Deutschland: Größte ausländische Community

 

erstellt am
19. 09. 17
13:00 MEZ

Bundestagswahlen: Stimmabgabe per Briefwahl möglich – 181.600 deutsche StaatsbürgerInnen in Österreich – Die meisten Deutschen in Wien und Tirol ansässig
Wien (medienservicestelle) - In Deutschland finden am 24. September 2017 Bundestagswahlen statt. In Österreich lebende Deutsche haben die Möglichkeit, per Briefwahl an den Wahlen teilzunehmen. Um wählen zu können mussten deutsche StaatsbürgerInnen, die im Ausland leben, einen Antrag auf Eintragung in das Wählerverzeichnis bis 3. September stellen. Wahllokale für die deutschen Bundestagswahlen werden hierzulande keine eingerichtet.

In Österreich leben rund 181.600 deutsche StaatsbürgerInnen sowie 224.000 Personen, die in Deutschland geboren wurden. Damit stellt Deutschland die größte AusländerInnen-Community hierzulande. Größere deutsche Communities finden sich vor allem in Wien, Tirol und Oberösterreich. Anlässlich der Wahlen wirft die Medien-Servicestelle Neue Österreicher/innen (MSNÖ) einen Blick auf die deutsche Community.

Stimmabgabe per Briefwahl möglich
Laut der deutschen Botschaft in Wien müssen deutsche Staatsangehörige, die in Österreich leben, im Wählerverzeichnis eingetragen sein, um per Briefwahl an der Bundestagswahl teilnehmen zu können. Hierfür musste bis 3. September ein Antrag gestellt werden.

Um ins Wählerverzeichnis eingetragen zu werden, mussten deutsche StaatsbürgerInnen in den letzten 25 Jahren mindestens drei Monate ununterbrochen in Deutschland gelebt haben. Ist dies nicht der Fall, gibt es die Möglichkeit Gründe vorzuweisen, wieso eine unmittelbare Betroffenheit von den politischen Verhältnissen in Deutschland vorliegt. Der Antrag muss vor jeder Wahl wiederholt werden. Wahllokale werden keine in Österreich eingerichtet.

Die Botschaft konnte keine Zahlen zur Wahlbeteiligung der in Österreich lebenden Deutschen liefern. Laut dem Statistischen Bundesamt stieg die Zahl der Auslands-Deutschen, die sich in das Wählerverzeichnis eintragen ließen, stetig an. Zuletzt – bei der Bundestagswahl 2013 – waren 67.057 im Ausland lebende Deutsche im Wählerverzeichnis eingetragen.

Deutschland stellt größte Ausländer-Community
Mit 181.618 deutschen StaatsbürgerInnen und 223.953 in Deutschland geborenen Menschen, die nun in Österreich leben, stellt Deutschland die größte AusländerInnen-Community hierzulande (Stichtag: 1. Jänner 2017). Dabei stieg in den vergangenen Jahren sowohl die Zahl der deutschen StaatsbürgerInnen als auch jene der ersten Zuwanderungsgeneration kontinuierlich an. Lebten zu Jahresbeginn 2002 78.227 Deutsche in Österreich, stieg diese Zahl bis 2017 um 132 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der in Deutschland geborenen Personen, die in Österreich ansässig sind, um 57 Prozent.

Zudem leben laut offiziellen Zahlen der Statistik Austria rund 173.400 Personen mit deutschem Migrationshintergrund in Österreich (Jahresdurchschnitt 2016). 154.700 von ihnen zählen zur ersten, 18.700 zur zweiten Zuwanderungsgeneration. Weder die Netzwerke der deutschen Diaspora noch die deutsche Botschaft wollten eine Schätzung dazu abgeben, wie viele Personen mit deutschen Wurzeln hierzulande leben.

24,1 Prozent der Deutschen in Wien ansässig
Allein in Wien leben 43.837 deutsche StaatsbürgerInnen. Das entspricht einem Anteil von 24,1 Prozent an allen in Österreich lebenden Deutschen. Auch unterschieden nach dem Geburtsland ist der Großteil in der Bundeshauptstadt ansässig, nämlich 50.034 deutsche StaatsbürgerInnen bzw. 22,3 Prozent.

Weitere große deutsche Communities leben in Tirol (33.406 nach Staatsangehörigkeit und 39.163 nach Geburtsland) sowie in Oberösterreich (22.808 nach Staatsangehörigkeit und 31.896 nach Geburtsland). Im Burgenland findet man vergleichsweise wenige Menschen deutscher Herkunft (3.101 nach Staatsangehörigkeit und 3.865 nach Geburtsland).

Zuwanderung: Junges Phänomen mit alten Wurzeln
Zuwanderung aus deutschen Regionen gab es schon zur Zeit der Monarchie und davor: Dass man in Wien Deutsch in einer dem Bayerischen verwandten Art und Weise spricht, wird laut einem Bericht der Stadt Wien anlässlich einer Ausstellung zur Geschichte der Zuwanderung nach Wien etwa bayerischen Bauern zugeschrieben, die sich im 11. Jahrhundert in das Gebiet zwischen Wienerwald und Leitha niedergelassen haben sollen. In den Jahrhunderten darauf kamen vor allem Kaufleute aus Bayern und Schwaben.

Deutsche Migration nach Österreich in der jüngeren Vergangenheit ist allerdings erst seit ein paar Jahren ein stärkeres Phänomen: Laut Statistik Austria wanderten 1996 nur 5.701 Deutsche ein, im Jahr 2000 waren es 7.500, 2005 schon 15.060, 2008 wurde der Höhepunkt mit 19.206 Zuzügen erreicht. Seitdem ist die Zuwanderung rückläufig. 2016 migrierten 16.103 Deutsche nach Österreich, 10.661 Deutsche verließen Österreich in diesem Jahr. Das ergibt einen Wanderungssaldo von 5.442.

