Sozialminister für Familienbeihilfenbezug in Übergangszeiten und finanzielle Absicherung
des Gedenkdienstes
Wien (bmask) - Freiwilliges Engagement ist ein wesentlicher Bestandteil des Zusammenlebens in Österreich.
Rund ein Viertel der Bevölkerung arbeitet in der Freizeit in Vereinen oder Organisationen und setzt sich für
soziale Belange ein. „3,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher engagieren sich freiwillig und
leisten damit einen wertvollen Beitrag für unsere solidarische Gesellschaft. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal
Österreichs in der Welt, das wir weiter stärken wollen“, erklärt Sozialminister Alois Stöger
am 5. Oktober anlässlich der Eröffnung der internationalen Freiwilligenkonferenz in Wien. In einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit IFES-Projektleiter Gert Feistritzer und Jutta Fuchshuber, der stellvertretenden Obfrau des
Vereins Gedenkdienst, konkretisierte der Sozialminister die weiteren Pläne, um die soziale Absicherung bei
freiwilligem Engagement zu erhöhen: „Das freiwillige Sozialjahr oder eine Form des Auslandsdienstes ist genauso
wertvoll wie der Zivildienst. In den Übergangszeiten zu ihrer Ausbildung stehen jungen Erwachsenen, die ein
freiwilliges Sozialjahr oder einen Auslandsdienst absolvieren, die Leistungen der Familienbeihilfe zu“, so Stöger,
der den entsprechenden Initiativantrag im Nationalrat begrüßt und mit einer Beschlussfassung am 12.
Oktober rechnet.
Mit dieser Gesetzesänderung soll auch klargestellt werden, dass ein freiwilliges Sozialjahr weiterhin bei
Rettungsorganisationen erfolgen kann. „Rettungsdienste sind ein attraktiver Einsatzbereich für das Sozialjahr.
Die bisherigen Erfahrungen sind durchwegs positiv. Deshalb wollen wir dieses Einsatzfeld jetzt fix verankern“,
so Stöger, der sich auch für eine langfristige Finanzierung von Gedenkdiensten und anderen Auslandsdiensten
ausspricht. Beim Gedenk-, Friedens- und Sozialdienst im Ausland fallen etwa Reise- und Unterbringungskosten von
durchschnittlich 9.000 Euro an. Um allen Interessierten den Auslandsfreiwilligendienst zu ermöglichen, soll
der Bund Kosten bis zu 1,2 Millionen Euro im Jahr übernehmen. „Der Gedenkdienst leistet einen wichtigen Beitrag
im Bereich der Erinnerungsarbeit. Das ist eine Erfahrung, die allen offenstehen muss – unabhängig vom Einkommen
der Eltern“, betont Stöger.
Dieser Forderung schließt sich auch die stellvertretende Obfrau des Vereins Gedenkdienst Jutta Fuchshuber
an: „Ohne Ersparnisse oder familiäre Unterstützung, auf die nicht alle zurückgreifen können,
ist ein Gedenkdienst im Ausland aktuell kaum mehr möglich. Wir sehen den im Nationalrat eingebrachten Antrag
auf finanzielle Verbesserung als ein gesellschafts- und außenpolitisches Zeichen zur dringend nötigen
Absicherung dieser aktiven Form der Erinnerungsarbeit an die Verbrechen des NS-Regimes und Gedenkpolitik.“
3,5 Millionen Freiwillige in Österreich
Konkrete Daten zum freiwilligen Engagement kommen von Gert Feistritzer, Projektleiter einer entsprechenden
Erhebung am Institut für empirische Sozialforschung (IFES). Unter dem Titel „Formelles und informelles Freiwilligenengagement
in Österreich“ hat sich Feistritzer im vergangenen Jahr mit der Situation freiwilliger Arbeit in Österreich
auseinandergesetzt. "Bis zu 3,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher, also rund 46 Prozent
der Bevölkerung ab 15 Jahren, betätigen sich in ihrer Freizeit freiwillig und übernehmen damit eine
wichtige Rolle im gesellschaftlichen Alltag“, wie der Projektleiter betont. Im Vergleich dazu waren es 2006 noch
44 Prozent. Insgesamt sind es gleich viele Frauen wie Männer, die sich quer über alle Altersgruppen freiwillig
engagieren. Die wichtigsten Betätigungsfelder waren zuletzt die Bereiche „Sport und Bewegung“, „Katastrophenhilfs-
und Rettungsdienste“, „Kunst, Kultur und Freizeit“ sowie der „Sozial- und Gesundheitsbereich“.
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