IMAS Umfrage zeigt Ernährungsgewohnheiten der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher
Linz (lk) - Am 18. Oktober präsentierte Landesrat Max Hiegelsberger gemeinsam mit DDr. Paul Eiselsberg, IMAS-Institut
für Markt- und Sozialanalysen GesmbH, im Rahmen einer Pressekonferenz die Ergebnisse des IMAS-Ernährungsreports
2017 für Oberösterreich.
Das Thema Ernährung hat in den letzten Jahren verstärkt an Aufmerksamkeit und Bedeutung gewonnen. Es
nimmt Einfluss auf unsere Gesundheit, unsere Landwirtschaft, unsere Lebensbedingungen und unsere Gesellschaft.
Ernährung birgt Lebensqualität und basiert auf der heimischen Landwirtschaft, die die wesentliche Verantwortung
für die Produktion unverfälschter und hochwertiger Lebensmittel trägt.
"Trotz der Vielzahl an Informationen und obwohl unser Lebensmittelangebot noch nie zu vor so reichhaltig,
vielfältig und sicher war fällt es zunehmend schwerer sein Essverhalten zu reflektieren und seine Ernährung
bewusst zu gestalten", sagt Agrar- Landesrat Max Hiegelsberger.
Demnach sind die Ziele des Agrar-Ressorts für eine maximal heimische Ernährung:
- die Stärkung der Ernährungskompetenz,
- Bewusstseinsbildung zum Thema Lebensmittel und
- die Förderung der regionalen Esskultur
Darauf aufbauend setzt das Agrar-Ressort gezielt Initiativen wie bspw. das "Genussland Oberösterreich"
(zur Förderung der regionalen Esskultur), "Schmeck´s - Ernährung auf Oberösterreichisch"
(zur Förderung der Ernährungsbildung), "Kochen mit Kids" (zur Förderung der Ernährungsbildung)
und das Projekt Ernährungsräte (zur Steigerung der Ernährungssouveränität in Gemeinden)
um.
Um eine fundierte Basis über das Ernährungs- und Essverhalten der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher
zu schaffen, beauftragte Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger IMAS mit der Erstellung des Ernährungs-Reports
2017. Ziel dieser empirischen Untersuchung war es, die Ansichten der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher
rund um das Thema Ernährung sowie deren Ernährungsgewohnheiten demoskopisch zu erheben. Der Fokus lag
dabei am Interesse zum Thema Ernährung, der Beurteilung der Lebensmittelqualität, den persönlichen
Ernährungsgewohnheiten sowie dem Essverhalten der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher.
"Diese Studie zeigt uns das hochwertige, regionale und nachhaltige Lebensmittel gefragt sind und unsere bäuerlichen
Familienbetriebe, die gezielt auf Qualitätsproduktion und Vielfältigkeit setzen, auf dem richtigen Weg
sind. Es braucht ein breites Bewusstsein für die Themen Ernährung, Lebensmittelqualität und letzten
Endes unsere heimische Landwirtschaft, um den ernährungsrelevanten Fragestellungen der Zukunft proaktiv begegnen
zu können und die Ernährungssicherheit in Oberösterreich nachhaltig zu gewährleisten",
so Landesrat Hiegelsberger.
Schwerpunkte der Befragung
- Gutes Essen und Getränke sind die TOP-Interessensgebiet
der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher (64 %);
- Geschmack (81 %), Frische (79 %), artgerechte Tierhaltung
(67 %), Herkunft aus Österreich (64 %) und Herkunft aus der Region (60 %) definieren für die Oberösterreicherinnen
und Oberösterreicher die Qualität eines Lebensmittels;
- der Konsum von Obst und Gemüse (55 %), Lebensmitteln
aus Österreich (52 %) und eine ausgewogene und regelmäßige Ernährung (50 %) zeichnen die Ernährungsgewohnheiten
der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher aus;
- die Lieblingsmahlzeiten der Oberösterreicherinnen und
Oberösterreicher sind Frühstück (39 %) und Mittagessen (41 %)
Interessensgebiete
Unter verschiedenen, abgefragten Interessensgebieten scheint das Thema "Gutes Essen, gute Getränke"
die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher am stärksten zu interessieren. Fast zwei Drittel
geben im demoskopischen Interview an, daran besonders interessiert zu sein. Danach folgen erst "Reisen",
"Mode und Bekleidung" und "Sport". Insgesamt interessieren sich die Oberösterreicher im
Durchschnitt für rund vier der insgesamt elf abgefragten Interessensgebiete. Im Gegensatz zum oben beschriebenen
TOP-Interesse wird interessanterweise die vernünftige, verantwortungsbewusste Ernährung von nur 30 Prozent
der Befragten genannt. Im Langzeittrend zur ERNA 1976 und 1987 zeigt sich, dass gutes Essen und Getränke,
Reisen und Mode und Bekleidung deutlich an Wahrnehmung zugenommen haben, während sich das Interesse an Ernährungsfragen
eher verringert hat.
