Klagenfurt. 70
Jahre nach der ersten Einzelschau in der Akademie der bildenden Künste in Wien und rund 50 Jahre nach einer
Schau im Wiener Künstlerhaus versammelt die Ausstellung im Leopold Museum nun nach langer Zeit wieder alle
Hauptwerke aus dem umfangreichen Schaffen Anton Koligs.
Die feierliche Eröffnung der Ausstellung im Beisein von Koligs Nachfahren
Zur Eröffnung der Ausstellung begrüßte Leopold Museum-Direktor Hans-Peter Wipplinger auch die
Nachfahren Anton Koligs, allen voran den Enkel des Malers, Künstler Cornelius Kolig mit zahlreichen weiteren
Familienmitgliedern. Zur Eröffnung kamen auch Belvedere-Direktorin Stella Rollig, Christine Wetzlinger-Grundnig,
Direktorin des Museum moderner Kunst Kärnten und Thomas Trabitsch, Direktor des Österreichischen Theatermuseums
mit seiner Frau Johanna, Leopold Museum-Vorstandsvorsitzender Helmut Moser mit seiner Frau, die Leopold Museum-Vorstände
Agnes Husslein-Arco und Werner Muhm und Gabriele Langer, kaufmännische Direktorin des Leopold Museum. Aus
Koligs Geburtsort Neutitschein (Nový Jicín) nach Wien angereist war Sylva Dvorácková,
Direktorin des Muzeum Novojicínska, die auch Leihgaben zur Ausstellung beisteuerte. Ebenfalls zur Kolig-Eröffnung
kamen Leopold Museum-Freundevereins-Präsident Hans Raumauf, Sammlerin Waltraud Leopold, der britische Botschafter
Leigh Turner, der deutsche Botschafter Johannes Haindl, Kolig-Experte Otmar Rychlik gemeinsam mit seiner Gattin
Andrea Jünger, die GaleristInnen Dagmar Chobot, Elisabeth und Klaus Thoman und Christa Zetter, ORF-Kulturchef
Martin Traxl, Filmemacher Georg Riha, die Künstler Walter Vopava, Florian Reither und Wolfgang Gantner von
Gelitin, Thomas Palme, Werner Reiterer und Peter Sandbichler, Schirn-Kunsthalle-Kuratorin Martina Weinhart, Kunsthistorikerin
Marianne Hussl-Hörmann, Belvedere-Kurator Alexander Klee, Prof. Peter Baum, der ehemalige Belvedere-Direktor
Gerbert Frodl, Karol Winiarczyk, Leopold Museum-Circle of Patrons-Lady Karin Kirste, Kunstexpertin Barbara Kamler-Wild,
Kathrein-Privatbank-Direktor Alexander Firon, Fotograf Fritz Simak, Ali Reza Esmaeili, Filmemacherin Gerda Leopold,
Dorotheum-Expertin Ursula Rohringer, Leopold Museum-Freundevereinsvorstand Leopold Birstinger, Klimt-Enkelsohn
Gustav Huber und seine Frau Christa sowie Franziska-Maria Lettowsky vom Salzburger Festspielhaus.
Der Katalog zur Ausstellung
Zur Ausstellung ist im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, ein 257 Seiten umfassender Katalog
in deutscher und englischer Sprache erschienen, herausgegeben von Hans-Peter Wipplinger, mit Beiträgen von
Elisabeth Leopold, Julia Müller, Otmar Rychlik und Franz Smola, inklusive einer ausführlichen Biografie
des Künstlers, eines detaillierten Ausstellungs- und Literaturverzeichnisses und einem Bestandskatalog aller
Gemälde Anton Koligs des Leopold Museum; Preis: Euro 29,90.
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