Aufschwung hält an: UniCredit Bank Austria erhöht BIP-Prognose für 2017 auf
3 Prozent, 2,1 Prozent Wirtschaftswachstum 2018 erwartet
Wien (bank austria) - Nach den besonders starken Sommermonaten setzt sich der Aufschwung in der heimischen Industrie
zu Herbstbeginn dynamisch fort. „Die österreichische Industrie ist weiter in Hochform. Der UniCredit Bank
Austria EinkaufsManagerIndex liegt im September bei 59,4 Punkten. Damit zeigt der aktuelle Indikator in einer der
bisher längsten Aufschwungsphasen von mehr als zweieinhalb Jahren ein Wachstumstempo, das auch im europäischen
Vergleich weiterhin besonders positiv hervorsticht, auch wenn er die hohen Werte dieses Sommers nicht mehr ganz
erreicht“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Seit 20 Monaten übertrifft der
österreichische Einkaufsmanagerindex damit den Vergleichswert für die Eurozone, der im September auf
58,2 Punkte gestiegen ist.
„Der September war in der heimischen Industrie wieder von einem hohen Plus in der Produktion, bei Auftragseingängen,
Exportneugeschäften und in der Beschäftigung gekennzeichnet. Wenn auch jeweils etwas geringer als im
Vormonat, so haben die österreichischen Betriebe – abgesehen von den Auslandsaufträgen – stets stärkere
Zuwächse als im europäischen Durchschnitt erreicht“, nennt Bruckbauer die wichtigsten Detailergebnisse
der Umfrage unter Einkaufsmanagern.
Weniger Rückenwind aus dem Ausland
Vor zwei Monaten setzte ein Nachlassen der Dynamik im Neugeschäft ein, das sich nun aber im September wieder
gemäßigt hat. Die Auftragsbestände nehmen damit zwar weniger rasch zu, dennoch hält weiter
ein sehr kräftiger Aufwärtstrend an. „Sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland ließ das Neugeschäft
geringfügig nach. Die österreichischen Industriebetriebe drosselten daher etwas die Ausweitung der Produktion
zu Beginn des dritten Quartals 2017“, nennt UniCredit Ökonom Walter Pudschedl den wichtigsten Faktor für
die Abschwächung des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex zu Herbstbeginn. Der Teilindex für die
Produktionsleistung ist von 61,7 Punkten im August auf 59,7 Punkte im September gesunken. Dieser Wert ist noch
immer der vierthöchste des laufenden Aufschwungs der Industriekonjunktur.
Mehr Jobs
Angesichts der ausgezeichneten Nachfragelage passt die heimische Industrie ihre Personalkapazitäten weiter
an die höheren Produktionserfordernissen an. Seit Mitte 2016 entstehen in der Industrie jeden Monat neue Jobs
und auch im September haben die Betriebe Neueinstellung vorgenommen. Gegenüber dem Sechseinhalb-Jahres-Hoch
des Vormonats hat sich der Beschäftigungsaufbau nur geringfügig verlangsamt. Aufgrund des sehr kräftigen
Beschäftigungsanstiegs seit Jahresbeginn werden in der Industrie mit durchschnittlich fast 600.000 Arbeitskräften
im Jahr 2017 um beinahe 3 Prozent mehr Menschen beschäftigt sein als im Vorjahr.
Nach zwei Jahren in Folge mit einem Beschäftigungsrückgang und einem Jahr mit Stagnation hat sich die
Sachgütererzeugung 2017 wieder als Jobmaschine präsentiert, mit deutlich höheren Zuwächsen
als in der Gesamtwirtschaft. „Angesichts der in den vergangenen Monaten kräftig ausgeweiteten Produktion hat
der Auslastungsgrad in der heimischen Industrie mittlerweile den langjährigen Durchschnitt erreicht und erfordert
eine weitere Anpassung der Personalkapazitäten. Die Industrie wird 2017 die anhaltende Entspannung am österreichischen
Arbeitsmarkt ganz entscheidend prägen und wesentlich für den Rückgang der Arbeitslosenquote von
9,1 Prozent im Vorjahr auf durchschnittlich 8,6 Prozent im Gesamtjahr 2017 verantwortlich sein“, analysiert Pudschedl.
