LH Mikl-Leitner: Anforderungen des Arbeitsmarktes und Bedürfnisse der Wirtschaft analysieren
und Maßnahmen fixieren
Rückersdorf-Harmannsdorf/St. Pölten (nlk) - In Rückersdorf-Harmannsdorf bei der Firma esarom
gmbh fand am 28. September der zweite Dialog „Wirtschaft und Arbeit“ statt. Über die Ergebnisse informierten
im Anschluss im Rahmen eines Pressegesprächs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Sonja Zwazl, Präsidentin
der Wirtschaftskammer Niederösterreich, Karl Fakler, Landesgeschäftsführer des Arbeitsmarktservice
(AMS) Niederösterreich, Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, und Thomas
Salzer, Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich.
Im März dieses Jahres habe man zu ersten Mal zum Dialog „Wirtschaft und Arbeit“ zwischen Politik, Sozialpartnern
und Unternehmen eingeladen, betonte Landeshauptfrau Mikl-Leitner, dass das ein „Dialog auf Augenhöhe“ sei.
Dabei gehe es darum, „die Anforderungen des Arbeitsmarktes und die Bedürfnisse der Wirtschaft genau zu analysieren
und Maßnahmen zu fixieren“. Das Thema Arbeit sei „ein zentrales Thema“, darüber seien sich alle Beteiligten
einig, bedankte sich die Landeshauptfrau bei diesen für die Teilnahme und den Dialog.
Im Fokus der heutigen Diskussionen seien „drei konkrete Themenfelder“ gestanden: das Qualifikations- und Anforderungsprofil
im Wandel der Zeit, Berufsorientierung und die vernetzte Aus- und Weiterbildung. Es brauche ein „Zusammenwirken
von Wirtschaft, Wissenschaft, Arbeit und Bildung“, betonte Mikl-Leitner, dass es darum gehe, Arbeitsplätze
zu schaffen, um international bestehen zu können.
Zur Ausgangssituation sagte die Landeshauptfrau, dass die Konjunktur weiter an Schwung gewinne und Niederösterreich
im heurigen Jahr beim Wirtschaftswachstum mit 2,5 Prozent über dem Österreich-Durchschnitt von 2,2 Prozent
liege. „Wir sind hier gut unterwegs“, führte Mikl-Leitner weiters aus, dass man den Arbeitsmarkt betreffend
einen Rekord von 622.000 Beschäftigten habe und die Arbeitslosigkeit nach sechs Jahren im Sinken sei. Das
sei auf die Konjunktur, aber auch die gemeinsam gesetzten Maßnahmen zurückzuführen.
Den Dialog betreffend, führte Mikl-Leitner aus, dass es darum gehe, „in die Wirtschaft und in die Industrie
hineinzuhorchen“, um „die richtigen Qualifikationen und Kompetenzen auszubilden“. Wichtig dabei sei auch die Frage,
wie die Menschen aufgrund der Digitalisierung im Beschäftigungsprozess bleiben könnten. In den Gesprächen
sei man auch auf wissenschaftliche Zahlen, Daten und Fakten eingegangen und habe sich den Fachkräftemonitor
angeschaut, sagte die Landeshauptfrau: „Dieser Fachkräftemonitor ist ein wichtig Indikator für uns.“
„Bis zum Jahr 2030 fehlen uns 1.900 Fachkräfte im Bereich der Gastronomie im Tourismus“, sprach Mikl-Leitner
von einer großen Herausforderung.
Insgesamt habe man heute vier Maßnahmen beschlossen: Man wolle die Berufsschüler mit der Kompetenz Digitalisierung
stärken. Digitalisierung spiele überall eine große Rolle – egal ob beim Einzelhandel, im Büro
oder bei Mechatronik. Man starte daher die Initiative „Lehre goes digital“, so Mikl-Leitner. Durch eine Vereinbarung
mit dem WIFI würden von diesem Experten zur Verfügung gestellt werden. Man werde damit ab sofort starten
und hoffe, dass man mit Dezember die ersten Zertifikate überreichen könne. Eine weitere Maßnahme
sei die landesweite Ausrollung der Qualifizierungs-Offensive „Future of Production“, dabei gehe es um digitale
Kompetenz, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Betrieben halten zu können. Ab sofort könnten
alle Betriebe in Niederösterreich ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Schulungen schicken. Insgesamt
seien bereits 250 Seminare zur Weiterbildung gebucht worden.
Die dritte Maßnahme sei eine Plattform für Bildung, Forschung, Arbeit und Wirtschaft, führte Mikl-Leitner
aus, dass sie Landesrätin Petra Bohuslav den Auftrag erteilt habe, eine Plattform zu gründen, in der
alle Stakeholder vertreten seien. Und die vierte Maßnahme sei der Begabungskompass neu. Man habe das Format
verändert, „um noch schneller zu den Jugendlichen zu kommen“, führte die Landeshauptfrau aus, dass ab
März 2018 der Talentecheck und die Potenzialanalyse zusammengefasst und an einem Tag im WIFI durchgeführt
werden. Experten sollen anschließend entsprechende Beratung geben, damit Schülerinnen und Schüler
sowie ihre Eltern mit den Testergebnissen nicht alleine gelassen werden.
