Bedeutung für Geschichte, Identität und freie Meinungsäußerung – LH Kaiser
sprach bei Feiern in Annabichl und im Klagenfurter Landhaushof – LT-Präsident Rohr : Brücken aus Vergangenheit
über die Gegenwart in einer erfolgreiche Zukunft weiterbauen
Annabichl/Klagenfurt (LPD). Ein im Gedenken und mit Dankbarkeit gerichteter Blick in die Vergangenheit, ein auch
kritischer bzw. mahnender Blick auf das Europa und die Welt der Gegenwart, ein positiver Blick auf die Entwicklung
in Kärnten und das Zusammenwachsen mit den Nachbarn, ein optimistischer Blick in die Zukunft. Am 10. Oktober,
dem Kärntner Landesfeiertag, hielt Landeshauptmann Peter Kaiser jeweils eine Rede beim Ehrenmal auf dem Soldatenfriedhof
Annabichl und danach bei der großen Landesfeier unter dem Motto „Kärnten – Heimat verbindet / Koroška
– Domovina povezuje“ im Klagenfurter Landhaushof.
Der 10. Oktober stehe für Geschichte, Tradition, Identität, Hoffnung, habe aber auch Bedeutung für
die freie Meinungsäußerung, betonte der Landeshauptmann und gedachte derer, „die alles für die
junge Republik gegeben haben, allzu viele auch ihr Leben“. Mit der Volksabstimmung sei eine demokratische Entscheidung
für Österreich und gegen einen SHS-Staat gefallen. Nicht wenige hätten entgegen ihrer Muttersprache
gestimmt. „Viele andere jedoch hatten und haben nicht die Wahl“, meinte der Landeshauptmann und verwies darauf,
dass es auch heute noch nicht überall selbstverständlich sei, frei wählen zu können. Er sagte,
dass der 10. Oktober auch in Nordkorea ein Feiertag sei. „Seien wir uns immer bewusst, welches hohe Gut Demokratie
und freie Meinungsäußerung sind.“ Kaiser appellierte daher auch dafür, dem Wahlrecht nachzukommen.
Demokratie müsse immer neu erkämpft und errungen werden.
Der Landeshauptmann hob die wechselvolle Geschichte Kärntens und Österreichs hervor. Heute sei unsere
Republik ein „Herzeigeland“. Er ging auch auf die positiven Beziehungen zu unseren Nachbarländern ein. Slowenien
sei seit 26 Jahren Republik und seit 13 Jahren Mitglied der Europäischen Union. Europa stehe für Vertrauen,
Miteinander und positive Auswirkungen durch das Mehrheitsprinzip. Trotzdem verhehlte Kaiser nicht die Krise Europas.
Die aktuellen Herausforderungen könne nur ein geschlossener Kontinent bewältigen. Der Landeshauptmann
sprach hier vor allem die Fluchtbewegungen und Migrationsströme an. Hier müsse es eine gemeinsame Lösung
geben. „Wir müssen dort helfen, wo die Heimat dieser Menschen ist. Diese Möglichkeit ist alternativlos“,
machte er bei der Rede in Annabichl klar. „Das sind wir uns, den nachfolgenden Generationen und den Menschen von
1920 schuldig.“
Der Landeshauptmann sprach auch die slowenische Volksgruppe an, die nun erstmals in der Landesverfassung erwähnt
werde. Er dankte seinem Vorgänger Gerhard Dörfler, der unterstützt von der Bundesregierung eine
friedliche, konsensuale Lösung der Ortstafelfrage erzielt und damit den Weg für ein besseres gemeinsames
Verständnis geöffnet habe. In Richtung Slowenien forderte er Verbesserungen in Bezug auf die Anerkennung
der deutschsprachigen Volksgruppe: „Wir sind hier mit großem Beispiel vorangegangen.“ Mit Slowenien und Italien
soll gemäß dem Motto „Ohne Grenzen“, „Senza confini“, „Brez meja“ das Gemeinsame gefördert werden:
„Entwickeln wir uns gemeinsam, nehmen wir anderes mit auf – ohne unsere eigene Identität zu gefährden.“
Kaiser meinte frei nach dem Hit von Wolfgang Ambros: „Langsam wachs ma zamm - Pocasi postajamo eno“.
Kaiser sieht Kärnten auf einem guten Weg. Er erinnerte an die Bewältigung der Hypo/Heta-Causa vor einem
Jahr, symbolhaft ebenfalls am 10. Oktober. Es brauche jedoch Kontinuität und Stabilität. Und es sei auch
Aufgabe jedes und jeder Einzelnen, Kärnten positiv weiterzuentwickeln. Im Sinne von Investitionen, Innovationen
und Internationalität seien noch Weichenstellungen zu setzen. Der Landeshauptmann will, dass Kärnten
vom Pannenstreifen auf die Fahrbahn und auf die Überholspur wechselt. Kärnten sei Industrieland, technikaffin,
Kultur- und Tourismusland, Sportland, Natur- und Lebensland, weltoffen und bildungsorientiert – Zukunftsland. „Blicken
wir mit Respekt und Verständnis für die Vergangenheit in eine gemeinsam gestaltende Zukunft“, appellierte
Kaiser.
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Es sprachen auch Landtagspräsident Reinhart Rohr und Klagenfurts Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz.
