München/Wien (orf) - Die Gewinner des „Salzburger Stier 2018“ stehen fest: Die österreichischen Preisträger
sind die Science Busters mit ihrem Wissenschaftskabarett, für Deutschland wird das Musik-Duo Pigor & Eichhorn
ausgezeichnet und für die Schweiz der Satiriker und Meister im Poetry Slam, Christoph Simon. Der renommierte
Radio-Preis für deutschsprachiges Kabarett ist mit je 6000 Euro dotiert und wird beim Kabarettforum „Salzburger
Stier“, das von 4. bis 5. Mai 2018 im deutschen Halle an der Saale stattfindet, überreicht. Gastgeber ist
der MDR.
Der „Salzburger Stier 2018“ für Österreich geht an die Science Busters, die mit ihren Programmen neue
Maßstäbe für das Wissenschaftskabarett gesetzt haben und damit auch regelmäßig auf ORF
eins zu sehen sind. Wie man Photonen betrunken macht, physikalisch richtig Nüsse knackt und wo im Universum
die beste Supererde zu finden ist – die Science Busters wissen es. Immerhin verstehen sie sich universumweit als
die erste Adresse für alle Fragen, die seit der Erdentstehung vor 4,5 Milliarden Jahren noch offen sind. Und:
die Science Busters führen auf spektakuläre Weise zusammen, was für lange Zeit und zu Unrecht getrennt
war: Humor und Fakten, Wissenschaft und Satire. Das Wissenschaftskabarett wurde 2007 von den beiden Physikern Heinz
Oberhummer und Werner Gruber und dem Kabarettisten Martin Puntigam gegründet, um Wissenschaft für alle
auf möglichst höchstem performativem, wissenschaftlichem und humoristischem Niveau zu bieten. Nach dem
Tod von Heinz Oberhummer im November 2015 hat sich die Science Busters-Familie neu formiert, ist größer
geworden und tritt in wechselnder Besetzung auf. Das Stammteam bilden der Astronom und Science Blogger Florian
Freistetter, der Mikrobiologe und Professor für Wissenschaftskommunikation an der Karl-Franzens-Universität
Graz Helmut Jungwirth und Martin Puntigam, der Master of Ceremony. Puntigam ist seit 1989 als Kabarettist höchst
aktiv: Zwölf Soloprogramme, 35 Projekte mit den Science Busters und 20 Jahre Radiosatire in unterschiedlichen
Formaten liegen bereits hinter ihm. Die launige, unverbindliche Pointe steht nicht auf seinem Spielplan. Martin
Puntigams Satire trifft dort, wo es sich sein Publikum zu gemütlich eingerichtet hat. Im Team der Science
Busters sorgt er für die aufklärerische Note und dafür, dass die Wissenschafterinnen und Wissenschafter
auf der Bühne nicht in unverständlichen Fachjargon abgleiten. Als erster Kabarettist wurde er unlängst
mit dem „Inge Morath-Preis für Wissenschaftspublizistik“ ausgezeichnet. Die Beschäftigung mit der Wissenschaft
hat sich für ihn gelohnt, denn seit 2016 ist der Medizin-Studienabbrecher Universitäts-Lektor an der
Universität Graz. Komplettiert wird das Science Busters Team mit Verhaltensbiologin Elisabeth Oberzaucher,
Chemiker Peter Weinberger, Molekularbiologe Martin Moder sowie Kabarettist Günther Paal alias Gunkl. In verschiedenen
Programmen und in wechselnden Besetzungen stehen sie seither neben Martin Puntigam auf der Bühne, immer unter
dem Motto „Wissenschaft für alle. Farbenfroh, lehrreich und unterhaltsam!“.
Dass Spitzenkabarettist/innen ihre eigene Sprache und Form entwickeln, gehört zum Showgeschäft dazu,
dass sie gleich ein eigenes Genre erfinden, bleibt eher die Ausnahme. Das Musik-Duo Pigor & Eichhorn – also
Thomas Pigor und Benedikt Eichhorn – sind eine Ausnahmeerscheinung in der Kabarettlandschaft und ihr eigenes Medium
ist der „Salon-HipHop“. Dahinter verbirgt sich ein deutsches „Chanson à texte“, das die elegante, kantige
oder nach Bedarf brachiale Wortsatire zu immer neuen Höhen führt. Ihre Satire ist stets aktuell und meidet
weder gesellschaftliche noch politische, weder profane noch vermeintlich sakrale Themen, die aber in einer Weise
durchdekliniert werden, wie es nur Pigor & Eichhorn in Punkto Inhalt, Durchdringung, Vertiefung, Überraschung,
Drehung und Wortwitz gelingt. Musikalisch zwängen sich Pigor & Eichhorn für ihre Kunst nie ins „kleine
Schwarze“, sondern wählen eine spannende Kombination aus quietschbunten Hemden, Chapeau Claque und Cowboyboots.
