Mit der Fertigstellung der Bühnentechnik für die Staatsoper ‚Unter den Linden‘ Berlin
verantwortete das österreichische Unternehmen Waagner-Biro ein weiteres Prestigeprojekt am internationalen
Kulturhimmel.
Berlin/Wien (waagber-biro) - Am 3. Oktober wird die Staatsoper Berlin nach mehreren Jahren umfassender Renovierung
wiedereröffnet. Das traditionsreiche Opernhaus, das ursprünglich 1742 eröffnete, wurde in seiner
über 250-jährigen Geschichte – bedingt durch Brände und Kriegsschäden, - mehrfach grundlegend
umgebaut. Das geschah zuletzt in den 1950er Jahren nach Plänen des Architekten Richard Paulick (1903 – 1979).
Seit 1979 steht die Staatsoper Berlin unter Denkmalschutz.
Nach über 50 Jahren Spielbetrieb bestand nun grundlegender Sanierungsbedarf für den Gebäudekomplex
(Zuschauerraum, Bühnenraum, unterirdisches Bauwerk, Probenzentrum, Intendanz). Die Zielsetzung dabei war nicht
nur, das Gebäude behutsam zu sanieren, sondern auch eine technische Anpassung an einen zeitgemäßen
Spielbetrieb vorzunehmen. So wurde etwa das Volumen des Zuschauerraums durch Anheben der denkmalgeschützten
Decke vergrößert.
Die umfangreiche Bühnentechnik von Waagner-Biro besteht aus der kompletten Obermaschinerie, der Vorbühne,
diversen Installationen im Zuschauerraum sowie einer hochmodernen Untermaschinerie mit einer Vielzahl an Podien
und auch einem Bühnenwagensystem. Die einfache Steuerung dieser komplexen Anlage mit ca. 280 Antriebsachsen
funktioniert über das bewährte CAT-Steuerungssystem von Waagner-Biro.
Projekt neuer Dimension
Für Waagner-Biro ist dieses Projekt eines der größten in der Unternehmensgeschichte. Nicht
nur die komplexe Technik, sondern auch die baulichen Gegebenheiten waren eine große Herausforderung.
Nach den Eröffnungsfeierlichkeiten zwischen 30.09 und 8.10.2017 – die offizielle Eröffnung findet am
3. Oktober statt – werden die Pforten der Staatsoper nochmals für einige Wochen zur Durchführung restlicher
Renovierungsarbeiten geschlossen. Die Wiederaufnahme des regulären Spielbetriebs erfolgt am 7. Dezember 2017,
zum 275. Jubiläum des Opernhauses.
Aufwendige Modernisierung der Bühnentechnik
Nach dem Ausbau der bestehenden Bühnentechnik wurde das Gebäude zunächst mit Ankern gegen ein
Aufschwimmen gesichert. Im nächsten Schritt wurde eine bis zu 3,2 cm dicke Stahlblechabdichtung eingebracht.
Dieses Prinzip der Abdichtung kommt aus dem Schiffsbau.
Im Bühnenturm erfolgte zeitgleich und parallel zu den Außenwänden der Einzug eines Stahltragewerks,
das die Lasten der Obermaschinerie als auch des Dachs selbst in die Pfeiler des Bestandsfundaments überträgt.
Nach dem erfolgreichen Einbau des Schnürbodens sowie der Rollenbänke inkl. Rollenböcke erfolgte
die Montage von fünf Galerieebenen auf der linken und rechten Seite des Bühnenturms. Zudem wurden hinter
den Galerien abgehängte, schallisolierte Maschinenräume geschaffen. Darin wurden beidseitig auf zwei
Ebenen 107 Winden - unter anderem Schwerlast- sowie Prospektzüge als stehende Winden (Zero fleet winch) –
montiert, welche zuerst einmal 10 Meter in die Höhe gezogen werden mussten. Der Einbau konnte innerhalb von
zwei Wochen abgeschlossen werden. Zur akustischen Optimierung wurden alle Winden auf elastischen Lagerungen platziert.
