Wie gelingt „Ein gutes Leben für die Zukunft – in Stadt und Land“ – darüber diskutierten
100 TeilnehmerInnen am beim 5. Stadtregionstag in Lienz/Osttirol
Lienz/Wien (städtebund) - Stadtregionen sind und bleiben die Dynamos der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Entwicklung und sind ein wichtiger Schlüssel zur Verhinderung von Abwanderung aus der Peripherie. Zwei Drittel
der ÖsterreicherInnen leben in Städten oder im städtischen Umland. Die Ballungsräume Wien,
Graz, Linz oder Innsbruck, aber auch Kleinstädte wie Lienz oder Wels erbringen als Stadtregionen Leistungen,
die auch benachbarten Regionen zugutekommen, und sind Treiber der Wettbewerbsfähigkeit - national ebenso wie
international.
Welche Rolle spielen Stadtregionen für ihr Umland? Welche Faktoren sind entscheidend für die Entwicklung
der Region? Welche Faktoren sind geeignet, Menschen in peripheren Regionen zu halten und damit die Region als Lebensraum
attraktiv zu machen?
Stark wachsende Stadtregionen
Die meisten Stadtregionen zeichnen sich durch Wachstum aus und haben daher einen erhöhten Steuerungsbedarf
bei der Gemeindegrenzen überschreitenden Entwicklung. Nicht nur in der Metropolregion Wien verzeichnen auch
die Umlandgemeinden hohe Bevölkerungszuwächse. Damit einher geht ein steigender Mobilitätsbedarf
der PendlerInnen, diese werden zur sogenannten „Tagesbevölkerung“ in den Kernstädten und zusätzliche
NutzerInnen der urbanen Infrastrukturen – bis sie am Ende des Tages wieder in ihre Heimatgemeinde im Einzugsbereich
der Städte zurückkehren.
Um für diese Anforderungen ein österreichweites Bewusstsein zu schaffen und mit dem Ziel, eine österreichische
Stadtregionspolitik zu etablieren, wurde 2012 die „Kooperationsplattform Stadtregion“ ins Leben gerufen. Den strategischen
Handlungsrahmen lieferte das Österreichische Raumentwicklungskonzept 2011 – für die Umsetzung sind die
Mitglieder der Österreichischen Raumordnungskonferenz in ihren Wirkungsbereichen zuständig. Hier war
der Österreichische Städtebund von Beginn an federführender Partner und setzt sich auch nach Ende
der offiziellen Partnerschaft aktiv dafür ein, dass die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse - österreichweit
abgestimmte Empfehlungen und ein Fahrplan für die weitere Umsetzung -nicht abgelegt, sondern weiter behandelt
und stärker berücksichtigt werden.
Stadtregionstage als Vernetzungstreffen weit 2013
Ein wesentliches Element ist dabei der 2013 erstmals veranstaltete Stadtregionstag, der die Stadtregionsakteure
aus ganz Österreich zum alljährlichen Austausch und Voneinander Lernen zusammenbringt. Nach Graz, Salzburg,
Wien und Bregenz/Rheintal tagt man dieses Jahr in Lienz/Osttirol, um vom Gewinner des 2017erstmals verliehenen
Gemeindekooperationspreises, dem „Zukunftsraum Lienzer Talboden“, mehr über dessen Zusammenarbeit und die
Erfolgsprojekte zu erfahren. Unter anderem wurde in ein gemeinsames, kommunales Glasfasernetz investiert, um möglichst
viele Betriebe und Haushalte mit „ultraschnellem Internet“ zu versorgen. So wird im gesamten Verbund die Chancengleichheit
im Standortfaktor der digitalen Erreichbarkeit gewährleistet. Auch die diesjährigen Schwerpunktthemen
Wirtschaft (Innenstadtbelebung ebenso wie regionale Standortpolitik), Digitalisierung (Breitband sowie Bildungseinrichtung),
(grenzüberschreitende) Kooperationsformen und EU-Förderungen orientieren sich an den Lienzer Erfolgen.
Das alles auch vor dem Hintergrund der am Vortag abgehaltenen Veranstaltung, die sich mit Abwanderungsregionen
beschäftigt. In einem abendlichen Vernetzungstreffen brachten die Abwanderungsräumen ebenso wie die Stadtregionen
ihre jeweiligen Positionen und Strategien für ein „Gutes Leben für die Zukunft“ vor.
„Stadtumlandkooperationen sind Impulsräume für die ganze Region“, betont die Lienzer Bürgermeisterin
Elisabeth Blanik. „Dadurch werden innovative Reize gesetzt, Infrastrukturen bereitgestellt und Arbeitsplätze
geschaffen, wodurch wir wettbewerbsfähiger werden.“
„Wir brauchen eine gemeinsame Strategie und einen gemeinsamen Wirtschaftsraum“, “, sagt Oskar Januschke, Stadtmarketing-Chef
der Stadt Lienz. „We have to compete and to cooperate at the same time. Das heißt, wir stehen im Wettbewerb
und werden intensiv kooperieren müssen, um in diesem Wettbewerb zu bestehen“.
Generalsekretär Thomas Weninger, Österreichischer Städtebund: „Die „zweite Urbanisierung“ ist noch
lange nicht vorüber – Städte und ihr Umland werden in ganz Österreich weiter wachsen. Um die Lebensqualität
in diesen Räumen aufrecht zu erhalten, müssen sich tragfähige Governancestrukturen etablieren. Wir
dürfen nicht länger Stadt und Land gegeneinander ausspielen – schon gar nicht durch einen „Masterplan
Ländlicher Raum“, so Weninger.
Und weiter: „Wir müssen in funktionalen Räumen denken, planen und entwickeln sowie die regionalen Versorgungszentren
stärken, um für die Bevölkerung in allen österreichischen Regionen die bestmögliche Daseinsvorsorge
und Lebensqualität in zumutbarer Erreichbarkeit sicherzustellen. Beim stadtregionalen öffentlichen Verkehr
sind dank des Einsatzes des Städtebundes bereits wichtige Weiterentwicklungen auf nationaler Ebene angestoßen
worden. In Lienz lernen wir insbesondere, wie man stadtregionale Kooperation sogar über Staatsgrenzen hinaus
„leben“ kann. Die Themen werden uns nicht ausgehen – die Lösungen mit Sicherheit ebenfalls nicht.“
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