Die Maschinenbauproduktion wächst 2017 voraussichtlich um kräftige 6 Prozent, der
Umsatz steigt um etwa 7 Prozent auf rund 23 Milliarden Euro – Fortsetzung des Wachstums auch im Jahr 2018
Wien (unicredit) - Österreichs Maschinenbau hat im Jahr 2017 wieder auf den Wachstumspfad zurückgefunden.
Nachdem die Branchenproduktion 2016 um 2,1 Prozent gesunken ist, profitiert der Maschinenbau 2017 von der Erholung
der Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen und kann voraussichtlich mit einem kräftigen Produktionswachstum
von etwa 6 Prozent rechnen. Zudem sollten moderate Erzeugerpreissteigerungen ein Umsatzplus von zumindest 7 Prozent
auf rund 23 Milliarden Euro ermöglichen.
Das Branchenwachstum 2017 wird von der höheren Inlandsnachfrage und noch mehr von der lebhaften Exportnachfrage
getragen. „Aufgrund der hohen Exportquote des Maschinenbaus, der fast 80 Prozent seines Umsatzes im Ausland erlöst,
haben die steigenden Auslandsaufträge eine besondere Bedeutung für das Branchenwachstum. Die Branche
liefert 2017 vor allem wieder deutlich mehr Maschinen und Anlagen nach Mittel- und Osteuropa, aber auch in die
USA. Das sind beides Märkte, in denen der Maschinenbau im Vorjahr hohe Einbußen erlitten hatte“, analysiert
UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf.
Konjunkturerholung 2017 setzt sich 2018 fort
In den ersten sieben Monaten 2017 ist die Produktionsleistung des Maschinenbaus um 5,8 Prozent gestiegen. In der
zweiten Jahreshälfte wird sich das Branchenwachstum auf diesem Niveau weiter fortsetzen. Dies signalisieren
die unverändert steigenden Beschäftigungszahlen und die optimistischen Unternehmererwartungen. Die Beurteilung
der Exportaufträge im August war zuletzt Anfang 2008 ähnlich optimistisch und bestätigt die jüngsten
sehr guten Investitionsprognosen für die wichtigsten Absatzmärkte, vor allem in Deutschland, dem größten
Exportmarkt der Branche, wohin 27 Prozent der heimischen Maschinenexporte geliefert werden.
Kräftige Nachfrageimpulse können auch aus anderen europäischen Maschinenbaumärkten erwartet
werden, beispielsweise aus Polen, Tschechien, Frankreich und Spanien. Und nicht zuletzt sollten die Branchenexporte
in außereuropäische Märkte den Schwung des ersten Halbjahrs beibehalten. Nach Absatzeinbußen
2016 verkaufen sich österreichische Maschinen in den USA wieder sehr gut. In Summe sind die Maschinenexporte
im ersten Halbjahr 2017 um 6,9 Prozent nominell gestiegen.
2018 wird die Investitionsnachfrage in Österreich aufgrund der hohen Dynamik im laufenden Jahr leicht abkühlen,
aber in den meisten europäischen Exportmärkten ihr Wachstumstempo behalten. In Deutschland sollte sich
das Wachstum sogar noch beschleunigen. Auch aus den USA kann im Jahr 2018 mit einer stärkeren Maschinennachfrage
gerechnet werden, die wiederum fehlende Impulse aus China ausgleicht. „Das Produktionswachstum des Maschinenbaus
wird 2018 voraussichtlich im Bereich von 5 Prozent liegen und damit auf einem langfristig hohen Wachstumspfad bleiben,
trotz der leichten Abschwächung im Vergleich zu 2017. Zudem bleibt der Maschinenbau ein Wachstumsvorreiter
der heimischen Industrie“, sagt Wolf.
Beschäftigungsmotor Maschinenbau
Der Maschinenbau zählt zu den wenigen expansiven Industriebranchen Österreichs, die auch langfristig
neue Arbeitsplätze schaffen, beziehungsweise in den Krisenjahren ihre Beschäftigung kaum verringert haben.
Seit 2008 ist die Zahl der Jobs in der Branche um 6 Prozent gestiegen, während in der Industrie insgesamt
über 3 Prozent der Jobs abgebaut wurden. Von Jänner bis August 2017 legte die Beschäftigung im Maschinenbau
um weitere 1,8 Prozent zu und erreichte den bisherigen Rekord von 81.400 Stellen.
