Genf/Wien (wifo) - Im jüngsten Standort-Ranking des World Economic Forum rückt Österreich um
einen Platz vor. In den beiden vergangenen Jahren hat es sich damit deutlich gegenüber der schlechten Platzierung
im Jahr 2015 verbessert. Probleme und Reformbedarf werden vor allem bei der Regulierung der Arbeitsmärkte,
der Verwaltung sowie der Höhe der Steuerbelastung gesehen.
Nach der deutlichen Verbesserung im Vorjahr kann Österreich seine Position im globalen Standortwettbewerb
heuer bestätigen. Zu diesem Ergebnis kommt der heute veröffentlichte Global Competitiveness Report 2017-18
des World Economic Forum (WEF) in Genf. Österreich gewinnt gegenüber dem Vorjahr im Ranking einen Platz
und liegt nun auf dem 18. Rang. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 konnte Österreich nur den 23. Platz erzielen.
Das Ranking beurteilt alljährlich die Wettbewerbsfähigkeit in 137 Ländern und beruht auf statistischen
Quellen internationaler Organisationen sowie auf einer umfassenden Manager-Befragung in den teilnehmenden Ländern.
Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) ist mit einer Befragung der österreichischen
Führungskräfte als Partner des WEF an der Studie beteiligt.
Michael Peneder, Industrieökonom am WIFO, betont, dass der Zugewinn um einen Rang in den Bereich statistischer
Schwankungen fällt. "Allerdings wird damit die deutliche und für manche Beobachter überraschende
Verbesserung im Vorjahr bestätigt." Konkret liegt Österreich in allen zwölf Kategorien des
WEF-Index - die vom makroökonomischen Umfeld über die Infrastruktur, Innovation oder die Effizienz der
Arbeitsmärkte bis zur Bildung reichen - entweder über oder am Durchschnitt der europäischen und
nordamerikanischen Länder. Gegenüber dem Vorjahr werden vor allem die Stabilität der Banken und
die Regulierung des Finanzsystems besser bewertet. Zudem hat Österreich bei der Verfügbarkeit von Breitbandinternetanschlüssen
und der Nutzung mobiler Breitbanddienste aufgeholt.
Auf die Frage, welche Faktoren sich auf die Unternehmen besonders nachteilig auswirken, nennen die österreichischen
Führungskräfte an erster Stelle eine zu restriktive Regulierung der Arbeitsmärkte, gefolgt von bürokratischen
Hürden im Umgang mit der öffentlichen Verwaltung sowie die Höhe der Steuersätze. Mit dieser
Problemsicht befindet sich Österreich in guter Gesellschaft: Denn diese Faktoren stehen auch in anderen, insbesondere
hochentwickelten und weiter vorne gereihten Ländern häufig an der Spitze der Beschwerden. Hierzulande
werden sie jedoch von den Führungskräften öfter als großes Problem angesehen. Das unterstreicht
den notwendigen Reformdruck - etwa bei der Flexibilisierung der Arbeitszeiten, der Vereinfachung von Verwaltungsabläufen
oder der Reduzierung lohnabhängiger Steuern und Abgaben.
International gab es keine wesentlichen Veränderungen in den Spitzenrängen. Bemerkenswert sind die Top-Platzierungen
unserer Nachbarländer Schweiz (1. Rang) und Deutschland (5. Rang). Innerhalb der Europäischen Union befinden
sich zudem die Niederlande, Schweden, Großbritannien, Finnland und Dänemark vor Österreich. Außerhalb
Europas sind die USA (2. Rang), Singapur (3. Rang) sowie Hong Kong und Japan unter den zehn besten Standorten gereiht.
Technische Anmerkung
Das World Economic Forum in Genf erstellt seit dem Jahr 2004 den Global Competitiveness Index. Dieser beruht sowohl
auf statistischen Quellen internationaler Organisationen als auch einer umfassenden Manager-Befragung (Executive
Opinion Survey). Wettbewerbsfähigkeit wird dabei als die Gesamtheit der Institutionen, Politiken und Determinanten
definiert, welche das Produktivitätsniveau eines Landes bestimmen. Gerade in den Rängen 4 bis 25 können
wegen der großen Leistungsdichte geringe Schwankungen bereits eine Verschiebung um mehrere Plätze zur
Folge haben. Diese sollte man daher für einzelne Jahre nicht überschätzen, sondern in ihrer langfristigen
Entwicklung beobachten. Das WIFO ist österreichischer Partner des WEF und hat wie in den vergangenen Jahren
die Umfragedaten unter den österreichischen Führungskräften erhoben.
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