Globales Brutto-Geldvermögen steigt auf 170 Billionen Euro – Netto-Geldvermögen:
Österreich verharrt auf Platz 17 – Österreich: niedrigste Rendite im 5-Jahres-Europa-Vergleich
Wien (allianz) - „Beim Schuldenmachen waren Herr und Frau Österreicher vergangenes Jahr vorne dabei,
beim Vermögensaufbau eher Abstiegskandidat. Während Anleger weltweit bei der Vermögensbildung überwiegend
von Zuwächsen an den Kapitalmärkten profitieren, gehen die meisten Österreicher einen anderen Weg
– und lassen ihr hart verdientes Geld auf der Bank brachliegen“, kommentiert Martin Bruckner, Chief Investment
Officer der Allianz Gruppe in Österreich, die Ergebnisse des aktuellen Allianz Global Wealth Reports.
Aktienmärkte beflügeln Wachstum – aber die Sparer bringen ihr Geld lieber zur Bank
In der Studie werden die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in über 50 Ländern
analysiert. Im vergangenen Jahr wuchs das weltweite Brutto-Geldvermögen um 7,1 Prozent auf knapp 170 Billionen
Euro. Zu verdanken ist diese gute Entwicklung in erster Linie der Jahresendrallye an den Aktienmärkten, vor
allem in den Industrieländern. Knapp 70 Prozent des Vermögenszuwachses ging 2016 auf das Konto von Wertveränderungen
im Bestand, nur gut 30 Prozent entfielen auf Mittelzuflüsse. Die Zusammensetzung der frischen Spargelder offenbart
dabei eine Überraschung: Die Privatanleger trugen zwei Drittel ihrer Ersparnisse zu den Banken – ein neuer
Rekordwert. „Das Sparverhalten der Privatanleger ist weiterhin von großer Risikoscheu geprägt“, erklärt
Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. „Neue Gelder fließen hauptsächlich in Bankeinlagen, wo sie
an realem Wert verlieren: Allein im letzten Jahr dürften die Sparer in den Industrieländern durch die
Geldentwertung Einbußen in Höhe von rund 300 Milliarden Euro erlitten haben; 2017 dürfte sich dieser
Wert mit der Rückkehr der Inflation verdoppeln“, so Heise.
Österreich bleibt auf Platz 17 der Rangliste, USA erstmals an der Spitze
Die Wachstumsbeschleunigung im vergangenen Jahr ging hauptsächlich von den Industrieländern aus.
Hier hat sich die Wachstumsrate der Vermögen auf 5,2 Prozent verdoppelt, sie blieb aber dennoch unter dem
globalen Trend. Spitzenreiter beim Vermögensaufbau war 2016 erneut Asien (ex Japan) mit einem Zuwachs von
15 Prozent. In der Rangliste der 20 reichsten Länder verharrte Österreich wie in den Vorjahren auf Platz
17, einen Platz vor Deutschland: In Österreich wuchs das Netto-Geldvermögen (Brutto-Geldvermögen
abzüglich Verbindlichkeiten) um 2,0 Prozent auf 51.980 Euro pro Kopf. An der Spitze kam es 2016 erstmals zu
einem Wechsel: Die USA verdrängten mit einem Wert von 177.210 Euro die Schweiz (175.720 Euro) von Platz 1,
auf Platz 3 rangiert, mit einigem Abstand, Japan (96.890 Euro). Ansonsten bietet sich jedoch auch im letzten Jahr
das gewohnte Bild: Skandinavische und asiatische Länder dominieren die Top 10 – mit den Niederlanden (87.980
Euro) ist nur noch ein Staat aus der Eurozone vertreten.
Seit 2012: Österreich mit niedrigster Vermögensrendite in Europavergleich
Wirft man einen Blick auf die vergangenen fünf Jahre, so wuchs das Geldvermögen pro Kopf im Euroraum
rund 40 Prozent schneller als in Österreich. Es ist sicher kein Zufall, dass Finnland und die Niederlande
bei der Vermögensrendite am besten abschneiden: Finnland weist die höchste Vermögensrendite auf
(8 Prozent pro Jahr), knapp vor den Niederlanden (7,6 Prozent). Grund dafür ist bei den Finnen eine hohe Wertpapierquote
im Portfolio, die niederländischen Haushalte sind mit Abstand am stärksten in Pensionsfonds engagiert.
