„Mehr Medizin-Studienplätze durch Beschränkung bei anderen Studienrichtungen“
St. Pölten (nlk) - Bei einer Pressekonferenz in St. Pölten wurden am 19.09. die Bemühungen
und Forderungen des Landes präsentiert, um junge Ärzte für Niederösterreich zu gewinnen. Darunter
die Forderung, Studienplatzbeschränkungen für alle Studienrichtungen einzuführen und dafür
die Medizin-Studienplätze massiv aufzustocken.
„180 junge Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher haben die Aufnahmetests zur Zulassung zum Medizinstudium
geschafft, das sind um rund zehn mehr als im Vorjahr. Ich gratuliere ihnen allen herzlich“, sagte LH-Stellvertreter
Stephan Pernkopf, der gleichzeitig an die neuen Studentinnen und Studenten appellierte, nach dem Studium den Arztberuf
auch in Niederösterreich auszuüben.
Niederösterreich habe im Bundesländervergleich die größte Anzahl an Hausärzten (780)
und gleichzeitig die geringste Anzahl an offenen Planstellen (6), so Pernkopf. „In unseren Kliniken sind 3.700
Ärztinnen und Ärzte beschäftigt, darunter alleine 1.200 Turnusärztinnen und Turnusärzte.
Damit sind wir gut aufgestellt. Aber auch in Zukunft brauchen wir jeden Jungarzt und jede Jungärztin“, hielt
er fest. „Wir sind für die Zukunft gerüstet und trotzdem gibt es Bemühungen, um Jungärzte in
Niederösterreich zu halten, Uni-Absolventen nach Niederösterreich zu locken, selbst in Niederösterreich
Ärzte auszubilden und generell mehr junge Menschen zum Studium zu bewegen, um Spitzenmedizin für die
Patienten zu gewährleisten“, hob der LH-Stellvertreter hervor. Das Land Niederösterreich stelle insgesamt
eine Million Euro zur Aus- und Weiterbildung der Ärzte zur Verfügung, so Pernkopf.
„Im sechsten Studienjahr bieten die niederösterreichischen Kliniken die Möglichkeit, das Klinisch-Praktische-Jahr
in unserem Bundesland zu absolvieren“, führte Pernkopf weiter aus. Dadurch könne den Ärzten der
Zukunft frühzeitig „Lust auf unsere Kliniken“ gemacht werden. „Für das Klinisch-Praktische-Jahr stellen
wir in den niederösterreichischen Spitälern heuer erstmals 384 Plätze zur Verfügung, so viele
wie noch nie. Darüber hinaus ist die Karl Landsteiner Privatuniversität in Krems ein wesentlicher Baustein
zur Ausbildung von Ärzten für unser Land geworden und kooperiert mit den drei Universitätskliniken
St. Pölten, Krems und Tulln. Im heurigen Herbst erreichen wir dort erstmal Vollbelegung mit 80 neuen Studierenden
und insgesamt 208 jungen Menschen, die Medizin studieren“, betonte er.
Schon vor den Aufnahmetests motiviert das Land die jungen Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher,
sich für das Medizinstudium zu interessieren und unterstützt die Interessentinnen und Interessenten,
sich auf den Test bestmöglich vorzubereiten. Im Frühjahr hätten die Landeskliniken Informationsveranstaltungen
an den Spitälern organisiert und dabei über den Arztberuf informiert, so Pernkopf. Im Sommer seien Vorbereitungskurse
angeboten und mit 350 Euro unterstützt worden. Jetzt im Herbst würden die Prüfungskosten der Tests
zurückerstattet werden, „wenn er positiv absolviert wurde“, so der LH-Stellverterter.
Im Hinblick auf die Zukunft meinte Pernkopf: „Vor Einführung des Medizin-Aufnahmetests im Jahr 2006 begannen
allein in Wien 2.000 Studierende jährlich mit dem Medizin-Studium, heute gibt es in Wien, Graz, Linz und Innsbruck
nur rund 1.600 Studienplätze.“ Vor allem die Anzahl der Absolventen habe sich von 1.800 Personen vor den Aufnahmetests
auf 1.200 in den letzten Jahren reduziert. Deshalb brauche es auch generell wieder mehr Medizin-Studienplätze,
so Pernkopf. Das Interesse sei vorhanden, „insgesamt haben sich 16.000 Maturantinnen und Maturanten für die
Medizin-Aufnahmetests beworben“. Er schloss daran die Forderung: „Ich fordere Studienplatzbeschränkungen für
alle Studienrichtungen und gleichzeitig mehr Studienplätze für das Medizinstudium. Denn wenn bei sogenannten
Orchideenfächern oder bei Massenfächern ohne anschließende Berufsaussicht die Studienplätze
reduziert werden, dann können umgekehrt beim wichtigen Medizinstudium auch wieder mehr Plätze angeboten
und finanziert werden.“ Überdies brauche es Landarztstipendien wie in Deutschland und eine Aufwertung des
Allgemein-Mediziners, so der LH-Stellvertreter.
Markus Klamminger, stellvertretender medizinischer Geschäftsführer der NÖ Landeskliniken- Holding,
sagte: „Wir haben eine neue Datenbank für das Klinisch-Praktische-Jahr kreiert, wo sich die Studentinnen und
Studenten für ihr ‚Wunschkrankenhaus‘ anmelden können. Am Ende des Klinisch-Praktischen-Jahres laden
wir alle Studentinnen und Studenten zu einem Infotag in die Landesklinikenholding ein, wo wir die verschiedenen
Standorte in Niederösterreich vorstellen. Wir bieten auch im Rahmen der Basisausbildung spezielle Angebote
an, alle Ausbildungsärzte und Fachärzte haben Zugang zur Online-Bibliothek.“
Die junge Wiener Neustädterin Anna Dinhobl freute sich, dass sie vor wenigen Tagen über die Zulassung
zum Medizinstudium erfahren hat und erzählte von den Vorbereitungskursen, die von der Landeskliniken-Holding
angeboten wurden. Sie versicherte auch, dass sie nach Absolvierung des Medizinstudiums in Niederösterreich
praktizieren möchte.
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