Aktuelle Herausforderungen für Salzburgs Leitbetriebe

 

erstellt am
04. 10. 17
13:00 MEZ

Haslauer: Fachkräftesicherung ist Schlüsselfaktor für Weiterentwicklung des Industriestandorts Salzburg
Salzburg (lk) - Insgesamt 16 Salzburger Unternehmer folgten der Einladung von Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Peter Unterkofler, Präsident der Salzburger Industriellenvereinigung (IV), zum Leitbetriebsgipfel am 3. Oktober. Im Chiemseehof trafen die Industrievertreter mit der Industriellenvereinigung Salzburg und dem Land Salzburg zusammen, um über aktuelle Herausforderungen am Standort zu sprechen. Die Themen reichten von Fachkräftemangel und -sicherung über Ausbildungsmöglichkeiten bis hin zu Infrastrukturmaßnahmen.

"Wir sind stolz auf unsere Leitbetriebe im Land Salzburg, speziell aus Industrie, Handel, Logistik und Gewerbe. Daher wollen wir deren Anforderungen und Bedürfnissen gerecht werden und bestmöglich in den Bereichen Fachkräftenachwuchs, Infrastruktur-Anbindung und Forschungsförderung unterstützen", so Landeshauptmann Haslauer.


Leitbetriebe als Innovationstreiber
Leitbetriebe sind die Kernsubstanz der österreichischen Volkswirtschaft. 24 Salzburger Leitbetriebe schaffen einen gewichtigen Teil der Wertschöpfung und sichern zahlreiche Arbeitsplätze. Ein Euro an Produktion in Salzburg generiert gesamtwirtschaftlich 2,2 Euro. In Salzburg sind viele der Leitbetriebe besonders stark in Nischen aufgestellt, einige als Weltmarktführer. Forschung, Entwicklung und Innovation sichern die Wettbewerbsfähigkeit: Leitbetriebe sind die Motoren für Forschung und Entwicklung in Österreich und Impulsgeber in Innovationsnetzwerken im In- und Ausland.

"Je stärker die industrielle Wertschöpfung wahrgenommen wird, desto stärker ist die Positionierung Salzburgs als Industriestandort", betonte IV-Salzburg-Präsident Unterkofler. Dass es den Leitbetrieben gut geht, sei auch dahingehend wichtig, da viele kleine und mittelständische Unternehmen von den indirekten Effekten der Leitbetriebe profitieren.

Mit dem Leitbetriebsgipfel haben die IV Salzburg und das Land Salzburg eine Plattform geschaffen, die es ermöglicht, aktuelle Themen und Anliegen der Unternehmer vorzutragen. Dazu gehörten folgende Punkte:

Flexible Arbeitszeiten
Die Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes ist eine Top-Priorität. Eine gesetzlich verankerte Flexibilisierung der Arbeitszeit ist überfällig, um mehr Gestaltungsspielraum auf Betriebsebene zu erlangen. Gleich mehrere Unternehmer brachten beim Leitbetriebsgipfel die Notwendigkeit praktikabler Höchstarbeitszeiten vor, so etwa Dietmar Tanzer, Präsident Sony DADC International: "Wir gewinnen Marktanteile, was sich auf die Produktivität sehr positiv auswirkt. Demnach möchten wir arbeiten, wenn Spitzenzeiten dies erfordern", sagte Tanzer. Generell werde das Thema oft missverstanden und falsch kommuniziert, schließlich gehe es nicht um eine Erhöhung des Arbeitsvolumens und der Arbeitszeit, sondern um eine flexible Verteilung. Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung kommt sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern entgegen und kurbelt Produktion und Wertschöpfung an.

Fachkräfte sichern und in Ausbildung investieren
Die Digitalisierung verändert Wirtschaft und Gesellschaft mit rasanter Geschwindigkeit. Diesem Wandel muss im Bildungs- und Ausbildungsbereich Rechnung getragen werden.

"Unserem Unternehmen geht es sehr gut, wir bauen aus und brauchen noch mehr Fachkräfte, vor allem in der Entwicklung und in der Produktion. Vom IT-Lehrling bis zum Produktionstechniker suchen wir gute Leute. Senior-Entwickler oder Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit langjähriger technischer Berufserfahrung und entsprechend qualifizierter Ausbildung sind in Salzburg kaum mehr zu finden, Neubesetzungen finden daher verstärkt in unserem Entwicklungscenter in Wien statt", sagt Marianne Kusejko, IV Salzburg-Vizepräsidentin und Geschäftsführerin des Lamprechtshausener Automatisierungstechnik-Unternehmens Sigmatek.

