Ausstellung widmet sich Erforschung visueller Kultur anhand zeitgenössischer Positionen
von Mladen Bizumic, Cäcilia Brown, Andreas Fogarasi, Sofie Thorsen, Kay Walkowiak und Anita Witek.
Wien (leopold museum) - Die Präsentation österreichischer Gegenwartskunst ist einer der Säulen
der Programmatik des Leopold Museum unter der Leitung von Direktor Hans-Peter Wipplinger. Am 19. Oktober eröffnete
mit Spuren der Zeit die neue Schau zeitgenössischer Kunst im Leopold Museum, die von 20. Oktober 2017 bis
26. Februar 2018 zu sehen ist.
Die Künstlerinnen und Künstler der von Stephanie Damianitsch kuratierten Ausstellung widmen sich der
Erforschung visueller Kultur. Ihre Werke sind von der Überzeugung getragen, dass visuelle Formen – seien es
Bilder, aber auch Architektur oder Alltagsgegenstände – von einer bestimmten Gesellschaft und Geschichte herausgearbeitet
werden und damit als deren Spiegel fungieren. Im Mittelpunkt der künstlerischen Überlegungen steht daher
die Frage wie sich kulturelle, o¨konomische aber auch politische Parameter in die Struktur und Gestaltung von
Bild, Form, Raum und Architektur einschreiben. Gleichzeitig wird von den präsentierten Künstlerinnen
und Künstlern aber auch die kulturelle Konstruktion von Wahrnehmung thematisiert.
„‚Das Sehen zeigen‘ ist, so W. J. T. Mitchell, die primäre Aufgabe jedes Studiums der visuellen Kultur. Visuelle
Kultur meint dabei einerseits, dass gegenwärtige Kulturen visuell sind, da sie sich in hohem Maß am
Sehsinn, an Sichtbarkeit und an Bildern orientieren. Andererseits, dass visuelle Formen wie Bilder, aber auch Architekturen
oder Alltagsgegenstände, als spezifische Medien der Sichtbarmachung immer schon kulturell geprägt sind.“,
so Hans-Peter Wipplinger zur Ausstellung.
Als dezidierte Analysen visueller Kultur werden die vorwiegend neu präsentierten Arbeiten im Rahmen der Ausstellung
als spezifische Form einer dokumentarischen Praxis erfahrbar, die nicht mehr der visuellen Bestandsaufnahme der
Wirklichkeit dient, sondern vielmehr der Erforschung der visuellen Welt.
„Die Auseinandersetzung mit den prinzipiellen Verflechtungs- und Bedingungsverhältnissen von Kultur und Visualität
steht im Zentrum der Arbeiten der in dieser Ausstellung präsentierten Künstlerinnen und Künstler.
Ihre Fragen kreisen um mediale Dispositive, um kulturelle Kontexte, um Bilder als Bestandteile von Wahrnehmungsprozessen
und um Visualität im Spannungsfeld historisch veränderbarer gesellschaftlicher und diskursiver Kontexte“,
so Kuratorin Stephanie Damianitsch über den Fokus der Ausstellung.
Anita Witeks Fotografien und Wandinstallationen verdanken sich dem Rückgriff auf massenmedial verbreitete
Bilder. Für ihre aktuelle Serie Artist and Muse verwendete sie Ausstellungsplakate des Leopold Museum, die
bekannte Werke Egon Schieles zeigen. Indem sie aus diesen Vorlagen die zentralen Bildinhalte entfernt und einzig
mit den abstrakten Hintergründen arbeitet, ist sie bestrebt, der unbewussten Einflussnahme der alltäglichen
Bildumgebung auf die Wahrnehmung nachzuspüren. Auch Mladen Bizumic reflektiert mit seinen Arbeiten auf das
Medium der Fotografie als visuelles Dokument und als kulturelle Praktik. Sein Interesse gilt insbesondere der Schwellensituation
im Wechsel vom analogen zum digitalen Bild. Er fragt mit seinen Werken danach, welche Faktoren den Verlauf der
Mediengeschichte bedingen und wie darüber spezifische Wahrnehmungsordnungen ausgebildet werden.
Dass die Frage nach der visuellen Kultur nicht auf das Medium des fotografischen Bildes beschränkt ist, wird
in den Werken von Andreas Fogarasi und Cäcilia Brown evident. Sie widmen sich mit ihrer Arbeit der Erforschung
des urbanen Raumes als eine Bühne der Sichtbarkeit. So geht Andreas Fogarasi der zunehmenden Bildwerdung des
Stadtraumes in der heutigen Mediengesellschaft nach und fragt danach welche politischen und ökonomischen Aspekte
diesen Prozess steuern. Cäcilia Brown thematisiert hingegen, wie die visuellen Strukturen des Stadtraumes
die gesellschaftliche Ordnung übersetzen, indem sie auf subtile Weise das menschliche Zusammenleben dirigieren.
