Die Schweiz und Liechtenstein haben am 20. Okotber mit "Constructive Alps 2017" den
Architekturpreis für nachhaltiges Sanieren und Bauen in den Alpen verliehen.
St. Martin/Radenthein/Brand/Genf (are) - 2017 führten die Schweiz und Liechtenstein den Wettbewerb
"Constructive Alps" zum vierten Mal durch. Ausgezeichnet werden Gebäude in den Alpen, die sowohl
aus ästhetischer als auch aus nachhaltiger Sicht überzeugen. Von 261 Eingaben erhielten elf Sanierungen
und Neubauten einen Preis oder eine Auszeichnung zugesprochen. Die Architektinnen und Architekten der prämierten
Gebäude gingen insbesondere sorgsam mit dem Boden und dem baulichen Erbe um. "Constructive Alps zeigt,
wie im sensiblen Raum der Alpen gleichzeitig rücksichtsvoll und innovativ gebaut werden kann", sagte
Jurypräsident Köbi Gantenbein anlässlich der heutigen Preisverleihung im Alpinen Museum in Bern.
"Die Jury hat viele Gebäude prämiert, die den Neuanfang des Bauens auch als Neuanfang der Gemeinschaft
begreifen." Die Preissumme von 50 000 Euro teilen sich eine Volksschule in Vorarlberg, eine Käserei und
ein Supermarkt in Österreich sowie ein Gemeindezentrum in Italien. Sieben weitere Gebäude, darunter vier
Schweizer Projekte, erhielten als besondere Wertschätzung der Jury eine Anerkennung.
Erster Preis: Schule als Musterschülerin punkto Nachhaltigkeit
Im Schulgebäude von Brand sind eine Volksschule, ein Kindergarten mit Kinderkrippe, ein Musik- sowie ein
Mehrzweckraum untergebracht. Die Strickbaufassade des schlichten Baukörpers kombiniert massive Dielen und
luftige Fenster. Die Schräge des Pultdachs verweist auf die traditionellen Nachbarhäuser. Die Innenräume
zeigen die Vorarlberger Holzbaukunst in ihrer ganzen Pracht: sägeroher Parkettboden und Massivholzeinbauten,
selbst die Lüftungsschächte sind aus Holz. Die Schule erhielt rekordhohe 976 von 1000 möglichen
Punkten im Vorarlberger Kommunalausweis, der die Nachhaltigkeit bewertet. Das Gebäude beweist, dass umfassende
Nachhaltigkeit am Bau möglich und bezahlbar ist.
Zweite Preise:
Der Stolz des Machens
Die Schaukäserei Kaslab’n in Ranenthein (Kärnten) ist das Ergebnisgenossenschaftlichen Kraftakts
und einer beispielhaften Partnerschaft von Bauherren und Architekten. Das Holz für Fassade und Boden wurde
von den Bauern selbst gestellt, die Architekten wiederum beteiligten sich selbst beim Entwurf für die hölzerne
Butterdose. Zum Schluss hatte man gemeinsam ein Haus errichtet, bei dem es nicht nur um den Bio-Käse geht
sondern um den Wert der eigenen Arbeit und um eine Verortung der Bergbauern im Stadtzentrum.
Ein Ort für den Ort
Der kleine Mpreis-Supermarkt in St. Martin am Tennengebirge bei Salzburg sitzt als präzises Passstück
in der Dorfstruktur, strahlt Ruhe aus und liefert einen sozialen Mehrwert. Das leicht von der Strasse zurückgesetzte
flache Gebäude im Ortszentrum kann man auf den ersten Blick leicht übersehen: eine umlaufende Wand aus
gestocktem Beton, in den leicht ansteigenden grasigen Hang geschoben. Zur Strasse hin dominiert eine rhythmisierte
Holzkonstruktion, darüber liegt ein begrüntes Dach. Im Fall von Orten wie St. Martin, die fast zu klein
sind für einen rentablen Supermarkt übernimmt der Markt, der auch eine Bäckerei und ein Café
umfasst, eine soziale Funktion als Treffpunkt.
Dritter Preis: Zwischen Dorf und Natur
Die 300 Einwohnerinnen und Einwohner von Caltron im Trentino erhielten 2014 ein Gemeinschaftszentrum. Die "Casa
Sociale" interpretiert das traditionelle Bauen neu und bildet einen Abschluss zur offenen Landschaft. Ob Tischfussball
im Laubengang oder Lichterkette entlang der Fassade, die vom letzten Fest erzählt, das hier gefeiert wurde:
Die Einwohner von Caltron haben die "Casa Sociale" in Besitz genommen. Umgeben von ruhigen Lärchenholzwänden
gleitet der Blick zur Fensterfront und zur Aussicht ins Val di Non mit seinen Apfelplantagen, der wichtigsten Einkommensquelle
des Tals.
Anerkennungen
Cabane Rambert (VS)/CH
Egger Stammhaus/A
Bundesstrafgericht Bellinzona (TI)/CH
Maison du Lac d’Aiguebelette/F
Propstei St. Gerold/A
Raiffeisen Arena Crap Gries (GR)/CH
Alp Glivers (GR)/CH
Die ausgezeichneten Projekte und weitere 19 Projekte, die für die zweite Runde des Preises "Constructive
Alps" nominiert wurden, werden vom 21.10.2017 bis 25.2.2018 im Alpinen Museum der Schweiz in Bern gezeigt.
Alle nominierten Projekte werden in einer Sondernummer der Architekturzeitschrift "Hochparterre" vorgestellt.
"Constructive Alps"
Die Schweiz und Liechtenstein vergeben gemeinsam den "Internationalen Preis für nachhaltiges Sanieren
und Bauen in den Alpen, Constructive Alps". Die Universität Liechtenstein unterstützt die Jury bei
der Prüfung der Objekte. Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA begleitet "Constructive Alps"
fachlich und organisatorisch.
Alpenkonvention und Klimaaktionsplan
"Constructive Alps 2017" ist ein Beitrag der Schweiz und Liechtensteins zur Umsetzung der Alpenkonvention
und des Klimaaktionsplans. Die Alpenkonvention ist weltweit das erste völkerrechtlich verbindliche Übereinkommen
für die nachhaltige Entwicklung einer Bergregion. Die acht Alpenstaaten und die Europäische Union haben
einen Klimaaktionsplan verabschiedet, wonach die Alpen Modellregion für eine Abschwächung des Klimawandels
und die Anpassung daran werden sollen.
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