Karl Markovics und Verena Altenberger erzählen das Wunder von Wörgl – Dreharbeiten
zu ORF/BR-ARTE-Drama von Urs Egger
Paris/München/Wien (orf) - Das Wunder von Wörgl: Mit viel Mut und Engagement gelingt es Michael
Unterguggenberger, dem Bürgermeister von Wörgl, mitten in der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre die
Tiroler Gemeinde mit dem sogenannten Schwundgeld zu Vollbeschäftigung und Wohlstand zu führen. Doch für
manche wird er genau damit zur großen Bedrohung. Als „Der Geldmacher“ steht Karl Markovics seit Dienstag
Ende September vor der Kamera und erzählt im gleichnamigen historischen ORF/BR/ARTE-Drama die packende und
wahre Geschichte. An seiner Seite spielen u. a. Verena Altenberger, die ab 20. Oktober, jeweils freitags, um 23.00
Uhr in ORF eins in der Serie „Magda macht das schon!“ zu sehen ist, Aaron Friesz, Lisa Marie Trojer, Gerhard Liebmann,
Harald Windisch und Andreas Lust (steht derzeit auch für „Schnell ermittelt“ vor der Kamera). Für Regie
zeichnet Urs Egger („Gotthard“) nach einem Drehbuch von Thomas Reider verantwortlich. Die die Dreharbeiten in Bayern,
Tirol, Südtirol, Wien und Niederösterreich dauern bis Ende Oktober. Zu sehen ist „Der Geldmacher“ voraussichtlich
2018 in ORF 2. Im Rahmen eines Setbesuchs am Mittwoch, dem 18. Oktober, in Inzing in Tirol sprachen der Regisseur
und die Hauptdarsteller über die aktuellen Dreharbeiten und die einzigartige Geschichte.
Karl Markovics: „Das würde mit gewissen Adaptionen auch heute funktionieren können.“
„Es kommt immer darauf an, was erzählt uns eine Geschichte heute – mir als Individuum, uns als Gesellschaft.
Wenn es etwas zu erzählen gibt, ist es zweitrangig für mich, ob das jetzt ein historischer Stoff ist
oder ein Gegenwärtiger“, sagt Karl Markovics und erklärt, warum genau diese Geschichte so spannend und
aktuell zugleich ist:
„Dass man die kapitalistische Marktwirtschaft als etwas Gegebenes hinnimmt, dass man das Zinssystem als etwas Gegebenes
hinnimmt, dass man die Börsenspekulationen, die perversen Derivatgeschäfte, die heute ganze Volkswirtschaften
in den Ruin treiben, als gegeben hinnimmt – weil es angeblich kein anderes Modell gibt, das die menschliche Zivilisation
widerspiegelt – stimmt nicht. Siehe dieses Alternativwirtschaftsmodell aus 1932, das von Michael Unterguggenberger
in die Tat umgesetzt wurde und bewiesenermaßen funktioniert hat. Das ist schon unglaublich spannend und das
würde mit gewissen Adaptionen auch heute funktionieren können.“
Urs Egger: „Mich hat an diesem Projekt vor allem die Figur Unterguggenberger interessiert.“
Über Michael Unterguggenberger sagt Markovics: „Der Bürgermeister hat sehr viel geschafft. Er hat es
geschafft, dass die Leute im Ort binnen kürzester Zeit wieder Arbeit haben, wieder einen Glauben an die Zukunft
haben, wieder investieren, dass Nachbargemeinden sich anschließen, der französische Premierminister
nach Wörgl kommt und dass die New York Times über dieses Wirtschaftsmodell berichtet. Ich weiß
nicht, wie viele Politiker der jüngeren Vergangenheit so eine Breitenwirkung vorweisen könnten.“ Genau
diese Figur war auch der ausschlaggebende Grund für Regisseur Urs Egger: „Mich hat an diesem Projekt vor allem
die Figur Unterguggenberger interessiert. Der sagt ‚Nein, es gibt immer eine Alternative, wir müssen es versuchen‘.
Das ist ein Bürger, dem richtig das Gemeinwohl am Herzen liegt und der was macht und versucht, und das finde
ich so toll an dem Stoff.“ Und weiter: „Es war nicht einfach, den Stoff unterzubringen. Es war ein langer Weg,
bis wir diesen Film drehen konnten, weil historische Filme halt auch immer teurer sind als gegenwärtige Filme.