Mit der Installation der Untermaschinerie wurde im Sommer 2015 begonnen. Dabei umfasste die Größe der
Baugrube enorme 7.000 m³ (21 x 29 x 11,5m). Um den ursprünglich geplanten, engen Terminplan einhalten
zu können, wurde in der Designphase entschieden, so viele Teile wie möglich bereits außerhalb der
Staatsoper zusammenzubauen. Das schwerste eingebrachte Teilstück wog 8,8 Tonnen. Für die Einbringung
dieser Teile wurden von Waagner-Biro eigens 2 Kräne konstruiert und eingebaut.
Die Hauptbühne besteht aus insgesamt acht Podien, von denen vier als Doppelstockpodien ausgeführt sind.
Die Fläche der gesamten Bühne beträgt 1.330 m². Die Steuerung der gesamten Bühnentechnik
– bestehend aus ca. 280 Antriebsachsen – erfolgt über die Waagner-Biro CAT Steuerung.
Adaptierungen auch im unterirdischen Bauwerk
Im Unterirdischen Bauwerk (unterirdische Transportwege sowie Betriebsräume) werden etwa Dekorationselemente
in Lagerwagen witterungsunabhängig und zeiteffizient transportiert. Es dienst zudem der internen logistischen
Erschließung der einzelnen Gebäude der Staatsoper. Daher wurden notwendige technische Betriebsräume
im unterirdischen Bauwerk untergebracht. Sämtliche Versorgungsleitungen, wie zum Beispiel Elektro-, Heizungs-,
Kälte- und Feuerlöschleitungen, verlaufen durch das unterirdische Bauwerk, weshalb dieses von besonderer
Bedeutung für die technische Versorgung des Opernhauses ist.
Dieser Teil des Bauwerks wurde im Rahmen der Generalsanierung neu geschaffen und dient der Verbesserung der Organisationsprozesse
im Rahmen des Spielbetriebs. Während der Aufführungen wird der unterirdische Transportweg zur Gewährleistung
eines reibungslosen Ablaufes genutzt. Dieser schließt in der Berliner Seitenbühne (Linke Seitenbühne)
an die Hauptbühne an und beinhaltet unter anderem ein frei verfahrbares Bühnenwagensystem, bestehend
aus zwölf 2x1 m Antriebseinheiten für Bühnenwägen und Dekorationen.
Probenzentrum mit gleichen Dimensionen
Ebenfalls im Auftrag enthalten war die Schaffung eines Probenzentrums für das Staatsballett, den Chor und
das Orchester. Dieses umfasst die gleichen Dimensionen wie die Hauptbühne im Opernhaus. So hat das Ensemble
der Staatsoper zum ersten Mal die Gelegenheit in den originalen Kulissen und der gleichen Bühnengröße
wie im Opernhaus zu proben. Hier verbaute Waagner-Biro ein Hubpodium zu Transportzwecken.
Über Waagner-Biro
Engineering-Know-how auf höchstem Niveau und über 160 Jahre Erfahrung im Stahl- und Maschinenbau
sind die Basis für den Erfolg der Waagner-Biro Gruppe.
Waagner-Biro ist eine österreichische Unternehmensgruppe mit Sitz in Wien und hält Beteiligungen an nationalen
und internationalen mittelständischen Unternehmen des Stahl- und Maschinenbaues. Im Jahr 2015 erwirtschaftete
Waagner-Biro einen Umsatz von EUR 250 Mio. mit einem Exportanteil von knapp 97 %. Die Geschäftsfelder umfassen
Stahl-Glas-Technik, Brückenbau, Bühnentechnik und Spezialmaschinenbau. Waagner-Biro beschäftigt
über 1.400 Mitarbeiter an rund 15 Standorten in Europa, dem arabischen Raum und Südostasien.
Über die Staatsoper „Unter den Linden“
Die Staatsoper Unter den Linden ist das älteste Opernhaus in Berlin. Das traditionsreiche Haus wurde bereits
1742 eröffnet. Im September 2010 starteten umfangreiche Sanierungsarbeiten, bei denen unter anderem die gesamte
Bühnentechnik von Waagner-Biro rundum erneuert wird. Um alle denkmalpflegerische Vorgaben einzuhalten, wurde
bei dem Einbau der tonnenschweren Bühnentechnik darauf geachtet, die historische Bausubstanz nicht anzutasten.
Dazu wurde ein Stahlgerüst eingezogen um die Berührung mit den Außenwänden zu vermeiden.
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