Bundesweit haben acht von zehn Industrieunternehmen Rekrutierungsprobleme in Zukunftsbereichen wie Technik, Produktion und Forschung und Entwicklung. Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen, Elektrotechnik, Betriebswirtschaft, Verfahrenstechnik, Mechatronik sowie Informatik sind die gefragtesten Studienrichtungen. Die HTL gilt als Standortasset der Extraklasse: 66 Prozent der Unternehmen rekrutieren Personen mit HTL-Qualifikation für technische und MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik). 59 Prozent der Betriebe gehen davon aus, dass der Bedarf an HTL- Absolventen bis 2021 weiter zunehmen wird. "Im kommenden Jahr werden wir mit einer IT- Klasse an der HTL im Pongau starten. Parallel zur IT-Klasse läuft der Aufbau einer IT-HTL", sagte Landeshauptmann Haslauer.

Berufsorientierung und Qualifizierungsmaßnahmen
Manfred Santner, Geschäftsführer des Liebherr Werkes Bischofshofen, fordert das Unterrichtsfach "Berufsorientierung" in der 7. und 8. Schulstufe. Mit dem Talentecheck sei bereits ein Meilenstein gelungen, der den jungen Leuten eine wichtige Orientierung in der Wahl des individuell passenden Ausbildungsweges gibt.

Jörg Harbring, Geschäftsführer des Textilzellstoffherstell-Unternehmens austroCel Hallein macht sich für Nach- und Höherqualifizierungen im Betrieb stark. Er setzt zudem auf einen Wissenstransfer, um Know-how auch nach Pensionswellen zu sichern. Bei austroCel soll künftig in zweistelliger Millionensumme investiert werden, dafür brauche es qualifizierte Leute aus allen Bildungsebenen. Verstärkt werden soll auch der Lehrlingsbereich im Halleiner Leitbetrieb: 16 Lehrlinge sind es derzeit, künftig will das Unternehmen knapp doppelt so viele ausbilden.

Landeshauptmann Wilfried Haslauer unterstrich beim Leitbetriebsgipfel die Notwendigkeit, individuelle Talente zu fördern – auch auf dem zweiten Bildungsweg. "Wir müssen die gesellschaftliche Akzeptanz der Berufsausbildung wieder stärken. Unser Ziel ist es, Salzburg zum lehrlingsfreundlichsten Bundesland zu entwickeln", sagte Haslauer.

Energie und Mobilität
In Zeiten einer positiven Konjunkturentwicklung nimmt auch der Energieverbrauch zu, weiß Leonhard Schitter, Vorstandssprecher der Salzburg AG. Im Leitbetriebsgipfel wies Schitter darauf hin, dass die Energiewende nicht nur eine Stromwende ist, sondern eine Wärme- und Mobilitätswende. "Die Digitalisierung wird den Ausbau der Netzinfrastruktur fordern, ein Bekenntnis für die Infrastruktur ist unerlässlich", so der Salzburg AG Vorstandssprecher. Österreich habe eine 99,9-prozentige Ausfallsicherheit. Für die nachhaltige Positionierung von Energie als Wirtschaftsfaktor brauche es ein klares politisches Bekenntnis zu Infrastruktur und Netzwerksicherheit. Dem sicherheitspolitischen Thema trägt das Land Salzburg mit einem "Black-Out-Konzept" und Notstromaggregaten Rechnung. "Aktuell arbeiten wir an der Weiterentwicklung", so Landeshauptmann Haslauer.

Ausblick
"Wir sind stolz auf unsere Salzburger Leitbetriebe, die wesentlich zur Wettbewerbsfähigkeit und zur Wertschöpfung des Standortes beitragen", resümierte IV-Salzburg-Präsident Unterkofler. Mit entsprechenden Aus- und Weiterbildungsangeboten gilt es, den Aufwärtstrend als Chance zu nutzen und mit Innovationskraft den Industriestandort Salzburg weiter auszubauen.

 

 

 

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