Die Maschinenbaubranche ist nicht nur ein stabiler, sondern auch ein gut zahlender Arbeitgeber. Dies zeigt der
Personalaufwand pro Mitarbeiter von durchschnittlich 65.000 Euro im Jahr. Die Branche liegt damit um 12 Prozent
über dem österreichischen Industrieschnitt und um 27 Prozent über dem Wert des EU-Maschinenbaus.
Das relativ hohe Lohnniveau erklärt sich vor allem mit der überdurchschnittlich guten Ausbildung der
Beschäftigten und dem relativ hohen Anteil an Vollzeitjobs (nur 8 Prozent der Beschäftigten arbeiten
in Teilzeit, im Industrieschnitt sind es 12 Prozent).
Europäischer Spitzenreiter bei Forschung und Entwicklung
Der relativ hohen Arbeitskostenbelastung der Maschinenbauer stehen die hohe Innovationskraft, die große Fertigungstiefe
und Konzentration auf qualitativ hochwertige Nischenbereiche gegenüber. Österreichs Maschinenbau ist
im europäischen Branchenvergleich am forschungsfreudigsten und gibt 4,7 Prozent des Umsatzes für Forschung
und Entwicklung aus, der Maschinenbau im EU-Schnitt 2,2 Prozent. Die Branche belegt auch in den EU-Innovationserhebungen
seit Jahren einen Spitzenplatz.
Die Produktpalette des Maschinenbaus ist überdurchschnittlich wertschöpfungsintensiv. Die Wertschöpfung
pro Beschäftigten liegt bei durchschnittlich 89.000 Euro, im Vergleich zu 69.000 Euro im EU-Schnitt. Der Produktivitätsvorsprung
ist ausreichend hoch, um die relativ hohe Kostenbelastung auszugleichen und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit
der Unternehmen abzusichern. Produktivitätsbereinigt liegen die Arbeitskosten des österreichischen Maschinenbaus
kaum über dem EU-Durchschnittsniveau und sogar um 16 Prozent unter dem Wert des größten europäischen
Herstellerlandes, Deutschland.
Wachstumsvorsprung durch Exporterfolge
Österreichs Maschinenbau beweist seine Konkurrenzfähigkeit durch einen Wachstumsvorsprung sowohl im Industrievergleich
als auch im internationalen Branchenvergleich. In den letzten zwanzig Jahren ist die Produktionsleistung um 4,8
Prozent im Jahr gestiegen, im Industriedurchschnitt um 3,4 Prozent und im EU-Maschinenbau nur um 1,2 Prozent jährlich.
Maßgeblich für den Wachstumsvorsprung waren die Exporterfolge der Branche, die wiederum seit Anfang
der 90er Jahre fast kontinuierlich steigende Außenhandelsüberschüsse mit Maschinen und Ausrüstungen
brachten. Etwa die Hälfte des Exportüberschusses von 4,5 Milliarden Euro 2016 wurde mit Werkzeugmaschinen
und Maschinen für die Kunststoffindustrie und die Holzbearbeitung erzielt.
Die Maschinenbauer konnten sich in den letzten vier Jahren der schwachen Investitionsnachfrage in zentralen Absatzmärkten
zwar nicht entziehen und verbuchten vor allem in Mittel- und Osteuropa, Russland und China hohe Exporteinbußen.
Darüber hinaus gerät die Branche bei Standardprodukten zunehmend durch Importe unter Druck. Dass die
Produktionsleistung und die Exporte seit 2013 in Summe dennoch gestiegen sind, bestätigt einmal mehr die Konkurrenzfähigkeit
des österreichischen Maschinenbaus.
Der heimische Maschinenbau hat viel Innovationspotenzial und wird auch in Zukunft erfolgreich Wettbewerber mit
reinen Kosten- beziehungsweise Preisvorteilen hinter sich lassen, beziehungsweise stärkere Marktanteilsverluste
bei Standardprodukten ausgleichen können. „Die längerfristige Entwicklung der Maschinenexporte aus Österreich
lässt den Schluss zu, dass die Branche im internationalen Wettbewerb erfolgreich bleibt und sich vermutlich
auch vom Konjunkturzyklus des Maschinenbaus auf europäischer Ebene positiv absetzt. Österreichs Maschinenbauer
sollten auf ihrem langfristigen Wachstumspfad von 4 bis 5 Prozent preisbereinigt bleiben“, betont Wolf abschließend.
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