Beschleunigter Anstieg der Einkaufspreise
Auch in den aktuellen Preistrends schlägt sich der Aufwind in der Industrie spürbar nieder. „Aufgrund
der weiter steigenden Nachfrage haben sich viele Vormaterialien und Rohstoffe abermals verteuert. Die Kostenbelastung,
die schon in den vergangenen Monaten für die heimischen Industriebetriebe aufgrund steigender Einkaufspreise
spürbar war, hat sich im September somit noch erhöht“, meint Pudschedl. Allerdings können die Produzenten
trotz des scharfen Wettbewerbs den starken Kostenanstieg bei Vormaterialien zumindest teilweise in höheren
Verkaufspreisen unterbringen. Aufgrund der guten Nachfrage hat sich die Preisdurchsetzungskraft der heimischen
Industriebetriebe in den vergangenen Monaten verbessert.
Viel Schwung auch im Herbst
Die Industrie fährt weiterhin ein enorm hohes Tempo, wenn auch der Wachstumszenit im Sektor überschritten
sein dürfte. Während das Produktionswachstum im Sommer außergewöhnlich hoch ausgefallen ist,
weisen einige Teilindikatoren des aktuellen UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex auf eine Verlangsamung
des Industrieaufschwungs mit Herbstbeginn hin. Die Auftragslage verbessert sich, die Auftragspolster wachsen kräftig
und die Produktion nimmt zu. Das Verhältnis zwischen Auftragseingängen und den Lagerbeständen zeigt
im Vergleich zu den Vormonaten einen leichten Rückgang, befindet sich aber weiterhin im positiven Bereich.
Dies ist ein sicherer Indikator für eine weiter anhaltende dynamische Entwicklung der Industrie. „Das Wachstum
des Welthandels stabilisiert sich auf hohem Niveau. Trotz steigender geopolitischer Risiken macht der aktuelle
Bank Austria EinkaufsManagerIndex deutlich, dass die heimische Industrie nach einem tollen Sommer auch in den kommenden
Monaten einen kräftigen Aufwärtstrend halten wird. Wir haben unsere Wachstumsprognose für den Sektor
auf rund 5 Prozent real im laufenden Jahr angehoben, nach 2 Prozent 2016“, meint Bruckbauer. Damit wird die Industrie
in Österreich 2017 das stärkste Produktionsplus seit sechs Jahren aufweisen.
Erstmals seit zehn Jahren BIP-Anstieg bei 3 Prozent
Mit der hohen Dynamik der Industrie im Rücken hat die österreichische Wirtschaft nach einem sehr starken
ersten Halbjahr mit einem Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent auch im Sommer eine hohe Wachstumsdynamik gezeigt.
Die starke Exportnachfrage, die sich im Aufschwung der Industrie widerspiegelt, hat die Investitionstätigkeit
beflügelt. Trotz nachlassender Wirkung der Steuerreform 2016 wächst der private Konsum, unterstützt
durch das hohe Beschäftigungswachstum, solide. Die vorliegenden Stimmungs- und Frühindikatoren, wie eben
auch der aktuelle UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex, lassen auch für die kommenden Monaten eine
günstige Wirtschaftsentwicklung erwarten.
„Nachdem die neuesten Zahlen für das erste Halbjahr eine noch höhere Dynamik als bisher anzeigen, hat
die österreichische Wirtschaft im Sommer besonders viel Schwung gezeigt. Wir haben unsere BIP-Prognose für
2017 deutlich auf 3 Prozent erhöht, zumal der Rückenwind aus dem Ausland, der sich positiv im Industriewachstum
niederschlägt, weiter anhält und die Inlandsnachfrage vor allem dank hoher Investitionen gut in Schwung
bleibt“, meint Bruckbauer abschließend. Für 2018 erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria
vor allem aufgrund etwas weniger Unterstützung durch die Inlandsnachfrage ein Wirtschaftswachstum von 2,1
Prozent. Das hohe Wachstum trägt neben der geringeren Neuverschuldung, dem Schuldenabbau bei den „Bad Banks“
und dem nach oben revidierten BIP-Niveau dazu bei, dass 2017 erstmals seit 2009 Österreichs Staatsschuld auf
unter 80 Prozent des BIP fallen wird.
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