Der Anteil der Bankeinlagen ist hingegen in Österreich, Deutschland und Portugal am höchsten – die Konsequenz:
Nirgendwo sonst im Euroraum war die durchschnittliche Rendite des Geldvermögens niedriger als in Österreich
(2,6 Prozent). „Es wird Zeit, dass Österreich ‚umspart‘“, erklärt Bruckner.
Schuldenstandsquote: Österreicher bleiben Musterschüler
Wirft man einen Blick auf die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte weltweit, so stiegen diese 2016 mit
5,5 Prozent so stark wie seit 2007 nicht mehr – auf insgesamt knapp 41 Billionen Euro. Erstmals seit dem Jahr 2009
wuchsen die Schulden damit auch wieder schneller als die nominale Wirtschaftsleistung, wodurch sich die globale
Schuldenstandsquote (Verbindlichkeiten in Prozent des BIP) um einen knappen Prozentpunkt auf 64,6 Prozent erhöhte.
Die Entwicklung in den einzelnen Regionen verlief dabei recht unterschiedlich: In West- und Osteuropa sowie in
Nordamerika kam es – auf moderatem Niveau – zu einer leichten Beschleunigung des Schuldenwachstums. In Westeuropa
befinden sich die österreichischen Haushalte (hinter Schweden, Norwegen, Finnland und Großbritannien)
mit einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent auf Platz 5, insgesamt ist die Schuldenstandsquote in
Österreich mit 52,8 Prozent aber immer noch die niedrigste in Westeuropa.
Chinesische Haushalte als Schuldenkaiser
Während sich das Schuldenwachstum in Lateinamerika weiter abschwächte, erhöhte es sich in Asien
(ex Japan) dagegen noch einmal kräftig um vier Prozentpunkte, auf knapp 17 Prozent. An der Spitze standen
dabei die chinesischen Haushalte mit einem Plus von über 23 Prozent. Von den weltweit knapp 41 Billionen Euro
privaten Verbindlichkeiten entfällt damit bereits rund ein Fünftel auf diese Region; vor zehn Jahren
lag dieser Wert noch bei unter 7 Prozent. „Die Verschuldungssituation in China erfordert genaue Beobachtung“, kommentiert
Michaela Grimm, Co-Autorin des Reports. „Zwar liegt die Schuldenstandsquote der Haushalte mit 45 Prozent noch nicht
im roten Bereich, aber die Dynamik ist beunruhigend: In den letzten fünf Jahren ist die Quote um 17 Prozentpunkte
nach oben geschnellt, allein 2016 waren es knapp sechs Punkte – beides sind weltweit absolute Spitzenwerte. Zum
Vergleich: In den fünf Jahren vor Ausbruch der Finanzkrise stieg die entsprechende Quote in den USA um rund
20 Prozentpunkte“, betont Grimm.
Die Unterschiede in der globalen Vermögensverteilung werden langsam kleiner
Die Entwicklung der globalen Vermögensverteilung seit der Jahrtausendwende wird vor allem durch ein Phänomen
bestimmt: durch das stürmische Wachstum der globalen Vermögensmittelklasse. Die Zahl ihrer Mitglieder
hat sich seit dem Jahr 2000 von rund 450 Millionen auf über eine Milliarde Menschen mehr als verdoppelt. Die
überwiegende Mehrheit der neuen Mitglieder der Mittelklasse rekrutiert sich dabei aus der Vermögensunterklasse,
knapp 600 Millionen Menschen ist seit 2000 der Aufstieg gelungen. Trotz des Entstehens einer neuen globalen Vermögensmittelklasse
ist die Welt als Ganzes jedoch noch weit von einer „gerechten“ Vermögensverteilung entfernt. Wird die Bevölkerung
in den untersuchten Ländern in globale Bevölkerungsdezile nach Netto-Geldvermögen pro Kopf eingeteilt,
wird deutlich: Die reichsten zehn Prozent der Welt vereinen 79 Prozent der Netto-Geldvermögen auf sich. Im
Jahr 2000 lag diese Vermögenskonzentration allerdings noch bei 91 Prozent.
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