Aber wir haben es geschafft, freuen uns und haben mit Karl Markovics, Verena Altenberger und Gerhard Liebmann eine
ganz wunderbare Besetzung.“
Verena Altenberger: „Das ist einfach eine tolle und starke Frauenrolle
Verena Altenberger über ihre Rolle: „Ich spiele die Frau vom Bürgermeister. Und ich hab das Drehbuch
gelesen und das ist einfach eine wahnsinnig starke Frau, die in den 1930er Jahren totale Powerfrauenarbeit geleistet
hat. An der Seite ihres Mannes war sie eine Unterstützung, aber auch eine Mitinitiatorin von dem ganzen Projekt
– und das ist einfach eine tolle und starke Frauenrolle.“ Über den Stoff sagt sie: „Jeder weiß, das
ist gerade eine wertvolle und tolle Geschichte, die wir da erzählen und jeder hat Lust, diese Geschichte zu
erzählen. Es sind so viele feine Kollegen da – ich bekomme an diesem Set sehr viel geschenkt – das ist toll.“
Und weiter über die Vorbereitung: „Ich hab mich natürlich vorbereitet und hab auch tirolerisch gelernt.
Das macht mir total Spaß und es ist so schön hier. Es ist toll, durch diese Orte zu gehen. Wir haben
sehr viel in Hall gedreht und zu sehen, wie dieser Ort sich verändert – man hat so ein bisserl das Gefühl,
der Zirkus ist in der Stadt und man ist Teil des Zirkus und es macht irrsinnig Spaß.“
Und auch Karl Markovics genießt den Dreh in Tirol – vor allem in den verdienten Drehpausen: „Ich war jede
freie Minute wandern und das hab ich unglaublich genossen und ich denke, dass ich deswegen auch beim Dreh um einiges
entspannter bin. Weil man kommt dann wieder gelöster und durchflutet von Bergluft und Sauerstoff und von Herbstlicht
zum Dreh.“
Mehr zum Inhalt
Der kränkliche Lokführer Michael Unterguggenberger (Karl Markovics) wird im Jahr 1932 per Los zum Bürgermeister
der Tiroler Gemeinde Wörgl bestimmt – auch weil sonst niemand das Amt übernehmen will. Wie so viele Gemeinden
steht Wörgl vor dem Bankrott. Die Politik weiß längst keinen Ausweg aus der Krise mehr. Sparen,
lautet das Rezept, das die Krise aber immer weiter vertieft. Arbeitslosigkeit greift um sich – und mit der Arbeitslosigkeit
auch der Faschismus. Mit Unterstützung seiner Frau Rosa (Verena Altenberger) beschließt Unterguggenberger
aber, die ihm zugedachte Rolle als Lückenbüßer abzulegen und etwas ganz Neues zu versuchen.
Der belesene und rhetorisch gewandte Unterguggenberger kennt die Werke des Ökonomen Silvio Gesell und beschließt,
in seiner Gemeinde das sogenannte Schwundgeld einzuführen, das an Wert verliert, wenn man es nicht ausgibt.
Mitten in der Weltwirtschaftskrise erklärt er den strengen Sparkurs der bankrotten Gemeinde für beendet,
will Brücken bauen, Straßen reparieren und die örtliche Zellulosefabrik wiedereröffnen. Und
zwar mit jenem Geld, das sich von den herkömmlichen Banknoten in zwei Merkmalen unterscheidet: Die Wörgler
drucken es selbst. Und damit es gültig bleibt, muss jeden Monat eine Wertmarke auf den Schein geklebt werden.
Nach starkem anfänglichem Gegenwind findet Unterguggenberger politische Unterstützung für sein riskantes
Vorhaben. Tatsächlich kehrt mit der Arbeit die Hoffnung nach Wörgl zurück, und mit der Hoffnung
kommt auch der Aufschwung. Doch das Experiment ruft schließlich auch mächtige und übermächtige
Gegner auf den Plan.
„Der Geldmacher“ ist eine Koproduktion von epo-film Wien, Film-Line München und FreibeuterFilm Wien mit dem
ORF, dem Bayerischen Rundfunk, ARTE, SRF Schweiz und Rai Bozen, gefördert von Fernsehfonds Austria, FFF Bayern,
Cine Tirol, dem Land Niederösterreich und Creative Europe Media.
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