Eine interaktive Ausstellung im Naturhistorischen Museum Wien, wird am Dienstag, den 3. Oktober
feierlich eröffnet und ist vom 04.10.2017 bis 02.04.2018 zu sehen.
Wien (nhm) - Ab 4. Oktober dreht sich im NHM Wien alles um die beliebtesten Hausgenossen des Menschen: „Die
Ausstellung „Hund & Katz“ wartet mit einer Fülle von Informationen über Fähigkeiten, Eigenheiten
und Intelligenz der Vierbeiner auf“, so NHM Wien-Generaldirektor Christian Köberl bei der heutigen Pressekonferenz.
Gestaltet wurde die Schau von der „Stadt der Wissenschaften und der Industrie“ in Paris (Cité des Sciences
& de l’industrie, Paris), vom NHM Wien wurde sie adaptiert und ergänzt. Die Besucher und Besucherinnen
erwartet eine interaktive Sinnesreise mit vielen Spielen, Aktivitäten und Simulationen. Es gibt bekanntlich
keinen besseren Weg, ein Tier zu verstehen, als sich in das Tier hineinzuversetzen.
„Tägliche Begleiter“
Schon lange lebt der Mensch mit Hund und Katz eng zusammen: Über 20.000 Jahre mit dem Hund, 8.000 bis
10.000 mit der Katze. Die Beziehung zu den Tieren hat sich im Lauf der Jahrhunderte allerdings geändert und
unterscheidet sich in verschiedenen Kulturen: ob Arbeitstier oder Schoßtier, manchmal misshandelt, gehasst
oder gefürchtet, manchmal geliebt und vergöttert.
Ihr Hund führt Sie an der Leine, regiert Ihr Haus, flippt aus, wenn er einen anderen Hund sieht? Das Zusammenleben
zwischen Mensch und Hund ist ein langer Lernprozess für ihn – und für Sie. In der Ausstellung erfährt
man so manches über das Tiertraining.
Wer weiß, wie viele Nachkommen ein Katzenpaar in fünf Jahren haben kann, wie viel ein Besitzer für
seine Katze in einem Jahr ausgibt oder wie lange es braucht, einen Blindenführhund auszubilden? Wie bei „Trivial
Pursuit“ stellen sich im interaktiven Schaubereich zwei Spieler gegenseitig Fragen und sammeln Wissenspunkte.
„Was denken sie bloß?“
Ungewöhnliche Experimente bieten die Möglichkeit, zu sehen, zu hören und zu fühlen wie
die Vierbeiner.
Eine Katze heult, faucht, zischt, schreit, knurrt und gurrt. Besucherinnen und Besucher werden eingeladen, die
verschiedenen Lautäußerungen den richtigen Emotionen zuzuordnen. Was ist dran an den vielen weitläufigen
Meinungen und Vorstellungen über Hund und Katz? Sind kleine Hunde wirklich aggressiver? Fühlen Katzen,
wenn jemand krank ist? Denkt ein Hund, die Familie seines Besitzers sei sein Rudel?
Katzen und Hunde leben in ihrer eigenen Sinneswelt, die sich von unserer deutlich unterscheidet. Sie hören
und riechen viel besser als wir, sehen aber schlechter. Katzen haben einen „Sechsten Sinn“ dank ihrer Schnurrhaare,
mit denen sie schon die geringsten Luftbewegungen wahrnehmen. In einem multisensorischen Kino sehen Besucherinnen
und Besucher einen 2-Minuten-Sketch mit den Augen einer Katze, eines Hundes und schließlich so, wie ihn die
Menschen sehen. Sie hören wie die Tiere und fühlen Erschütterungen in ihren Händen und Bewegungen
in der Luft als hätten sie Schnurrhaare.
An einer Multimedia-Station kann man virtuell 24 Stunden mit einem Hund oder einer Katze verbringen. In Szenen
aus dem täglichen Leben können die Zuseherin und der Zuseher entscheiden, was er in der jeweiligen Situation
tun würden. Ein Verhaltensforscher und ein Tierarzt kommentieren die Antworten.
„In ihrer Haut“
Wie ist der Körper von Hunden und Katzen aufgebaut, wie funktioniert er? Welche Unterschiede gibt es?
