Haslauer: Fachkräftesicherung ist Schlüsselfaktor für Weiterentwicklung des
Industriestandorts Salzburg
Salzburg (lk) - Insgesamt 16 Salzburger Unternehmer folgten der Einladung von Landeshauptmann Wilfried Haslauer
und Peter Unterkofler, Präsident der Salzburger Industriellenvereinigung (IV), zum Leitbetriebsgipfel am 3.
Oktober. Im Chiemseehof trafen die Industrievertreter mit der Industriellenvereinigung Salzburg und dem Land Salzburg
zusammen, um über aktuelle Herausforderungen am Standort zu sprechen. Die Themen reichten von Fachkräftemangel
und -sicherung über Ausbildungsmöglichkeiten bis hin zu Infrastrukturmaßnahmen.
"Wir sind stolz auf unsere Leitbetriebe im Land Salzburg, speziell aus Industrie, Handel, Logistik und Gewerbe.
Daher wollen wir deren Anforderungen und Bedürfnissen gerecht werden und bestmöglich in den Bereichen
Fachkräftenachwuchs, Infrastruktur-Anbindung und Forschungsförderung unterstützen", so Landeshauptmann
Haslauer.
Leitbetriebe als Innovationstreiber
Leitbetriebe sind die Kernsubstanz der österreichischen Volkswirtschaft. 24 Salzburger Leitbetriebe schaffen
einen gewichtigen Teil der Wertschöpfung und sichern zahlreiche Arbeitsplätze. Ein Euro an Produktion
in Salzburg generiert gesamtwirtschaftlich 2,2 Euro. In Salzburg sind viele der Leitbetriebe besonders stark in
Nischen aufgestellt, einige als Weltmarktführer. Forschung, Entwicklung und Innovation sichern die Wettbewerbsfähigkeit:
Leitbetriebe sind die Motoren für Forschung und Entwicklung in Österreich und Impulsgeber in Innovationsnetzwerken
im In- und Ausland.
"Je stärker die industrielle Wertschöpfung wahrgenommen wird, desto stärker ist die Positionierung
Salzburgs als Industriestandort", betonte IV-Salzburg-Präsident Unterkofler. Dass es den Leitbetrieben
gut geht, sei auch dahingehend wichtig, da viele kleine und mittelständische Unternehmen von den indirekten
Effekten der Leitbetriebe profitieren.
Mit dem Leitbetriebsgipfel haben die IV Salzburg und das Land Salzburg eine Plattform geschaffen, die es ermöglicht,
aktuelle Themen und Anliegen der Unternehmer vorzutragen. Dazu gehörten folgende Punkte:
Flexible Arbeitszeiten
Die Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes ist eine Top-Priorität. Eine gesetzlich verankerte Flexibilisierung
der Arbeitszeit ist überfällig, um mehr Gestaltungsspielraum auf Betriebsebene zu erlangen. Gleich mehrere
Unternehmer brachten beim Leitbetriebsgipfel die Notwendigkeit praktikabler Höchstarbeitszeiten vor, so etwa
Dietmar Tanzer, Präsident Sony DADC International: "Wir gewinnen Marktanteile, was sich auf die Produktivität
sehr positiv auswirkt. Demnach möchten wir arbeiten, wenn Spitzenzeiten dies erfordern", sagte Tanzer.
Generell werde das Thema oft missverstanden und falsch kommuniziert, schließlich gehe es nicht um eine Erhöhung
des Arbeitsvolumens und der Arbeitszeit, sondern um eine flexible Verteilung. Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung
kommt sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern entgegen und kurbelt Produktion und Wertschöpfung an.
Fachkräfte sichern und in Ausbildung investieren
Die Digitalisierung verändert Wirtschaft und Gesellschaft mit rasanter Geschwindigkeit. Diesem Wandel muss
im Bildungs- und Ausbildungsbereich Rechnung getragen werden.
"Unserem Unternehmen geht es sehr gut, wir bauen aus und brauchen noch mehr Fachkräfte, vor allem in
der Entwicklung und in der Produktion. Vom IT-Lehrling bis zum Produktionstechniker suchen wir gute Leute. Senior-Entwickler
oder Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit langjähriger technischer Berufserfahrung und entsprechend qualifizierter
Ausbildung sind in Salzburg kaum mehr zu finden, Neubesetzungen finden daher verstärkt in unserem Entwicklungscenter
in Wien statt", sagt Marianne Kusejko, IV Salzburg-Vizepräsidentin und Geschäftsführerin des
Lamprechtshausener Automatisierungstechnik-Unternehmens Sigmatek.