Relativ geringe Einbürgerungszahlen
In Relation zu den in Österreich lebenden Deutschen ist die Zahl der Einbürgerungen relativ gering. So erhielten in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 1.405 Personen mit ehemaliger deutscher Staatsbürgerschaft eine österreichische Staatsbürgerschaft. Im Jahr 2014 wurden die meisten Deutschen eingebürgert (196), ein Jahr darauf sank die Zahl auf 160, 2016 lag sie mit 195 Einbürgerungen wieder auf dem Niveau von 2014.

Zahl der deutschen Studierenden steigt
Die Zahl der deutschen Studierenden an heimischen Hochschulen stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an: Studierten im Wintersemester 2012/13 insgesamt 32.819 Deutsche in Österreich, waren es 2016/17 35.842. Der Großteil von ihnen ist an einer öffentlichen Universität inskribiert (30.096), 3.499 studierten an einer Fachhochschule und 2.247 an einer Privatuniversität.

Damit stellt Deutschland nicht nur die größte Gruppe der AusländerInnen insgesamt, sondern auch die weitaus größte Gruppe der ausländischen Studierenden an öffentlichen Universitäten in Wien. Danach folgen Italien (9.087 Studierende) und die Türkei (3.399).

Ältere Daten der Statistik Austria (Zeitraum Wintersemester 2008/09 bis 2010/11) zeigen, dass viele deutsche Studierende nach Abschluss des Studiums wieder aus Österreich wegziehen: So verließen 15,8 Prozent der deutschen Studierenden Österreich ein Jahr nach ihrem Bachelor-Abschluss. Diese Zahl steigt dabei nicht nur nach dem Zeitraum, sondern auch nach dem Level des Abschlusses. Am höchsten ist der Wert dementsprechend bei deutschen DoktorandInnen: 33,3 Prozent verließen Österreich drei Jahre nach dem Doktorats-Abschluss. Zum Vergleich: Insgesamt verließen nur 11,8 Prozent aller Studierenden – unabhängig von der Staatsangehörigkeit – Österreich drei Jahre nach ihrem Doktorat.

Rund 113.000 Erwerbstätige, Arbeitslosenquote relativ niedrig
Im Jahresdurchschnitt 2016 waren insgesamt 112.996 deutsche StaatsbürgerInnen in Österreich beschäftigt. Mit 93.420 Personen war die deutliche Mehrheit von ihnen unselbstständig beschäftigt. Weitere 10.224 Deutsche waren geringfügig angestellt und 8.513 selbstständig beschäftigt. 839 arbeiteten im Rahmen eines freien Dienstvertrags. Zudem sind relativ wenige deutsche Staatsbürger von Arbeitslosigkeit betroffen. Im Jahresdurchschnitt 2016 betrug die Arbeitslosenquote 7,1 Prozent. Damit liegt die Quote bei Deutschen nicht nur unter der Gesamt-Arbeitslosenquote von 9,1 Prozent, sondern auch unter der Arbeitslosenquote von österreichischen StaatsbürgerInnen (acht Prozent).

Keine ausgeprägte Vernetzung
Laut der deutschen Botschaft gibt es keine eingetragenen Vereine für die deutsche in Diaspora. Auf der einen Seite erklärt die erst im vergangenen Jahrzehnt verstärkte Zuwanderung die fehlenden Vereinsstrukturen der großen Community. Auf der anderen Seite sind die geografische, sprachliche und mediale Nähe zur Bundesrepublik Deutschland ebenfalls ausschlaggebend dafür. In den vergangenen Jahren begannen sich die Deutschen in Österreich dennoch in verschiedenen Netzwerken zu organisieren.

So hat die “Piefke Connection”, eine Gruppe, die sich auf den Plattformen XING und Facebook vernetzt, mittlerweile an die 4.200 Mitglieder. Die “Piefke Connection” will den Erfahrungsaustausch von Deutschen in Österreich ermöglichen. Dazu werden Stammtische und Events organisiert. Der Fokus liegt momentan zwar auf der Bundeshauptstadt Wien, es werden jedoch schon vermehrt Deutsche in den Bundesländern erreicht. Stammtische gibt es in der Zwischenzeit auch in Linz, Innsbruck, Graz, Klagenfurt und Salzburg.

Zudem gibt es auf Facebook die Gruppen „Deutsche in Österreich“ und „Deutsche in Wien“, die gemeinsam rund 800 Mitglieder haben. Seit 2014 betreibt Dietmar Böhm außerdem das „Piefkelexi“, eine „Informationsplattform für in Österreich lebende Deutsche“. Laut Böhm ist die Idee hinter der Plattform, ein Lexikon zum Nachschlagen zur Verfügung zu stellen, damit „Deutsche in Österreich oder Deutsche, die nach Österreich auswandern wollen, erste Informationen einholen können“. Neben dem Lexikon gibt es auch „Piefkelexi TV“, ein Videoformat, das Deutschen bei der Integration und Kommunikation in Österreich helfen soll. Die Internetplattform wird laut Betreiber bis zu 1.500 Mal im Monat aufgerufen.

In Wien bietet zudem das Programm Start Wien von der MA 17, das Menschen ausländischer Herkunft helfen soll Fuß zu fassen, das Modul “Deutsche in Österreich” an. Dieses Modul, das in Kooperation mit dem Expat Center angeboten wird, findet vier Mal im Jahr zu je zwei Stunden statt. Das Themenspektrum bei den Einheiten reicht dabei von „Kommunikation im Job“ über „bürokratische Abläufe“ bis hin zu „vermissten Lebensmitteln.

 

 

 

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