Allein unter den Hunden gibt es 343 Rassen unterschiedlichster Größen und Erscheinungsbilder, mit einem
Gewicht von 500 g bis über 100 kg und einer Schulterhöhe von 20 cm bis fast 1 m. Hunde- und Katzenrassen
unterscheiden sich in Körpergröße, Fell, Ohren, Schwänzen, Schnurrhaaren u.a. In einem Spiel
kann durch Fragen erraten werden, welche Rasse sich ein Mitspieler ausgesucht hat.
Gäste der Ausstellung werden außerdem aufgefordert, in die Rolle eines Hundes oder einer Katze zu schlüpfen
und die eigenen körperlichen Fähigkeiten mit denen der Tiere zu vergleichen. Ein Parcours testet Schnelligkeit
und Beweglichkeit, an einem Bogen kann man seine Sprungkraft beweisen. Eine weitere Multimedia-Station gibt Einblicke
in die verschiedenen Rassen, Kreuzungen und in die Genetik.
Vom Wildtier zum Haustier
Es gibt Rassehunde und Mischlinge, Rassekatzen und Straßenköter, Blindenführhunde und Rettungshunde.
Wie konnten sie sich so anders entwickeln als Wildtiere? Die Ausstellung stellt Wolf und Wildkatze – die Vorfahren
unserer Haustiere – vor und erklärt, wie es zur Domestizierung dieser Tiere gekommen ist. Wahrscheinlich wagten
sich nur die weniger scheuen Wildtiere an die Futterquellen im menschlichen Bereich und profitierten vom Abfall
der Jäger oder von den Mäusen in den Getreidelagern. Weil Haustiere der Auslese durch den Menschen unterliegen,
entstehen viele Rassen mit unterschiedlichen Größen, Formen und Verhaltensweisen. Hunde und Katzen weichen
von ihren Stammformen genetisch ab, bestimmte Merkmale der Führungstiere (a-Tiere) und Bestandteile des Instinktverhaltens
der Wildformen gingen bei der Domestizierung verloren. Also wird aus ihnen nie wieder ein Wolf oder eine Wildkatze
– zum Glück!
Das Hundeskelett von Ossarn bei Herzogenburg wurde in einem Gräberfeld der ausgehenden Jungsteinzeit geborgen.
Bei dem Hund handelt es sich um eine Grabbeigabe in einem Kindergrab aus der Jungsteinzeit, das zirka 4.500 Jahre
alt ist. Gefunden wurde das Skelett am 06.08.1983 im Zuge einer Grabung in der Schottergrube der Stadtgemeinde
Herzogenburg im Bereich der Katastralgemeinde Ossarn gemacht. Das Kindergrab stammt aus der Schnurkeramischen Kultur
(Endneolithikum). Das Kinderskelett war zur Zeit der Freilegung bereits größtenteils abgestürzt,
doch der beigegebene Hund war noch bis zur Kreuzbeingegend annähernd im Skelettverband erhalten geblieben.
Nach dem Abreibungszustand der Schneidezähne ist auf ein Alter von 3,5 bis 4,5 Jahren zu schließen.
„Morphologisch handelt es sich um einen ‚prähistorischen Durchschnittshund‘ von rund 52 cm ohne besondere
Wuchsformmerkmale“, so NHM Wien-Archäozoologe Erwin Pucher, der das Skelett untersuchte. Solche Hunde waren
(ernährungsbedingt?) etwas schlanker gebaut als viele moderne Hunde gleicher Größe und zeigen noch
keinerlei Ansätze von Rassendifferenzierung, wie sie erst viel später auftraten.
Die Ausstellung ist vom 04.10.2017 bis 02.04.2018 in den Sonderausstellungsräumen (Kabinette 1 bis 4 sowie
Sälen 17 und 18) zu sehen. Das reichhaltige Begleitprogramm, z.B. ein Cat Video Festival gemeinsam mit der
Vienna Short Agentur, Vorträge und Führungen für Erwachsene und Kinder, Buchpräsentationen,
Präsentationen von Rettungs-, Polizei-, Jagd- und Begleithunden, ein Vormittag „Rund um den Hund“ etc. finden
Sie hier:
http://www.nhm-wien.ac.at
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