Bleiben können, wo frau sich wohl fühlt
Innsbruck (lk) -In Österreich leben mehr als drei Viertel der Menschen in ländlichen Gebieten.
Und immer mehr verlassen ihre Dörfer und ziehen in die Stadt. „Gerade gut ausgebildete Frauen sind es, die
es in Städte zieht. Dies stellt die gesellschaftlichen Strukturen auf eine Probe, denn der Spruch ‚Gehen die
Frauen, stirbt das Land‘ hat durchaus seine Berechtigung: Meist sind es die Frauen, die das soziale Gefüge
zusammenhalten“, zeigt Frauenlandesrätin Christine Baur anlässlich des am Sonntag, 15. Oktober, stattfindenden
Internationalen Tages der Frauen in ländlichen Gebieten auf.
Erhebungen zeigen: Junge Frauen sind mobiler als Männer und verlassen vor allem für Ausbildungszwecke
ihre Heimat, um dann nicht mehr zurückzukehren. Gründe dafür sind einerseits der Mangel an Lehrstellen
und Arbeitsplätzen, die für Frauen geeignet sind, andererseits aber auch das Beharren auf traditionellen
Geschlechterrollen. „Diese Voraussetzungen schränken Frauen in ihren Entwicklungsperspektiven stark ein und
steigern ihre Mobilitätsbereitschaft“, weiß LRin Baur. Zurück bleiben Dörfer und Orte, in
denen signifikant weniger Frauen leben als gleichaltrige Männer.
Konkrete Maßnahmen notwendig
Diese Thematik wurde auch bei der diesjährigen Konferenz der Alpenkonvention und beim Treffen der Bundesbäuerinnen
erörtert. In der Deklaration der Alpenkonferenz zur „Rolle der Frau in den Bergregionen“ wurden notwendige
Schritte identifiziert, um einer vermehrten Abwanderung von Frauen aus ländlichen Gebieten gegenzusteuern:
„Regional, national und global müssen Maßnahmen gesetzt werden, um den Zugang von Frauen zum Arbeitsmarkt
und deren Präsenz in den entsprechenden politischen Foren zu verbessern“, berichtet LRin Baur. Um Ungleichheiten
abzubauen, dürfe frauenspezifische Regionalpolitik nicht nur als regionale Wirtschaftspolitik begriffen werden,
sondern müsse im Sinne der Nachhaltigkeit soziale und Umweltaspekte miteinbeziehen. Die Forschung und Bewusstseinsbildung
über die Anliegen von Frauen in ländlichen Gebieten, sowie der permanente Informations- und Erfahrungsaustausch
müsse laut der Deklaration verstärkt werden. Ziel muss sein, den Frauen das Zusammenspiel ihrer verschiedenen
Rollen (Familie, Erwerbsarbeit, Kulturvermittlerinnen) ohne Verlust der Lebensqualität zu erleichtern. Die
Stärkung der Rolle der Frau soll auch bei Projektförderungen berücksichtigt werden. Des Weiteren
sollen Einrichtungen finanziert werden, die Frauen von Familienbetreuungs- und Pflegepflichten entlasten, gleichzeitig
soll die Beteiligung der Männer forciert werden.
Beim Treffen der Bundesbäuerinnen wurde eine Charta aufgesetzt, die eine partnerschaftliche Gestaltung und
Führung der agrarischen Organisationen und Institutionen festschreibt. Gleichzeitig betont die Charta die
Einbeziehung beider Geschlechter als Voraussetzung für eine gelingende Zukunftsgestaltung der österreichischen
Land- und Forstwirtschaft und fordert einen Frauenanteil bei leitenden Funktionen von mindestens 30 Prozent. Darüber
hinaus solle ein Augenmerk auf die ausgewogene Verteilung von Ressourcen wie finanzielle Mittel, Personal, Infrastruktur
sowie Diskussions- und Entscheidungszeit sowie auf eine familienfreundliche Sitzungs- und Organisationskultur gelegt
werden.
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