Der Begriff Ernährung wird vor allem mit Gesundheit und gesundem Essen verbunden: Auf die spontane Frage,
welche Aspekte den Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern rund um die Ernährung einfallen,
zeigt sich das Thema Gesundheit als stärkste Ausprägung. Rund zwei Fünftel (39 %) der Bevölkerung
ob der Enns sehen eine gedankliche Brücke zwischen Ernährung und Gesundheit. Danach folgen gutes Essen
(18 %), Lebensmittel allgemein (17 %) und eine ausgewogene Ernährung (12 %) bzw. bewusste Ernährung (10
%).
Lebensmittelqualität
In einer spontanen Abfrage wurde den Befragten der Begriff Lebensmittelqualität vorgelegt. Rund einem Fünftel
der Befragten fällt dazu ungestützt Bio (23 %), Regionalität (21 %) und Frische (20 %) ein. In der
gestützten Abfrage werden einerseits die Ergebnisse der spontanen Nennungen bestätigt, wie Frische und
Regionalität/Herkunftsland Österreich, andererseits kommen der Geschmack und die artgerechte Tierhaltung
als Kriterien dazu. Keiner der abgefragten Aspekte gilt als unwichtig, jedoch finden sich die Themen Haltbarkeit,
wenig Fett und Salz am Schluss dieses Rankings.
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Ernährungsgewohnheiten
Die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher greifen gerne zu Obst und Gemüse, verwenden gerne
Lebensmittel aus Österreich und achten auf eine ausgewogene und regelmäßige Ernährung. Danach
folgen Aspekte wie die Regionalität, nur hochqualitative Produkte zu kaufen und möglichst fettarm und
mit wenig Salz zu essen. Zentrale Trends seit 1987 sind sicherlich Bio, ausgewogene Ernährung und der Kauf
von hochwertigen Fetten und Ölen. Kein Fleisch zu verzehren bzw. keine tierischen Produkte zu essen usw. spielt
nur für eine kleine Minderheit der Bevölkerung eine Rolle.
Brot & Gebäck (53 %), Obst (28 %), Milch (27 %), Butter (26 %) und Gemüse (20 %) stehen am täglichen
Speiseplan: Sehr häufig, also täglich, steht bei der absoluten Mehrheit der Befragten Brot und Gebäck
am Speiseplan. Kaum jemand isst nie Brot oder Gebäck in einer Woche. Danach folgen Obst, Milch, Butter und
Gemüse im täglichen Konsum, Fleisch wird durchschnittlich an 3,3 Tagen der Woche gegessen. Fleischersatzprodukte,
Superfood und Sojadrinks werden von den Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern kaum gegessen oder
getrunken.
Fleisch vom Schwein und Geflügel wird am häufigsten gegessen: In der Abfrage der wichtigsten Fleischsorten
zeigt sich, dass Schweinefleisch und Geflügel am häufigsten gegessen werden. Mit deutlichem Frequenzabstand
folgt Rindfleisch; Schaf-, Lamm- und Ziegenfleisch ist sogar für 80 Prozent der Befragten überhaupt kein
Thema.
Essverhalten
Das Frühstück und das Mittagessen gelten als die beiden wichtigsten Mahlzeiten, das Abendessen und die
Zwischenmahlzeiten sind nicht so wichtig (wichtigste Mahlzeit: Frühstück - 39 %; Mittagessen - 41 %;
Abendessen - 16 %; Zwischenmahlzeit - 4 %). Als zweitwichtigste Wahl gelten alle drei Hauptmahlzeiten (Frühstück
- 23 %; Mittagessen - 34 %; Abendessen - 31 %; Zwischenmahlzeit 11 %).
