Viele Wünsche und starke Verunsicherung hinsichtlich der Zukunft
Wien (universität) - Was sind eigentlich Werte? Welche Werte vertreten ÖsterreicherInnen und was
wünschen sie sich für die Zukunft? Ein Forschungsteam an der Universität Wien hat sich mit diesen
Fragen beschäftigt und erste Ergebnisse in einer Infografik dargestellt. Wichtigste Erkenntnisse: Besonders
die Werte Humanismus, Selbstbestimmung und Sicherheit sind den ÖsterreicherInnen wichtig, gleichzeitig fühlen
sich jedoch viele Menschen verunsichert und zweifeln am gesellschaftlichen Zusammenhalt. Für die Zukunft wünschen
sich die ÖsterreicherInnen den Zugang zu Bildung für alle Menschen.
Derzeit wird sehr viel und durchaus kontrovers über Werte diskutiert. Der Forschungsverbund "Interdisziplinäre
Werteforschung" an der Universität Wien hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit Theoriediskursen und empirischen
Studien zur Versachlichung der Wertedebatte in Österreich beizutragen.
Typisch österreichisch?
Die in einem Forschungsprojekt zu Wertebildung generierten Daten werfen ein Schlaglicht auf Werte und deren
Wahrnehmung in Österreich. "Die interessantesten Ergebnisse haben wir bei grundlegenden Werthaltungen,
Einstellungen zur Zukunft und den gesellschaftspolitischen Einstellungen sammeln können", so Roland Verwiebe
vom Institut für Soziologie der Universität Wien.
Bei den Werthaltungen zeigte sich ganz klar, dass 90 Prozent der ÖsterreicherInnen Humanismus (hier verstanden
als Hilfsbereitschaft und als Beitrag zum Wohlergehen anderer) besonders wichtig ist, knapp gefolgt von Selbstbestimmung
(89 Prozent). Dem gegenüber sind nur einem kleineren Anteil (45 Prozent) der Befragten Werte wie Macht wichtig
(verstanden als Autorität oder Reichtum).
Familie, Freizeit und Freunde sind für ÖsterreicherInnen die drei wichtigsten Lebensbereiche. Das war
nicht immer so: 1986 kam an zweiter Stelle noch die Arbeit – mehr als die Hälfte der Befragten war dieser
Lebensbereich sehr wichtig, heute sind es nur noch gute 40 Prozent.
Für die Zukunft wünschen sich 80 Prozent der ÖsterreicherInnen, dass Extremismus aller Religionen
unterbunden wird. Aber auch Umweltschutz (75 Prozent), Zugang zu Bildung (77 Prozent) und eine Gesundheitsversorgung
für alle (69 Prozent) stehen gemäß der Studie hoch im Kurs. Des Weiteren ist 78 Prozent der ÖsterreicherInnen
ein friedliches Zusammenleben für die Zukunft wichtig. Dieser positiven Zukunftsvision steht derzeit jedoch
eine starke Verunsicherung in Bezug auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Österreich gegenüber:
Mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Befragten denken, dass die meisten Menschen sich nicht darum kümmern,
was mit ihren Mitmenschen geschieht.
Die Daten stammen aus dem Forschungsprojekt "Wertebildung: Inhalte – Orte – Prozesse", das vom Soziologen
Roland Verwiebe geleitet wird. Dieses Projekt ist zusammen mit der bevorstehenden "Europäischen Wertestudie"
unter Leitung der Politikwissenschaftlerin Sylvia Kritzinger Teil des "Forschungsverbundes Interdisziplinäre
Werteforschung", der vom Theologen Christian Friesl koordiniert wird. Im seit Juli dieses Jahres bestehenden
Verbund sind WissenschafterInnen aus vier Fakultäten der Universität Wien vertreten, die zu Werten und
Wertewandel forschen.
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