Lyon/Wien (bmgf) - Das Gesundheitsministerium und die AGES Medizinmarktaufsicht/Bundesamt für Sicherheit
im Gesundheitswesen Österreich konnten auch dieses Jahr gemeinsam mit Innen- und Finanzministerium zahlreiche
illegale Arzneimittel sicherstellen und die österreichischen KonsumentInnen vor Schaden bewahren.
Die Operation verlief in guter Zusammenarbeit mit dem Finanz- und Innenministerium: Unter der Koordinierung des
Bundeskriminalamts beteiligten sich die Landeskriminalämter in den Bundesländern an der Aktion. Während
des Aktionszeitraumes wurden mehrere bedenkliche internationale Websites in Bezug auf den illegalen Vertrieb von
Arzneimittel identifiziert und zur Schließung der Seite an Interpol gemeldet. Darüber hinaus wurden
möglicherweise zusammenhängende inländische Adressen überprüft. Die aufgegriffenen suchtmittelhaltigen
Präparate und vermutlich gefälschten Arzneimittel wurden zur weiteren Überprüfung sichergestellt.
Wie bereits in den Vorjahren arbeiteten mehrere Dienststellen des Zolls, Bundeskriminalamt und Landeskriminalämter
der Polizei sowie die Arzneimittelbehörde (AGES Medizinmarktaufsicht/ Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen)
Seite an Seite. Dieses Jahr wurde der Fokus in Österreich auf sich neu bildende Vertriebswege gelegt: Der
stetig wachsende Handel im Internet - und damit auch der verbotene Handel mit illegalen Arzneimitteln - greift
zum Vertrieb zunehmend auf alternative Verteilerorganisationen zurück. Neben dem "klassischen Versenden"
mit der Post kommen vermehrt auch neue Paketdienste, wie z.B. GLS, UPS, DPD, DHL und Hermes zum Einsatz. Da bisher
vor allem die Post von den Zollbehörden intensiv überwacht wurde, weichen illegale Anbieter vermehrt
auf diesen alternativen Vertriebsweg aus.
Österreichweit Kontrollen bei großen Versanddiensten
Die internationale Operation PANGEA X gegen illegalen Arzneimittelhandel konzentrierte sich daher heuer in Österreich
verstärkt auf die Kontrolle von Paketsendungen bei großen, alternativen Versanddiensten. Dazu wurden
österreichweit an insgesamt neun Standorten umfangreiche Paketkontrollen durchgeführt.
Bei der Schwerpunkt-Aktion, die in der Nacht begonnen und bis zum Morgengrauen fortgeführt wurde, konnten
von den über 50 beteiligten Zoll- und Polizeibeamten sowie speziell ausgebildeten Inspektoren der Arzneimittelbehörde
mehrere tausende Pakete kontrolliert und mittels eines Röntgenbusses noch vor Ort untersucht werden.
Einen internationalen Schwerpunkt setzte man heuer auch mit der Fahndung nach hochpotenten und in der Laienanwendung
oftmals lebensgefährlichen, synthetischen Opioiden, die teilweise 120 mal stärker als Morphium und 50
mal stärker als Heron wirken.
"Diese Substanzen, die als rezeptpflichtige und äußerst potente Schmerzmittel normalerweise in
der Schmerztherapie für schwerste Fälle verwendet werden, haben über illegale Wege auch Einzug in
die Drogenszene gefunden. Hier werden sie zunehmend missbraucht. Die synthetischen Opioide sind teilweise derart
potent, dass sich die Ermittler, sollten sie diesen Wirkstoff in pulvriger Form antreffen, selbst einem hohen Risiko
aussetzen, da es beim Einatmen der Substanz zu schweren Atemstörungen bis hin zum Atemstillstand bzw. Tod
kommen kann", erklärt Christoph Baumgärtel vom beteiligten Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen.
"Die Ermittler müssen daher im Verdachtsfall selbst umfangreiche Schutzmaßnahmen zur Eigenvorsorge,
wie z.B. den Einsatz von Atemmasken, ergreifen. Bereits 2 bis 3 Milligramm können dabei tödlich wirken",
erklärt der Experte.
Gefunden wurden letztlich insgesamt 120 Sendungen mit knapp 4.700 Tabletten, Fläschchen bzw. Kapseln illegaler
Arzneimittel. Darunter waren auch die gefährlichen Opiatderivate und Opioide, die INTERPOL als heurigen Schwerpunkt
empfohlen hatte. Daneben konnten auch 22 Lieferungen von Drogen (Kokain, Cannabis, Ecstacy, usw.), Drogenvorläuferstoffen,
zehntausende Zigaretten, Liquids und Zubehör für e-Zigaretten, verbotene Waffen (Springmesser und Bajonett)
und ein möglicherweise geschütztes Kulturgut sichergestellt werden. Alle Produkte wurden den entsprechenden
Labordiensten für weitere Ermittlungen und zur Strafverfolgung übergeben.
Operation Pangea zum zehnten Mal durchgeführt
Das Projekt Pangea I startete 2008 mit acht teilnehmenden Ländern. Im Laufe der Jahre erweiterte sich der
Teilnehmerkreis im Kampf gegen Arzneimittelkriminalität rasant. In Österreich beteiligten sich die Agentur
für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES)/Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen, das
Bundeskriminalamt und der österreichische Zoll gemeinsam an der Aktion im Kampf gegen den Verkauf illegaler
Medikamente im Internet. Die internationale Aktionswoche wurde dieses Jahr mit weiteren Operationen auf den zeitlichen
Rahmen eines ganzen Monats ausgeweitet.
Die Operation Pangea X fand heuer von 19. August bis 19. September 2017 statt - mit dem Schwerpunkt der internationalen
Woche von 12. bis 19. September. Neben dem grundlegenden Bestreben, die öffentliche Gesundheit abzusichern,
ist es auch Ziel der Operation, gefälschte Präparaten sicherzustellen, illegale Hersteller und Händler
ausfindig zu machen und kriminelle Anbieter-Homepages zu schließen. Der Fokus lag dieses Jahr auf Internet-Infrastruktur,
elektronischen Zahlungssystemen sowie insbesondere Zustelldiensten. Darüber hinaus soll die Öffentlichkeit
durch das Projekt auf Risiken beim Arzneimittelkauf im Internet aufmerksam gemacht werden.
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