Mit der Verknüpfung von Kultur, Gesellschaft, Politik und Visualität beschäftigt sich auch Sofie
Thorsen in ihrer Installation, in der sie sich anhand des Phänomens illegaler Ausgrabungen an archäologischen
Fundstätten in Nordirak mit der Präsenz und Absenz kultureller Objekte auseinandersetzt. Damit fragt
sie nicht zuletzt auch nach den gesellschaftlichen Grundbedingungen von Sichtbarkeit. Kay Walkowiak reflektiert
indes in seinen Videoarbeiten, Fotografien und Skulpturen Formensprachen aus dem Kanon der westlichen Kunst- und
Kulturgeschichte, die er in andere kulturelle Kontexte transferiert oder in diesen vorfindet. In seinen Werken
gelingt es ihm visuelle Formen als Projektionsflächen gesellschaftlicher Utopien und Ideologien offenzulegen.
„Alle in der Ausstellung präsentierten Künstlerinnen und Künstler verbindet, dass sie die Wirklichkeit
nicht mehr als ein natürliches Sosein begreifen. Im Mittelpunkt ihrer Arbeiten steht stets die Reflexion historischer
wie gegenwärtiger gesellschaftlicher Prozesse und Ideologien, die an sich unsichtbar sind, jedoch gleich ‚Gespenstern‘
visuelle Präsenz im Feld des Sichtbaren erlangen.“, so Stephanie Damianitsch
Zur Ausstellung ist im Verlag der Buchhandlung Walther König ein 176 Seiten umfassender Katalog in deutscher
und englischer Sprache mit Beiträgen von Arno Böhler, Stephanie Damianitsch und Hans-Peter Wipplinger
erschienen.
Preis: Euro 24,90
Kuratorenführungen zur Ausstellung finden an folgenden Donnerstagen statt:
9.11.2017, 11.1.2018, 15.2.2018, jeweils 18 Uhr
Diskussionsrunde: Am Samstag, 18.11.2017, diskutiert ab 13 Uhr Kuratorin Stephanie Damianitsch mit den Künstlerinnen
und Künstlern der Ausstellung. Eine Veranstaltung im Rahmen der Vienna Art Week.
Ausstellungseröffnung
Zur Eröffnung der Ausstellung kamen Leopold Museum-Vorstand Elisabeth Leopold, die Kaufmännische
Direktorin des Leopold Museum Gabriele Langer, die KünstlerInnen Julia Avramidis, Clemens Kaletsch, Andreas
Duscha, Heinrich Dunst, Lorenz Estermann, Thomas Gänszler, Benjamin Hirte, Michael Kienzer, Roland Kollnitz,
Suse Krawagna, Hubert Lobnig, Constantin Luser, Christian Kosmas Mayer, Maruša Sagadin, Peter Sandbichler, Florian
Schmidt, Gregor Schmoll, Misha Stroi und Walter Vopava, die GaleristInnen und GaleriemitarbeiterInnen Cornelis
van Almsick und Magdalena Zeller (Zeller van Almsick, Wien), Joanna Gemes (l’étrangère, London),
Andreas Huber (Galerie Crone, Wien), Helga und Peter Krobath (Krobath, Wien), Fiona Liewehr und Isabella Oswald
(Galerie Georg Kargl Fine Arts, Wien), Amer Abbas (Wiener Art Foundation), der stv. Direktor des mumok Rainer Fuchs,
Wien Museum Finanzdirektorin Christina Schwarz, die KuratorInnen Heike Eipeldauer, Silvia Eiblmayr, Verena Gamper,
Brigitte Huck, Elsy Lahner, Susanne Längle und Ruth Noack, Olga Okunev, stv. Leiterin der Sektion Kunst und
Kultur im BKA, die Sammler Diethard und Waltraud Leopold, Gertraud Bogner und Prof. Franz Wojda, die Architekten
Laurids Ortner und Heidulf Gerngroß, der Philosoph Arno Böhler und die Schauspielerin Susanne Valerie
Granzer, Parnass-Chefredakteurin Silvie Aigner, Spike Co-Herausgeberin Susanna Hoffmann-Ostenhof und Journalist
Prof. Georg Hoffmann-Ostenhof (Profil), die ORF-Redakteurinnen Maria Seifert und Judith Weißenböck,
Fotospezialist Felix Leutner, Restaurator Manfred Siems, Freunde des Leopold Museum-Vizepräsident Leopold
Birstinger, die Grafikerin Nele Steinborn u.v.a.
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