Der Resselpreis der TU Wien geht an die Architektin Julia Forster. Sie entwickelte Visualisierungs-Methoden,
die bei komplexen Planungsaufgaben helfen.
Wien (tu) - Wenn neue Siedlungen entstehen oder ein ganzes Stadtviertel umgestaltet werden soll, muss man
viele Dinge gleichzeitig im Kopf behalten: Wie groß sollen die Gebäude werden? Wie gestaltet man die
Energieversorgung? Wie soll sich der Verkehr entwickeln? So ergibt sich eine Datenflut, die kaum zu bewältigen
ist – außer man verwendet kluge, neue Visualisierungskonzepte, wie sie Julia Forster vom Department für
Raumplanung der TU Wien in ihrer Dissertation entwickelt hat. Dafür wird sie am 20. Oktober 2017 mit dem Resselpreis
der TU Wien ausgezeichnet.
Das Unsichtbare sichtbar machen
„In unserem Projekt geht es darum, Dinge sichtbar zu machen, die man normalerweise nicht sieht“, sagt Julia Forster.
Um komplexen Planungsproblemen der Stadt- und Siedlungsentwicklung zu begegnen, müssen oft unüberblickbar
viele Einzelinformationen kombiniert werden – Informationen über die vorgesehene Flächennutzung, baurechtliche
Bestimmungen, bestehende oder notwendige Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen, wie Stromleitungen, Transformator-Stationen
und Fernwärme-Anschlüsse, Informationen über öffentliche Verkehrsmittel, Pendlerströme
oder auch über die soziale Zusammensetzung der Bevölkerung.
Diese Daten werden aber von unterschiedlichen Personen errechnet und ganz unterschiedlich aufbereitet. „Oft landen
sie bloß in unübersichtlichen Excel-Tabellen. Um interdisziplinär zusammenarbeiten zu können,
muss man aber eine Kommunikationsplattform bilden, die all diese Daten übersichtlich darstellen und verknüpfen
kann – und zwar auf unterschiedlichen Maßstabsebenen, vom Bezirk bis zum einzelnen Gebäude“, sagt Julia
Forster.
In ihrer Dissertation, die im Rahmen des Doktoratskollegs „Urbanes Energie- und Mobilitätssystem“ (URBEM)
entstand, entwickelte Julia Forster Visualisierungsmethoden und Berechnungsalgorithmen. In einem webbasierten Interface
kann der aktuelle Gebäudebestand dargestellt und mit ganz unterschiedlichen Zusatzdaten angereichert werden.
„Besonders hilfreich ist es für komplizierte Was-Wäre-Wenn-Fragen“, erklärt sie. „Wir haben uns
zum Beispiel das Stadtentwicklungsgebiet Wien-Westbahnhof näher angesehen. Wenn dort bestehende Lagerhallen
durch Wohngebäude ersetzt werden würden – welche Auswirkungen hätte das auf das Stromnetz? Welche
Speichertechnologien bräuchte man, um das Areal mit alternativer Energie zu versorgen? Welche Mobilitäts-Bedürfnisse
würden entstehen?“
Die Antworten auf solche Fragen lassen sich mit den neuen Software-Tools berechnen und visualisieren. Dadurch können
Personen aus unterschiedlichen Disziplinen Lösungen erarbeiten, auf die sie allein vielleicht nicht gekommen
wären: „Vielleicht zeigt sich, dass die elektrische Infrastruktur zur elektrischen und thermischen Energieversorgung
für ein geplantes Stadtviertel nicht ausreicht – aber möglicherweise sieht die Sache anders aus, wenn
man dort mit Fernwärme heizt.“ Solche Überlegungen lassen sich mit Julia Forsters Methoden berechnen,
darstellen und gemeinsam diskutieren.
Julia Forster
Julia Forster stammt aus Oberösterreich. Sie besuchte das Bundesgymnasium Werndlpark in Steyr, bevor sie mit
ihrem Architekturstudium an der TU Wien begann. Nach ihrem Diplom 2008 schloss sie noch ein Masterstudium „Building
Science and Technology“ (ebenfalls TU Wien) an. Währenddessen sammelte sie immer wieder auch in verschiedenen
Architektur- und Planungsbüros praktische Erfahrung. 2013 schließlich begann sie mit ihrer Dissertation
am Department für Raumplanung der TU Wien, die sie im Dezember 2016 fertigstellte. Am 20. Oktober 2017 wird
Julia Forster im Rahmen einer akademischen Feier mit dem Resselpreis der TU Wien ausgezeichnet. Der Resselpreis
der TU Wien wird jährlich an herausragende junge WissenschaftlerInnen vergeben und ist mit € 13 000 dotiert
- zweckgebunden für die wissenschaftliche Forschung.
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