Frühstück: Zu Hause (74 %), mit Kaffee (60 %), Butter/Marmelade (36 %/25 %) und Gebäck (17 %)
Das Frühstück wird in der Regel zu Hause (74 %) eingenommen, rund ein Fünftel (20 %) gibt aber
zu, am gestrigen Tag überhaupt nicht gefrühstückt zu haben. Nur das Büro scheint eine kleine
Alternative für zu Hause zu sein (3 %). Es gilt aber sicherlich folgende Faustregel: Wer nicht zu Hause frühstückt
wird aller Voraussicht nach auch nicht frühstücken und diese Mahlzeit am Beginn des Tages auslassen.
Haushalte mit Kindern nehmen in der Tendenz eher ein Frühstück ein.
Butter, Honig, Marmelade und Gebäck/Brot zählen zum typischen Frühstück der Oberösterreicher.
Käse, Wurst und Eier werden dagegen nur selten zum Frühstück verzehrt. Kaffee gilt als das zentrale
Getränk. Müsli und Cornflakes werden nur von einer Minderheit genannt. Im Trend zeigt sich aber, dass
zentrale Elemente des Frühstücks abgenommen haben, dafür legen Joghurt und frisches Obst und Obstsaft
deutlich zu.
Mittagessen: Zu Hause (62 %), Fleischhauptgericht als häufigstes Mittagessen (43 %)
Das Mittagessen wird in der Regel zu Hause eingenommen, acht Prozent der Befragten geben an, gestern überhaupt
nicht zu Mittag gegessen zu haben. Rund drei Fünftel geben an, gestern zu Hause gegessen zu haben (62 Prozent).
Dies ist nicht verwunderlich, da laut Statistik Austria ein beinahe gleich großer Anteil der Oberösterreicherinnen
und Oberösterreicher nicht erwerbstätig oder nur Teilzeit beschäftigt ist (57 Prozent der Oberösterreicher
ab 16 Jahren sind Teilzeitkräfte, Arbeitslose, Frauen in Karenz oder Mutterschutz, Pensionistinnen und Pensionisten,
Schülerinnen und Schüler sowie sonstige nicht-erwerbstätige Personen). Klassische Alternativen sind
die Kantine, das Gasthaus, Schnellimbisse oder auch das Büro. Insgesamt zeigt der Langzeittrend, dass das
Mittagessen zu Hause rückläufig ist, die Alternativen Werksküche und Schnellimbiss, aber auch die
Askese zulegen.
Hauptspeisen mit Fleisch gelten für die meisten Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher als das
häufigste Mittagessen. 43 Prozent geben zu Protokoll, dass sie gestern eine Fleischspeise gegessen haben.
Rund jeder Vierte hat hingegen auf Fleisch verzichtet und 19 Prozent haben eine Suppe verzehrt. Im Langzeittrend
kann beobachtet werden, dass die Suppen und die Fleischhauptspeisen rückläufig sind, während die
fleischlosen Speisen deutlich zunehmen.
Abendessen: Zu Hause (82 %) mit kalter Jause (51 %)
Das Abendessen wird in der Regel zu Hause eingenommen, nur jeder Zehnte gibt an, gestern überhaupt nicht zu
Abend gegessen zu haben. Hierbei stellen Gasthäuser und Restaurants die Alternativen dar. Im Trend ist dieses
Ergebnis stabil.
Als Abendessen wird hauptsächlich eine kalte Jause, wie bspw. ein belegtes Brot, verzehrt. Danach folgen mit
deutlichem Abstand Hauptspeisen mit Fleisch, warme Schnellimbisse wie Würstel und Obst und Gemüse. Im
Trend sind alle abgefragten Speisearten leicht rückläufig.
Hintergrund der Befragung:
- Methode: Persönliche Interviews (face-to-face); Die Interviews wurden von
26. Juni bis 18. Juli 2017 erhoben.
- Sample: n=532; repräsentativ für die OÖ Bevölkerung ab 16
Jahre
- Schwankungsbreite: Die maximale Schwankungsbreite für diese Gruppe beträgt
+/- 4,2 Prozentpunkte bei einem Signifikanzniveau von 95,45 Prozent
- Für die Analyse und Darstellung von Trends- und Entwicklungen wurden Ergebnisse
der ERNA 1987 und ERNA 1976 herangezogen. Die ERNA (Analyse des österreichischen Ernährungsverhaltens)
wurde jeweils mittels persönlichen Interviews (face-to-face) auf einer Basis von 3000 Interviews (n=3.000)
durchgeführt.
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