„Mit diesen Maßnahmen schaffen wir eine Win-win-Situation für alle Beteiligten – Wirtschaft, Industrie,
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und Jugendliche“, informierte die Landeshauptfrau, dass im Frühling nächstes
Jahr der dritte Dialog „Wirtschaft und Arbeit“ stattfinden werde und in der Zwischenzeit die Plattform ihre Arbeit
aufnehmen werde.
Wirtschaftskammer-Präsidentin Zwazl sagte zu Landeshauptfrau Mikl-Leitner „Danke für die Initiative“,
diese sei „ganz wertvoll“. Sie bedankte sich auch bei allen Gesprächspartnern. Laut Umfragen wünschten
sich die Jugendlichen eine verstärkte Berufsorientierung an den Schulen. „Wir wollen die Dropouts an den Schulen
vermeiden und dementsprechend beraten“, führte Zwazl aus: „Dropout schafft keine Motivation, sondern Frustration
und das wollen wir nicht.“ Die Dropout-Rate an den AHS liege bei über 20 Prozent, jene bei der Lehre bei sechs
Prozent. Den Begabungskompass habe man auf neue Beine gestellt und man habe damit auch nun die Chance an alle Schulen,
auch an die AHS, zu gehen. Seitens der Wirtschaftskammer habe man eine Studie in Auftrag gegeben, die zeigen solle,
dass man nicht nur ein Hochschulstudium machen müsse, um erfolgreich zu sein. Man müsse „alle Initiativen
unterstützen, die das Image der Lehre heben“, so Zwazl.
AMS-Landesgeschäftsführer Fakler sagte, der heutige Dialog habe wieder gezeigt, „dass dieses Bundesland
eine Besonderheit hat“, nämlich, dass man um Lösungen mit den Sozialpartnern bemüht sei. Fakler
sprach von einer „deutlichen Konjunkturbelebung“ und einer „proportional dazu steigenden Beschäftigungszahl“,
gleichzeitig aber auch von einer „zunehmend steigenden Arbeitskräftenachfrage“. Man müsse „dafür
sorgen, das Qualifikationsniveau insgesamt zu erhöhen“, betonte Fakler, dass man Ausbildungen überdenken
müsse.
Die Gemeinsamkeit sei heute wieder groß gewesen, betonte Arbeiterkammer-Präsident Wieser, dass es wichtig
sei, Arbeitskräfte und die Qualität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicherzustellen. Man rede viel
über Veränderung, dabei gebe es auch Menschen, die Angst hätten, auf diesem Weg noch dabei zu sein.
„Wir müssen die Menschen mitnehmen, die schon in Arbeit sind“, betonte Wieser, dass die duale Erstausbildung
dabei für die Weiterbildung ein Vorbild sein sollte.
„Wir stehen in einer Zeitenwende, wo wir noch nicht so genau wissen, was in den nächsten Jahren und Jahrzehnten
auf uns zukommt“, führte IV-Präsident Salzer aus, dass die Herausforderung darin bestünde, Menschen
auszubilden, „die in einer veränderten Welt die Chance haben zu arbeiten“. Lesen, Schreiben und Rechnen würden
eine Grundvoraussetzung bleiben, ein besonderer Fokus müsse auf die MINT-Fächer gelegt werden. Vom Kindergarten
weg müsse man bereits das Interesse der Kinder für Technik wecken. Es brauche diese neuen Wege, „um in
einer sich rapide verändernden Welt mithalten zu können“, so Salzer.
Weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer des zweiten Dialogs „Wirtschaft und Arbeit“ waren die Landesräte Petra
Bohuslav, Karl Wilfing und Barbara Schwarz, Landesschulratspräsident Johann Heuras, Rudolf Berger, Geschäftsführer
der Fleischwaren Berger GesmbH & Co KG, Silvia Chudoba, Direktorin der Neuen NÖ Mittelschule Weitersfeld
und IBOBB-Beauftragte des Landesschulrates für Niederösterreich und der Pädagogischen Hochschule
Niederösterreich, Franz Helmer, Inhaber der „Die Tischlerei GmbH & Co KG“, Matthias Kafka von der Abteilung
Wissenschaft und Forschung des Amtes der NÖ Landesregierung, Kerstin Koren von der Abteilung Wirtschaft, Tourismus
und Technologie, Geschäftsstelle für Technologie und Digitalisierung des Amtes der NÖ Landesregierung,
Kerstin Kuntner von der Geberit Produktions GmbH & Co KG, Stephan Mölls, Geschäftsführer der
esarom gmbh, Veit Schmid-Schmidsfelden, Geschäftsführer der Rupert Fertinger GmbH, Helmut Schwarzl, Geschäftsführer
der Geberit Produktions GmbH & Co KG und Berufsschulinspektorin Doris Wagner.
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