Digitalisierungsstrategie soll Branche zukunftsfit machen - Bürokratie abbauen und Mehrwertsteuer
senken
Wien (bmwfw) - „Die heurige Sommersaison war für unseren Tourismus bis jetzt mit rund 12 Millionen
Gästen sehr erfolgreich und steuert auf ein Rekordergebnis zu, Österreich ist als Urlaubsdestination
beliebt wie nie zuvor. Neben einmaliger Landschaft und vielfältigen Angeboten punktet der Standort vor allem
mit der hohen Qualität unserer Betriebe. Die Branche schafft wichtige Arbeitsplätze und ist auch international
ein Aushängeschild Österreichs. Entscheidend ist, dass wir unseren Betrieben in einem hart umkämpften
Markt die richtigen Rahmenbedingungen - gerade auch im Hinblick auf die Digitalisierung - bieten. Wir wollen Entlastung
statt Belastung um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe zu stärken. Die Senkung der Mehrwertsteuer
ist eine wichtige Maßnahme, die von der neuen Bundesregierung nach der Wahl möglichst rasch und in breitem
Konsens umgesetzt werden muss“, so Wirtschafts- und Tourismusminister Harald Mahrer am 26. September in einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der
Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich
Werbung (ÖW).
Aber nicht nur im regulatorischen Bereich müssen die Tourismusbetriebe unterstützt werden, sondern vor
allem beim digitalen Wandel. Der Tourismus wächst weltweit aufgrund der Digitalisierung seit sechs Jahren
jährlich im Schnitt über vier Prozent, aktuell planen bereits 74 Prozent der Gäste unter 35 Jahren
ihre Reise über Social Media. Daher hat das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft
gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Österreich sowie der Österreich Werbung in einem Open Innovation
Prozess mit rund 100 Personen aus Tourismus, Technologiebranche, Kreativwirtschaft, Bund, Länder, Interessenvertretungen
und Wissenschaft eine Digitalisierungsstrategie für den Tourismus ausgearbeitet. „Der digitale Wandel wird
die Geschäftsmodelle und Möglichkeiten im Tourismus grundlegend ändern und unsere Betriebe müssen
bei dieser Entwicklung vorne mit dabei sein. Daher wollen wir die Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
stärken, den Einsatz neuer Technologien fördern und Bewusstsein in der Branche schaffen“, so Mahrer.
„Um unsere Position als Top-Tourismusdestination zu sichern, führt für den heimischen Tourismus kein
Weg an den Herausforderungen der Digitalisierung vorbei. Damit die Betriebe aber auch profitieren und die enormen
Chancen nutzen können, braucht es konkrete Unterstützungsmaßnahmen sowie einen Ausbau der digitalen
Infrastruktur mit flächendeckendem Breitband. Im Rahmen der Digitalisierungsstrategie werden wir die Unternehmen
mit entsprechendem Service-, Ausbildungs- und Beratungsangebot in die digitale Zukunft begleiten“ betonte Petra
Nocker-Schwarzenbacher. Konkret gehe es für jeden einzelnen Betrieb darum, die Angebote zu individualisieren,
einen USP zu finden und zu vermarkten sowie sich digitale Kompetenz, die vielfach ausgelagert war, wieder in den
Betrieb zu holen, so die oberste Branchen-Sprecherin.
Die Digitalisierungsstrategie soll ein Handlungsleitfaden sein, um den digitalen Transformationsprozess als Chance
für eine Weiterentwicklung zu nutzen. In drei Strategiefeldern (I. Digitalen Wandel gestalten, II. Innovationskraft
der Betriebe stärken, III. Kompetenzen und Prozesse für digitale Transformation schaffen) wurden insgesamt
22 Maßnahmen identifiziert, die nun operationalisiert und umgesetzt werden. 2018 bis 2020 werden zusätzliche
Budgetmittel in Höhe von jährlich fünf Millionen Euro bereitgestellt und ein Förderschwerpunkt
„Digitalisierung“ bei der ÖHT eingerichtet, um so zukünftig hochinnovative Leuchtturmprojekte finanziell
zu unterstützen.
Seitens der Österreich Werbung sollen diese zusätzlichen Mittel (zwei Millionen Euro/Jahr ab 2018) zum
einen für die Content-Produktion im digitalen Tourismusmarketing und das Austesten neuer Kommunikationskanäle
verwendet werden, zum anderen vor allem für die Datensammlung und –analyse. „Die Zukunft des Marketings liegt
in der datengetriebenen Kommunikation: das Kundenverhalten dazu nutzen, um die richtige Botschaft der richtigen
Person zum richtigen Zeitpunkt über den richtigen Kanal schicken. Und das in Echtzeit“, erläutert Petra
Stolba. Dazu brauche es für sie neben einem „technological turn“ auch einen „cultural shift“. Sofern die richtigen
Daten zur Verfügung stehen und intelligent genutzt werden, eröffnen sich nie zuvor dagewesene Möglichkeiten
der Personalisierung. „Dazu braucht es aber breite Kooperation im Tourismusmarketing. Denn nur gemeinsam werden
wir die relevanten Datenmengen schaffen, um zu lernen, besser zu werden und so das Geschäft von morgen zu
sichern“, so Stolba.
Zusätzlich sollen weitere zwei Millionen Euro für die (Re-)Qualifizierung von Fachkräften im Tourismus
noch heuer zur Verfügung stehen, dies ist durch die Öffnung des Förderprogramms der FFG „Forschungskompetenz
für die Wirtschaft“ möglich. Das bedeutet, Fachhochschulen erarbeiten mit Betrieben vor Ort Qualifizierungsmaßnahmen
und führen diese auch durch. Ein weiterer wesentlicher Punkt besteht in der Weiterentwicklung von touristischen
Lehrberufen, das Berufsbild wird nach Kompetenzbereichen aufgebaut, die zukünftige Entwicklungen bereits jetzt
stärker abbilden sollen. Die Umsetzung erfolgt im nächsten Lehrberufspaktes im Juni 2018.
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