Beide Redner hoben den Landesfeiertag als Tag mit besonderer Bedeutung für Kärnten hervor, bei der die
Brücke aus der Vergangenheit über die Gegenwart in die erfolgreiche Zukunft weitergebaut werde.
Der Landtagspräsident erinnerte daran, dass vor 97 Jahren bei der Kärntner Volksabstimmung eine für
die Einheit des Landes wichtige Entscheidung mit einem klaren demokratischen Ergebnis gefallen sei. „Über
59 Prozent sprachen sich für den Verbleib von Südkärnten bei Kärnten und der damaligen jungen
Republik aus“, blickte er zurück.
Wenn man mit Kindern und Enkelkindern über diese für Kärnten so wichtigen Geschehnisse rede, dann
sei das Geschehene in der Gegenwart nach über 70 Jahren Frieden sehr, sehr weit weg vom selbst Erfahrenen
und selbst erlebten Geschehen. „Umso wichtiger ist es, dass dieses für Kärnten so historisch bedeutende
Ereignis, die Kärntner Volksabstimmung, in unserer Erinnerung wach zu halten“.
Rohr strich auch hervor, dass man die vielen Chancen, die großen Aufgaben, die Kärnten aktuell fordern,
künftig selbstbewusst und selbstbestimmt positiv erledigen werde. „Dort, wo es gilt Grenzen zu überwinden,
wird es notwendig sein, das Gemeinsame zu suchen zu fördern und solidarische Lösungen zu entwickeln“,
stellte der Landtagspräsident fest.
„Am 10. Oktober 1920 wurde per Volksabstimmung eine Grenze gezogen. Geografisch habe diese überdauert. In
unseren Köpfen aber sind Grenzen nach und nach verschwunden“, betonte Klagenfurts Bürgermeisterin Maria
Luise Mathiaschitz. Sie hob dabei den Fall des Eisernen Vorhanges (1989) und den Beitritt Slowenien in die EU (2004)
hervor.
Die Stadtchefin erinnerte daran, dass die Landeshauptstadt im kommenden Jahr ihren fünfhundertsten Geburtstag
feiern werde. „Die ersten Stunden Klagenfurts sind jenen nach der Volksabstimmung nicht unähnlich. Denn so
wie Kärnten damals an den verheerenden Wunden des Ersten Weltkrieges litt, war Klagenfurt vor 500 Jahren am
Boden und abgebrannt. Die Menschen mussten zusammenarbeiten, um wieder etwas aus der Stadt zu machen“, sagte Mathiaschitz.
Gleichzeitig lud sie alle ein, dass Jubiläum gemeinsam zu feiern. „Unter dem Titel ‚Klagenfurt macht Geschichte‘
wird ein Bogen über das ganze Jahr und sämtliche Bereiche wie Bildung, Kultur, Wirtschaft und Sport gespannt“,
erklärte sie. Dabei soll nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft geschaut werden. Unter
anderem mit einer Tagung zur technologischen Weiterentwicklung der Stadt. „Der Übergang vom Gedenken zum Vordenken
verbindet also die Jubiläumsfeier Klagenfurts mit der heutigen 10.Oktober-Feier“, so Mathiaschitz.
Gedanken zum Motto der Gedenkfeier, es lautete - „192017- Kärnten - Heimat verbindet- Koroska-Domovina povezuje“
- brachten Schüler der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe des Kärntner Caritasverbandes
(Valentin Salvenmoser, Patricia Gruber, Katja Osojnik) gemeinsam mit Senioren des Hauses Martha (Johanna Fritz,
Hedwig Storfa, Hermine Pirker, Anna Strieder). Einen Gedichtemix zur Heimat hörte man von Tobias, Maximillian
und Nora von der Volksschule Maria Saal.
Für die musikalische und tänzerische Umrahmung sorgte ein 80 köpfiger, gemeinsamer Männerchor
verschiedener Chöre aus Kärnten (MGV Petzen Loibach, MoPZ Voltej Hartmann, MoPZ Vinko Poljanec, MGV Tangern,
Postchor Klagenfurt, MGV Annabichl und einzelne Abordnungen von Kärntner Männerchören) unter der
Leitung von Horst Moser, die Ebenthaler Junioren, ,die Kindervolkstanzgruppe Klagenfurt und die Volkstanzgruppe
Lindwurm und die Militärmusik Kärnten unter Leitung von Militärkapellmeister Oberstleutnant Dietmar
Pranter.
Bei der Feier in Annabichl bzw. im Landhaushof konnten Landeshauptmann Peter Kaiser bzw. Moderatorin Ute Pichler
neben den Organisationen des öffentlichen Lebens, Einsatzorganisationen, Traditions- und Heimatverbänden
sowie Slowenen-Organisationen zahlreiche Gäste begrüßen. Darunter: die beiden Landeshauptmannstellvertreterinnen
Beate Prettner und Gaby Schaunig, die Landesräte Gernot Darmann, Christian Benger, Rolf Holub und Gerhard
Köfer, die drei Landtagspräsidenten, Diözesanbischof Alois Schwarz und Superintendent Manfred Sauer.
Ebenfalls im Landhaushof dabei: Abgeordnete des Kärntner Landtages, Behördenleiter wie Landesamtsdirektor
Dieter Platzer und sein Stellv. Markus Matschek, Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweis, Landesmilitärkommandant
Walter Gitschthaler, Sloweniens Generalkonsul in Klagenfurt Milan Predan.
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