Superintendent Miklas: Kraft der Hoffnung auch politisch bedeutsam - Landeshauptmann Schützenhöfer
bedauert geschehenes Unrecht
Graz/Wien (epdÖ) – „Dass wir hier im Steirischen Landhaus zusammenkommen, das ist nicht nur ein Event,
sondern von gesellschaftspolitischer Bedeutung.“ Das sagte der steirische Superintendent Hermann Miklas am 14.
Oktober in der Landstube des Landhauses in Graz. Anlässlich des 500-Jahr-Jubiläums der Reformation hatte
die Präsidentin des steirischen Landtags, Bettina Vollath, die Evangelischen des Bundeslandes dazu eingeladen,
die Versammlung in dem repräsentativen Sitzungssaal abzuhalten. An dem Festakt, der die Arbeitssitzung umrahmte,
nahmen auch hochrangige Vertreter und Vertreterinnen aus Landes- und Stadtpolitik sowie der Steirischen Religionsgemeinschaften
teil.
Im Mittelpunkt der Festansprachen stand das Verhältnis der Evangelischen und der Römisch-katholischen
Kirche zueinander sowie zu den staatlichen Institutionen. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer betonte,
dass an der wechselvollen Geschichte von Evangelischen und Katholiken abzulesen sei, wie Menschen aus der Geschichte
lernen könnten. „Die Ökumene in der Steiermark lebt, sie ist kein Lippenbekenntnis.“ Allerdings sei der
Weg dahin ein dorniger gewesen: „Da passierte viel Unrecht, auch von Seiten der politischen Machtträger, nicht
nur der Kirchen untereinander. Da kann ich nur mein großes Bedauern über Gewalt und geschehenes Unrecht
bekunden.“ Für die Zukunft motivierte er Christinnen und Christen, sich politisch zu engagieren: „Wir erleben,
dass die Bindungen zwischen den Menschen abnehmen. Das führt zu einem Werteverlust. Christen sollen zeigen,
dass es um Sein und Sinn, nicht nur um Soll und Haben geht.“
Superintendent Miklas bedankte sich bei Schützenhöfer für das ausgedrückte Bedauern, als erstmalige
Bekundung vonseiten einer offiziellen Stelle des Landes komme ihr historische Bedeutung zu. Zugleich freute sich
Miklas, dass die Evangelischen in der Steiermark und in Österreich nicht länger nur in einer Minderheitenrolle
stünden, sondern „in der Mitte der Gesellschaft angekommen“ seien. Miklas unterstrich auch die politische
Dimension des Glaubens: „Wenn wir Luther in unsere Gegenwart übersetzen wollen, dann müssen wir sein
Vertrauen auf einen gnädigen Gott auch auf die aktuellen Ängste unserer Tage beziehen.“ Das gegenwärtige
Eintreten für mehr Sicherheit in allen Bereichen ginge meist zu Lasten von Freiheit und Eigenverantwortung.
Demgegenüber lud der Superintendent zu einem „Wagnis des Glaubens und des Gottvertrauens“ ein. Die Kraft der
Hoffnung nicht nur zu predigen, sondern auch auszustrahlen sei dabei nicht nur eine Glaubens-, sondern eine politische
Aussage.
Superintendentialkurator Michael Axmann ging ausführlich auf die Geschichte der Evangelischen in der Steiermark
ein. Vom 16. Jahrhundert, in dem die Steiermark zu mehr als zwei Dritteln evangelisch war, über die Gegenreformation,
in der protestantische Schriften verbrannt und Evangelische zur Konversion oder Auswanderung gezwungen wurden,
bis in die Gegenwart. Heute brächten sich Evangelische aktiv in der Gesellschaft ein und würden auch
von politischen Entscheidungsträgern und -trägerinnen gehört: „Dabei gilt es auch, unpopuläre
Themen anzusprechen, um zur Humanisierung beizutragen.“
Landtagspräsidentin Bettina Vollath erzählte von der evangelischen Geschichte des Landhaues, wo sich
die Landstände in Zeiten der Reformation gegen den Landesfürsten zum Protestantismus bekannten. Das Landhaus
sei damit „Stein gewordenes Denkmal dieses ‚Goldenen Zeitalters‘.“
Bei der anschließenden Verlegung eines Gedenksteines für die ökumenischen Beziehungen im Land ging
der katholische Bischof der Diözese Graz-Seckau, Wilhelm Krautwaschl, auf die programmatische Inschrift des
Steines „500 Jahre Reformation 1517 gegeneinander – nebeneinander – miteinander in der Steiermark 2017“ ein: „Das
Gegeneinander triumphierte oft, so dass schon das Nebeneinander als Fortschritt gesehen werden konnte. Aber ich
bin dankbar dafür, dass die Christen gelernt haben, sich nicht nur zu tolerieren, sondern miteinander zu leben
und wertzuschätzen.“
Der Präsident der Synode A.B. und der Generalsynode, Peter Krömer, verlieh im Anschluss an den Festakt
Landeshauptmann Schützenhöfer die Auszeichnung der Evangelischen Kirche A.B. in Gold. Er dankte Schützenhöfer
für seine Unterstützung und Gesprächsbereitschaft rund um das Reformationsjubiläum und in den
Jahren zuvor. Die Tagung war mit einer Andacht von Pfarrerin Ulrike Frank-Schlamberger aus der Grazer Heilandskirche
eröffnet worden. Für den musikalischen Rahmen sorgten Künstler des Grazer Salonorchesters.
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