Dementsprechend finden sich Pop, Jazz, Schlager und Mitsing-Hymne im Repertoire, genauso wie Bänkelsang und
Ernst-Busch-Gedächtnis-Lied, wenn Thomas Pigor dem Publikum seine stakkatoartigen, höchst kunstvollen
Textungetüme um die Ohren haut und Benedikt Eichhorn auf, am und unter dem Klavier begleitet. Dazwischen beharken
sich beide auf derart schräge und atemlos intelligente Weise, dass das Zwerchfell kaum hinterherkommt. Da
Pigor & Eichhorn dieses außergewöhnliche Niveau seit über 20 Jahren nicht nur halten, sondern
stets zu neuer Blüte bringen, sind sie die deutschen Preisträger des „Salzburger Stieres 2018“.
Für die Schweiz geht der „Salzburger Stier 2018“ an den Satiriker und Poetry Slammer Christoph Simon, geboren
1972 im schweizerischen Langnau im Emmental. Bevor ihn das Schreiben und Reisen in Besitz nahm, besuchte er in
Bern die Swiss Jazz School. Seither steckt die Welt in seinen Figuren und die Musik in seinen Sätzen. Christoph
Simon wurde 2014 und 2015 gleich zweimal in Folge Schweizer Meister im Poetry Slam. Seit 2015 entdeckt er die Bühne
auch als erzählender Satiriker und Kabarettist. Er gewann 2015 die „Sprungfeder“ der Oltner Kabarett-Tage,
ab 2018 tourt er mit seinem dritten Solo-Programm „Der Richtige für fast alles“ durch die Schweiz und durch
Deutschland. Simons Bühnentexte tauchen tief ein in den Alltag von Studenten-WGs, in beispielhafte Eheszenen
und allzu menschliche Freundeskreise. Mittlerweile ein Markenzeichen geworden ist auch Simons leise Zurückhaltung
auf der Bühne, zumal Selbstentlarvungen und Sticheleien gegen Konventionen dadurch umso kräftiger nachwirken.
Wie erstklassig das Schreibhandwerk dieses Gesellschaftskenners ist, erfährt man nicht zuletzt bei der Lektüre
seiner mittlerweile fünf Romane, seiner Kinderbücher und Gedichte.
Der „Salzburger Stier“ ist mit jeweils 6000 Euro dotiert und wird seit 1982 jedes Jahr an Kabarettistinnen und
Kabarettisten aus Österreich, Deutschland und der Schweiz verliehen – 2018 bereits zum 37. Mal. Er ist nicht
nur einer der begehrtesten Kabarettpreise, sondern auch die größte Radio-Koproduktion im Bereich Unterhaltung.
Nicht weniger als elf Radiostationen arbeiten für den „Salzburger Stier“ eng zusammen: ORF, SRF, sieben ARD-Sender,
Deutschlandfunk sowie die RAI Südtirol.
Zum Auftakt des „Salzburger Stier 2018“ präsentiert die deutsche Kabarettistin Simone Solga am 4. Mai im Steintorvarieté
in Halle an der Saale ihr neues Programm „Das gibt Ärger“. Die Preisverleihung findet am Samstag, den 5. Mai
2018 statt. An diesem Abend unterhalten die „Stier“-Preisträger mit Auszügen aus ihren aktuellen Programmen.
Ö1 überträgt am 4. Mai live in „Kabarett direkt“ ab 20.00 Uhr. Beide Abende sind via Video-Live-Stream
auf http://www.salzburgerstier.org zu sehen. Ausführliche
Porträts der Ausgezeichneten sind im Ö1-Kleinkunstmagazin „Contra“ (sonntags, 19.05 Uhr) zu hören:
die Science Busters am 13. Mai, Pigor & Eichhorn am 20. Mai und Christoph Simon am 27. Mai.
|