Ambulantes kinder- und jugendpsychiatrisches und -therapeutisches Angebot des Psychosozialen
Dienstes (PSD) feiert zehnjähriges Bestehen
Eisenstadt (blms) - 10 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie (KJPP) feierte der Psychosoziale
Dienst (PSD) im Burgenland im Rahmen einer Festveranstaltung am 20. Oktober im Kultur- und Kongresszentrum Eisenstadt
im Beisein von Landeshauptmann Hans Niessl, Gesundheitslandesrat Mag. Norbert Darabos, PSD-Geschäftsführer
Ing. Mag. Karl Helm, MAS, den ärztlichen LeiterInnen, VertreterInnen der KRAGES, der BGKK, aus dem Gesundheitsbereich
und zahlreichen Festgästen. In den zwei Zentren Eisenstadt und Oberwart bietet der PSD mit einem multiprofessionellen
Team ein ambulantes Betreuungsangebot für Kinder und Jugendliche, die in seelische Not geraten sind. Das Betreuungsmodell
habe sich als sehr erfolgreich erwiesen, die Zahl der PatientInnen und Interventionen ist seit den Anfangsjahren
kontinuierlich angestiegen.
Störungen im Kindes- und Jugendalter rechtzeitig abfangen
„Durch die Schaffung der Ambulatorien für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Eisenstadt und in Oberwart
konnte ein eng vernetztes, ganzheitliches Betreuungskonzept etabliert werden. Im Sinne des internationalen Trends
zur Erweiterung wohnortnaher, niederschwelliger ambulanter Versorgungsstrukturen hat das Burgenland die Zeichen
der Zeit erkannt und gerade diesem Bereich ein besonderes Augenmerk geschenkt. Dadurch ist es gelungen, eine Vielzahl
schwerer psychiatrischer Störungen im Kindes- und Jugendalter rechtzeitig abzufangen und die Aufnahmezahlen
so gering wie möglich zu halten. Ich gratuliere herzlich zu zehn erfolgreichen Jahren und danke für die
großartigen Leistungen“, betonte Niessl.
Zusammenarbeit sichert präventiven Zugang zu risikobelasteten Familien
„Menschen mit psychischen Erkrankungen genauso zu betreuen und zu versorgen wie Menschen mit körperlichen
Erkrankungen ist ein wichtiges Ziel nicht nur der burgenländischen, sondern auch der gesamtösterreichischen
Gesundheitspolitik. Es ist uns in den letzten Jahren gelungen, ein modernes ambulantes, sozialpsychiatrisches Angebot
flächendeckend abzusichern. Die enge Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe, dem Schulsystem, den ‚Frühen
Hilfen‘ und allen fachspezifischen Beratungsstellen sichert den präventiven Zugang zu risikobelasteten Familien
und ihren Problemen“, so Darabos. Nicht zuletzt auch im Sinne der Gewaltprävention und den Fragen des Kinderschutzes
sei der familienorientierte Aspekt dabei ein unverzichtbares Element. „Ich darf für die ausgezeichnete Arbeit
einen großen Dank aussprechen und wünsche alles Gute für die Zukunft“.
8.000 bis 10.000 psychisch kranke Kinder im Burgenland
Jeder vierte Österreicher leidet im Verlauf seines Lebens zumindest einmal vorübergehend an einer
psychischen Erkrankung. Betroffen sind immer mehr Kinder und Jugendliche. Nach den Ergebnissen der ersten österreichweiten
repräsentativen Erhebung der Medizinischen Universität Wien zum Thema „Psychische Erkrankungen von Kindern
und Jugendlichen“ ist mit ca. 8.000 bis 10.000 psychisch kranken Kindern im Burgenland zu rechnen. Frühes
Erkennen der Erkrankung kann ihre Lebenssituation entscheidend verbessern. „Kinder- und Jugendpsychiatrie beginnt
schon mit der Geburt“, sagt Prof. Dr. Brigitte Hackenberg, Landeskoordinatorin KJPP Burgenland.
Grundsatz „Ambulant vor stationär“
Seit 2007 betreibt der Psychosoziale Dienst (PSD) ein Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Eisenstadt,
2013 wurde das Angebot um einen Standort in Oberwart erweitert. Von Beginn an war das Konzept von Univ. Prof. Dr.
Karl Dantendorfer als Psychiatriekoordinator des Landes Burgenland, möglichst ambulant vor stationär
und multiprofessionell zu arbeiten – ein Weg, der sich für das Burgenland aufgrund seiner geographischen Struktur
als optimal erwiesen habe, und den seit 2014 Prof. Dr. Brigitte Hackenberg als Kinder- und Jugendpsychiatriekoordinatorin
fortsetzt.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig
Die Zentren bieten ein ambulantes Betreuungsangebot für Kinder und Jugendliche, die in seelische Not geraten
sind. Die Leistungen umfassen multiprofessionelle Abklärung, fachärztliche Diagnostik, Beratung und Betreuung,
psychologische Diagnostik und Beratung sowie Krisenintervention. Darüber hinaus bietet das heilpädagogische
Zentrum Rust 12 stationäre Diagnostik- und „subakute“ Behandlungsplätze für Jugendliche bis zum
15. Lebensjahr. Eine wichtige Rolle spielen die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die Vernetzung mit allen
involvierten Institutionen und Berufsgruppen wie z.B. Schule, Kindergarten, Jugendamt, Schulpsychologie, Kinderdörfer,
externe Behandlungs- und Therapieeinrichtungen. Das Angebot ist kostenlos, die Zentren stehen auch Eltern, Schulen
und Behörden für Beratung, Information und Aufklärung über Krankheiten oder alterstypische
Entwicklungsphasen zur Seite.
Verdreifachung der Fälle seit 2007
Im Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Eisenstadt gab es im Jahr 2016 840 PatientInnen und 4.854
Interventionen, Oberwart verzeichnete 588 PatientInnen und 2.829 Interventionen. Zuweisungen kommen von Fachärzten,
niedergelassenen Ärzten, Jugendämtern, PsychotherapeutInnen, Schulen und Beratungseinrichtungen sowie
über direkten Kontakt. In Eisenstadt hat sich die Inanspruchnahme der Leistungen seit den Anfangsjahren beinahe
verdreifacht, stark gestiegen ist sie auch in Oberwart.
Entwicklungsplan: Vollversorgung als Ziel
„Die Entwicklung der KJPP hat in ihren ersten 10 Lebensjahren einen sehr guten Weg eingeschlagen, zur Vollversorgung
steht aber noch der Schritt ins ‚Erwachsenenleben‘ an“, verweist Dr. Brigitte Hackenberg, Landeskoordinatorin KJPP
Burgenland, auf künftigen Bedarf. Die weiteren Schritte seien nun der Ausbau der ambulanten Versorgung, „Tagesklinische
Behandlungsplätze“, „Subakute stationäre Versorgung der Jugendlichen älter 15 Jahre“, Verbesserung
der Nahtstellen zu Jugendhilfe und (Aus-)bildungssystem sowie Etablierung von „Home-Treatment“.
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