Bundesweit haben acht von zehn Industrieunternehmen Rekrutierungsprobleme in Zukunftsbereichen wie Technik, Produktion
und Forschung und Entwicklung. Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen, Elektrotechnik, Betriebswirtschaft, Verfahrenstechnik,
Mechatronik sowie Informatik sind die gefragtesten Studienrichtungen. Die HTL gilt als Standortasset der Extraklasse:
66 Prozent der Unternehmen rekrutieren Personen mit HTL-Qualifikation für technische und MINT-Berufe (Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaft, Technik). 59 Prozent der Betriebe gehen davon aus, dass der Bedarf an HTL- Absolventen
bis 2021 weiter zunehmen wird. "Im kommenden Jahr werden wir mit einer IT- Klasse an der HTL im Pongau starten.
Parallel zur IT-Klasse läuft der Aufbau einer IT-HTL", sagte Landeshauptmann Haslauer.
Berufsorientierung und Qualifizierungsmaßnahmen
Manfred Santner, Geschäftsführer des Liebherr Werkes Bischofshofen, fordert das Unterrichtsfach "Berufsorientierung"
in der 7. und 8. Schulstufe. Mit dem Talentecheck sei bereits ein Meilenstein gelungen, der den jungen Leuten eine
wichtige Orientierung in der Wahl des individuell passenden Ausbildungsweges gibt.
Jörg Harbring, Geschäftsführer des Textilzellstoffherstell-Unternehmens austroCel Hallein macht
sich für Nach- und Höherqualifizierungen im Betrieb stark. Er setzt zudem auf einen Wissenstransfer,
um Know-how auch nach Pensionswellen zu sichern. Bei austroCel soll künftig in zweistelliger Millionensumme
investiert werden, dafür brauche es qualifizierte Leute aus allen Bildungsebenen. Verstärkt werden soll
auch der Lehrlingsbereich im Halleiner Leitbetrieb: 16 Lehrlinge sind es derzeit, künftig will das Unternehmen
knapp doppelt so viele ausbilden.
Landeshauptmann Wilfried Haslauer unterstrich beim Leitbetriebsgipfel die Notwendigkeit, individuelle Talente zu
fördern – auch auf dem zweiten Bildungsweg. "Wir müssen die gesellschaftliche Akzeptanz der Berufsausbildung
wieder stärken. Unser Ziel ist es, Salzburg zum lehrlingsfreundlichsten Bundesland zu entwickeln", sagte
Haslauer.
Energie und Mobilität
In Zeiten einer positiven Konjunkturentwicklung nimmt auch der Energieverbrauch zu, weiß Leonhard Schitter,
Vorstandssprecher der Salzburg AG. Im Leitbetriebsgipfel wies Schitter darauf hin, dass die Energiewende nicht
nur eine Stromwende ist, sondern eine Wärme- und Mobilitätswende. "Die Digitalisierung wird den
Ausbau der Netzinfrastruktur fordern, ein Bekenntnis für die Infrastruktur ist unerlässlich", so
der Salzburg AG Vorstandssprecher. Österreich habe eine 99,9-prozentige Ausfallsicherheit. Für die nachhaltige
Positionierung von Energie als Wirtschaftsfaktor brauche es ein klares politisches Bekenntnis zu Infrastruktur
und Netzwerksicherheit. Dem sicherheitspolitischen Thema trägt das Land Salzburg mit einem "Black-Out-Konzept"
und Notstromaggregaten Rechnung. "Aktuell arbeiten wir an der Weiterentwicklung", so Landeshauptmann
Haslauer.
Ausblick
"Wir sind stolz auf unsere Salzburger Leitbetriebe, die wesentlich zur Wettbewerbsfähigkeit und zur Wertschöpfung
des Standortes beitragen", resümierte IV-Salzburg-Präsident Unterkofler. Mit entsprechenden Aus-
und Weiterbildungsangeboten gilt es, den Aufwärtstrend als Chance zu nutzen und mit Innovationskraft den Industriestandort
Salzburg weiter auszubauen.
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