Linz (lk-ooe) - Die globale Getreideernte ist hoch - allerdings etwas geringer als die Rekordernte 2016. Sehr
gut ist die Getreideernte in Russland und der Ukraine. Diese beiden Länder werden heuer etwa 50 Millionen
Tonnen Weizen exportieren. Bei günstigen Bedingungen zeigt sich das hohe Produktionspotenzial dieser Länder.
Auf stabil hohem Niveau ist die globale Sojaernte. Trotz vieler Bemühungen kommt die Sojaproduktion in der
EU nicht so richtig in Schwung - Österreich ist hier eine Ausnahme. Oberösterreich festigt seine Position
im Sojaanbau, bei Mais liegen die Erträge in OÖ trockenheitsbedingt etwas unter den langjährigen
Erträgen. Große regionale Unterschiede gab es im Grünland. Der Obstbau litt zum Teil unter dem
Frost im Frühjahr, beim Gemüseanbau wird eine ausreichende und gleichmäßige Wasserversorgung
immer wichtiger.
Gute Sojabohnenerträge in OÖ
Nach der langen Hitze- und Trockenphase des heurigen Sommers hatten wir in Österreich schon Befürchtungen,
dass auch die Sojabohne stark darunter leiden würde. Auf den sehr leichten und schottrigen Standorten wurde
dies auch Realität. Auf tiefgründigen und gut Wasser speichernden Böden überraschten die Erträge
aber positiv. Im Rahmen eines breiten Versuchsanbaues der Landwirtschaftskammer OÖ konnten Erträge von
bis zu fünf Tonnen pro Hektar erzielt werden. Auch unter Praxisbedingungen wurden Erträge von über
vier Tonnen pro Hektar realisiert. Im Landesschnitt wird für Oberösterreich mit einem Ertrag von 3,3
Tonnen pro Hektar und somit mit einer Gesamternte von erstmals über 50.000 Tonnen Sojabohnen gerechnet
"Erfreulich ist, dass es laufend sehr interessante Sortenentwicklungen gibt. In Oberösterreich wurde
durch langjährige Versuche sehr viel Wissen rund um die Sojabohne aufgebaut, welches auch in der Praxis voll
angekommen ist. Viele Initiativen zur Sojabohne sind von Oberösterreich ausgegangen und wir sehen auch die
Zukunft des Sojaanbaus mit einem gewissen Optimismus. Europa braucht dringend eine Eiweißstrategie und wir
sind in Österreich mittendrin, diese auch umzusetzen", betont Landwirtschaftskammer-Präsident Franz
Reisecker.
Pflanzenschutzdiskussion bedroht langfristig die Produktivität
Die Glyphosat-Diskussion der letzten Monate zeigt eindringlich, dass Pflanzenschutz - vor allem chemischer
Pflanzenschutz - nicht mehr rational diskutiert werden kann. Die Meinung und Expertise der dafür zuständigen
Behörden wurde in der politischen Debatte dabei nicht mehr anerkannt, Boulevard-Medien und der Stammtisch
haben die Meinungsführerschaft übernommen. "Die Arbeit neutral und unabhängig arbeitender Behörden
wird dabei in der Diskussion zum Teil in diffamierender Art und Weise herabgewürdigt", betont Reisecker.
Gerade im Pflanzenschutz haben sich global agierende Konzerne entwickelt und diese denken in globalen Dimensionen.
Absehbar ist, dass sich die Konzerne tendenziell aus Europa verabschieden, weil sie dort zunehmend als Feindbilder
wahrgenommen werden. Für die ertrags- und qualitätsorientierte Landwirtschaft ist das Szenario bedrohlich.
Die Konzerne bzw. deren Strategen denken in globalen Dimensionen - da wird es für regionale Probleme bzw.
für Kulturen mit geringerer Flächenbedeutung immer schwieriger werden, Lösungen für Pflanzenschutzprobleme
zu finden. Nicht zu unterschätzen sind auch die technologischen Möglichkeiten dieser Firmen. Sie verfügen
über enorme Forschungsetats und manche Konzerne haben Tendenzen, die gesamte Produktionskette vom Anbau über
Betriebsmittel bis hin zu Ernte und Verarbeitung zu bedienen. "Das würde zu einer extremen Macht dieser
Konzerne auf den Märkten führen", betont Reisecker.
Mangels geeigneter Produktionsmittel könnte die Situation entstehen, dass die Versorgung mit landwirtschaftlichen
Rohstoffen eines Tages nicht mehr gesichert ist. "Das wäre eine für die westlichen Gesellschaften
völlig neue Situation. Denn in diesen muss momentan heute kein Mensch wirklich Hunger leiden. Die Auswirkungen
von Klimaänderungen und des Klimawandels sowie das Auftreten neuer Krankheiten und Schädlinge machen
die Thematik noch um eine Facette schwieriger", so Reisecker.
Recht auf Ernährung
Am Gründungstag der FAO - dem 16. Oktober - wird der Welternährungstag begangen. Das Recht auf Ernährung
ist ein grundlegendes Menschenrecht. Laut aktuellem Welthungerbericht hungern 795 Millionen Menschen. Seit 1990
ist die Zahl der Hungernden um über 200 Millionen Menschen zurückgegangen. Diese Zahlen zeigen, dass
es Fortschritte in der Hungerbekämpfung gegeben hat. Es hat auch wenig mit der Landwirtschaft zu tun, dass
immer noch so viele Menschen hungern. Hunger ist wohl viel mehr das Ergebnis nicht funktionierender, korrupter
staatlicher Strukturen, von Krieg, Bürgerkrieg aber zunehmend auch witterungsbedingter Katstrophen.
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